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Fliehe weit und schnell

Fliehe weit und schnell

Titel: Fliehe weit und schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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dank eines üppigen Mittagessens ein wenig träge - und probierte das Computernetzwerk aus, das gerade installiert worden war.
    »Es gelingt mir nicht, die Datenbank mit den Fingerabdrücken von der Präfektur zu laden«, knurrte er, als Adamsberg vorbeikam. »Was machen die bloß, verdammt? Wollen die etwa Informationen zurückhalten? Sind wir nun eine Außenstelle, oder sind wir keine Außenstelle?«
    »Das wird schon noch«, beschwichtigte Adamsberg, der schon deshalb so ruhig war, weil er sich sowenig wie möglich mit Computern befaßte.
    Zumindest diese Unzulänglichkeit störte Hauptmann Danglard nicht, der glücklich war, wenn er mit Datenbanken hantierte und Informationen abglich. Ausgedehnte Datenbestände zu registrieren, zu ordnen und zu verarbeiten kam der Funktionsweise seines organisierten Geistes entgegen.
    »Auf Ihrem Schreibtisch liegt eine Nachricht«, sagte er, ohne den Blick zu heben. »Von Königin Mathildes Tochter. Sie ist von ihrer Reise zurück.«
    Seitdem jene Mathilde ihm vor langer Zeit einen gewaltigen Schönheits- und Gefühlsschock versetzt hatte, nannte Danglard Camille nie anders als ›Königin Mathildes Tochter‹. Er bewunderte Mathilde wie eine Ikone, und ein großer Teil dieser Ehrerbietung war auf ihre Tochter Camille übergegangen. Danglard war der Ansicht, Adamsberg sei Camille gegenüber bei weitem nicht so zuvorkommend und aufmerksam, wie er es hätte sein müssen. Das schloß Adamsberg sehr deutlich aus einem gewissen Knurren oder stummen Mißbilligungen seines Stellvertreters, der sich als Gentleman jedoch bemühte, sich nicht in anderer Leute Angelegenheiten zu mischen. Und soeben warf Danglard ihm auf diese stumme Weise vor, sich seit über zwei Monaten nicht bei Camille gemeldet zu haben. Vor allem aber warf Danglard ihm vor, daß er ihm eines Abends am Arm eines Mädchens begegnet war, vor noch nicht einmal einer Woche. Die beiden Männer hatten sich wortlos gegrüßt.
    Adamsberg stellte sich hinter seinen Stellvertreter und sah kurz zu, wie die Zeilen auf dem Bildschirm vorbeizogen.
    »Sagen Sie mal, Danglard, da gibt es einen Kerl, der sich damit vergnügt, mit schwarzer Farbe verschnörkelte Vieren auf Wohnungstüren zu malen. Genaugenommen in drei Gebäuden. Eines im 13. Arrondissement und zwei im 18. Ich frage mich, ob ich nicht auf einen Sprung dort vorbeischaue.«
    Danglard ließ seine Finger über der Tastatur in der Luft schweben.
    »Wann?« fragte er.
    »Nun, jetzt. Ich will nur noch dem Fotografen Bescheid geben.«
    »Wozu?«
    »Nun, um sie zu fotografieren, bevor die Leute sie entfernen. Wenn das nicht schon passiert ist.«
    »Aber wozu?« wiederholte Danglard.
    »Ich mag diese Vieren nicht. Ganz und gar nicht.«
    Gut. Das Schlimmste war gesagt. Danglard waren Sätze, die mit ›Ich mag‹ oder ›Ich mag nicht‹ anfingen, ein Greuel. Ein Bulle durfte nicht mögen oder nicht mögen. Er sollte arbeiten und nachdenken, während er arbeitete. Adamsberg ging in sein Büro und fand die Nachricht, die Camille hinterlassen hatte. Falls er nichts vorhabe, könne sie heute abend zu ihm kommen. Ob er Nachricht geben könne, falls er was vorhabe? Adamsberg nickte. Nein, natürlich hatte er nichts vor.
    Mit einemmal zufrieden, nahm er den Hörer ab und bestellte den Fotografen. Danglard erschien, irritiert und verdrossen.
    »Danglard, wie sieht der Fotograf aus?« fragte Adamsberg. »Und wie heißt er?«
    »Vor drei Wochen wurde Ihnen die gesamte Mannschaft vorgestellt«, erwiderte Danglard, »und Sie haben allen anwesenden Männern und Frauen die Hand geschüttelt. Mit dem Fotografen haben Sie sogar geredet.«
    »Gut möglich, Danglard, sogar ganz sicher. Aber das beantwortet meine Frage nicht. Wie sieht er aus, und wie heißt er?«
    »Daniel Barteneau.«
    »Barteneau, Barteneau, das ist nicht leicht. Wie sieht er aus?«
    »Eher mager, lebhaft, fröhlich, unruhig.«
    »Besondere Kennzeichen?«
    »Sehr viele Sommersprossen, fast rotes Haar.«
    »Das ist gut, sehr gut«, sagte Adamsberg und zog die Liste aus seiner Schublade.
    Er beugte sich über seinen Tisch und notierte: Mager, rothaarig, Fotograf...
    »Was haben Sie gesagt, wie war der Name?«
    »Barteneau«, wiederholte Danglard langsam und deutlich. »Daniel Barteneau.«
    »Danke«, erwiderte Adamsberg und vervollständigte seinen Eintrag. »Haben Sie bemerkt, daß es da ein dickes Idiotengesicht in der Gruppe gibt? Ich sage eins, aber wir haben vielleicht mehrere.«
    »Favre. Jean-Louis.«
    »Ganz richtig. Was

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