Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flieh, so schnell es geht!

Flieh, so schnell es geht!

Titel: Flieh, so schnell es geht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
Vom Netzwerk:
Geräusch. Paddy treibt sie an.
    Â»Los. Das ist er nicht.«
    Die Männer lachen, aber es klingt gezwungen. Und ich denke mir, ja, lacht nur, lacht euch einen Ast ab. Das ist nicht der Junge, hier wird er doch bestimmt nicht sein.
    Lacht nur.
    Ich werfe den nächsten Stein.
    Sie erstarren alle gleichzeitig. Jetzt schauen sie aber wirklich und zwar in alle Richtungen. Sogar der stämmige Kerl guckt sich um.
    Aber sie sehen mich nicht. Ich bin in einer Senke gleich hinter dem Zaun. Neben mir liegen Müllsäcke und alte Konservendosen, doch das macht mir nichts aus, solang ich sie deutlich sehe und vor dem Schein ihrer Taschenlampen sicher bin, wenn sie angehen.
    Na also. Sechs Taschenlampen gehen an.
    Ich ziehe den Kopf noch mehr ein, nur um sicherzugehen. Trotzdem kann ich sie sehen. Mir entgeht nichts, sie sind nervös, das merke ich an der Art, wie sie stehen.
    Sechs große kräftige Männer, die Angst vor einem unbekannten Geräusch haben.
    Ich könnte ihnen sagen, was es bedeutet, Angst zu haben.
    Ich hebe noch einen Stein auf. Diesmal muss ich genau aufpassen. Beim Schein der Taschenlampen könnten sie sehen, wie er geflogen kommt. Ich warte, beobachte und werfe ihn weit über ihre Köpfe hinweg in den Abfall auf der anderen Seite des Weges.
    Die Männer schauen alle in diese Richtung.
    Â»Los«, sagt Paddy.
    Schon klettern sie alle sechs über den anderen Zaun und trampeln durch den Abfall. Sobald sie außer Sicht sind, klettere ich über meinen Zaun und laufe zum Bus. Mit dem Messer mache ich mich über die Reifen her. Zwei mache ich platt, drei. Scheiß drauf, ich mache alle vier. Warum nicht?
    Zack. Darauf ein leises Zischen.
    Noch drei, dann zurück über den Zaun und in die Senke dahinter. Ich keuche, beruhige mich aber rasch, stecke das Messer ein und beobachte wieder den Fahrweg.
    Jetzt kommen sie wieder, im Gänsemarsch. Sie klettern nacheinander über den anderen Zaun, zuletzt der stämmige Kerl. Er sieht ziemlich fertig aus. Die anderen warten auf ihn vor dem Bus.
    Und ich warte auf sie.
    Denn ich hab hier noch was vor. Aber zuerst muss jemand merken, was passiert ist.
    Der Stämmige macht das für mich.
    Â»Die Reifen«, sagt er.
    Sie schauen erst ihn an, dann die Reifen.
    Â»Scheiße!«, sagt einer.
    Alle gehen fluchend um das Fahrzeug herum. Ich beobachte nur Paddy. Er hat kein Wort gesagt und zeigt kein bisschen Wut.
    Er hält rundum Ausschau und leuchtet mit der Taschenlampe den Fahrweg ab.
    Â»Schwärmt aus«, sagt er.
    Ja, prima Idee, Paddy. Lass die anderen ausschwärmen.
    Alle außer dir.
    Ich brauch dich allein.
    Sie gehen langsam den Fahrweg hinunter, richten die Taschenlampen mal hier, mal da hin. Ich ducke mich.
    Na los, Paddy, ich will dich hier haben.
    Er bleibt mitten auf dem Weg stehen. Drei Männer sind wieder über den Zaun geklettert, um den Abfall auf der anderen Seite noch einmal zu durchwühlen. Der Stämmige und ein anderer Typ suchen die Ränder ab.
    Paddy steht immer noch in der Nähe des Busses.
    Los, Paddy, komm hierher.
    Er beginnt zu sprechen, nicht laut, als wüsste er, dass es gar nicht nötig ist.
    Â»Sie hat sich kaum gewehrt.«
    Er schaut in meine Richtung. Sehen kann er mich nicht, aber er könnte mir genauso gut direkt in die Augen sehen. Denn seine Worte treffen mich. Und er weiß das.
    Â»Du findest sie in einem Graben.« Er lacht belustigt. »Wenn du dir die Mühe machen willst. Ich an deiner Stelle würde meine Zeit nicht damit verschwenden. Das Leben ist kurz. Meinst du nicht auch?«
    Ja, Paddy, ganz meine Meinung.
    Ich sehe, wie die Taschenlampen der anderen Männer die Dunkelheit zerschneiden. Aber von ihnen geht keine Gefahr aus. Sie sind in einer anderen Welt. In meiner Welt gibt es jetzt nur zwei Personen.
    Paddy und mich.
    Er schaut genau in meine Richtung und ich frage mich, Bigeyes: Ist das Schicksal? Oder bin ich das? Hängt es allein von meinem Willen ab?
    Wie es in diesem Buch steht, das ich dir gezeigt habe.
    Der Wille zur Macht .
    Ja, der Wille zur Macht.
    Jetzt hat sich das Blatt gewendet. Ich schaue dich an, Paddy, und ich frage dich: Wer hat jetzt die Macht? Wer hat den stärkeren Willen?
    Er schaut immer noch herüber.
    Â»Na komm«, flüstere ich. »Komm schon.«
    Und er kommt tatsächlich, langsam, unsicher, er schwenkt seine Taschenlampe nach rechts und nach links. Der Lichtschein fällt auf den Abfallhaufen

Weitere Kostenlose Bücher