Flitterwochen
ist, Miss Connor heute nachmittag mitzunehmen«, meinte er nur, und alle lachten.
»Ein Glück«, antwortete darauf Lee, »sonst hätten Sie einen Vorwand gefunden wegzugehen und uns zu verlassen.« Sie hielt inne und fragte sich, warum es immer ihre eigene Stimme war, die sie solche Dinge sagen hörte. Entschlossen fuhr sie dann fort, wobei sie dem wütenden Blick ihres Mannes auswich: »Herrlich, daß Sie hier sein werden und uns helfen können, kleine Shakespeare-Stücke auszusuchen, die wir im Theater von Ruru verderben können.«
Als sie den beiden zu Hause Geblieben lebhaft von Mrs. Harveys Plänen berichtete, bemerkte Tante Hester nur ruhig: »Wahrscheinlich eine hervorragende Idee. Das ist für euch junge Leute eine Beschäftigung, die Vergnügen macht. Ich bin aber auch dankbar, daß es Freuden gibt, von denen das Alter ausgeschlossen ist, und eine davon sind Shakespeare-Aufführungen.«
»Da stimme ich Ihnen voll zu«, sagte Meredith. »Ich werde mir gern Ihre Diskussionen anhören, aber meine Tage als Schauspieler sind vorbei. Außerdem möchte ich Ihre Gastfreundschaft zum Zeitpunkt der eigentlichen Aufführung wirklich nicht mehr mißbrauchen.«
»Sie werden doch nicht weglaufen wollen«, ließ sich Sally vernehmen, die plötzlich und ziemlich überraschend Wurzeln geschlagen zu haben schien. »Außerdem gibt es massenhaft Rollen für ältere Leute. Denken Sie nur an die Herzöge und Könige, und in Romeo und Julia kommen sowohl eine Amme wie eine Wärterin vor.«
Tante Hester sich in einer dieser Rollen vorzustellen, war fast zuviel für Lee, und Miss Connor lächelte selbst über den Vorschlag. Die Unterhaltung war jedoch sehr lebhaft geworden, und plötzlich merkte Lee, daß die ganze Gesellschaft von einer gefährlichen Leidenschaft gepackt war — von der überwältigenden Begeisterung für Amateurtheater. Sie hatte derartiges schon früher erlebt und gesehen, wie ganze Gruppen sonst normaler junger Leute davon befallen und völlig überwältigt worden waren.
Da sie selbst gegen einen solch gefährlichen Bazillus immun war, konnte sie sich in aller Ruhe ausrechnen, daß die Veranstaltung, die alle so begeistert vorbereiteten, frühestens in zwei Wochen würde stattfinden können. Weitere vierzehn Tage in einem überfüllten Haus! Sie durfte gar nicht daran denken. Lee sprang auf und sagte plötzlich: »Übrigens, Andrew, mit unserem Fleisch sind wir fast am Ende. Meinst du, du könntest morgen schlachten?«
Es war wirklich schrecklich. Andrew bekam noch mehr Arbeit, und die lieben armen Schafe mußten auch geopfert werden.
»Ich habe geschlachtet«, verkündete ihr Mann mit verzweifelter Selbstbeherrschung. »Das Schaf hängt schon in der Speisekammer, und Fett ist auch genug da.«
»O du lieber Himmel, und ich habe schon zwei Büchsen voll. Was kann man nur mit dem Fett hoch anfangen?« stammelte Lee, die bei dieser schrecklichen Belastung ihrer Haushaltskasse fest entschlossen war, nichts zu verschwenden.
Kitty, die hergekommen war, um die Theaterstücke mit ihnen zu besprechen, äußerte unglücklicherweise: »Tante Jean macht Seife daraus. Es ist sehr gute Seife. Sie kauft nie welche für die Küche oder die Wäsche.«
»Seife?« wiederholte Lee mit plötzlich strahlenden Augen. »Was für eine phantastische Idee. Ist das sehr schwierig, Kitty?«
»Ich glaube nicht, aber sie wird es dir erzählen. Wir machen sie nicht zu Hause, weil wir keine eigenen Schafe schlachten.«
Hier schaltete sich Andrew ein. »Warum willst du alles noch umständlicher machen? Wirf das verdammte Zeug weg. Du hast mit dieser verrückten Brotbackerei genug zu tun.«
»Verrückte Brotbackerei — na hör mal!« rief seine Frau gekränkt. »Ich weiß, daß es zweimal nichts geworden ist, aber du mußt zugeben, daß das Brot jetzt immer hervorragend war.«
»Ich habe nicht gesagt, daß es nicht gut ist. Ich habe nur gesagt, daß es dir noch mehr Arbeit macht, und das ist Wahnsinn.«
Doch jetzt erklärte Sally sofort eifrig, daß sie die Seifenherstellung übernehmen wolle. Es würde ihr Spaß machen, und es wäre herrlich, wenn sie bei ihrer Rückkehr in der Stadt damit angeben könne, daß sie aus häßlichem weißen Fett durch irgendein Wunder großartige Seife machen konnte. Sie würde Mrs. Macgregor sofort anrufen und genau herausfinden, wie das Wunder zu bewerkstelligen sei. Sie wäre natürlich die geeignete Person dafür, da sie einen Hauswirtschaftskurs gemacht hatte.
»Der Kurs hat dir viel
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