Flowertown - Die Sperrzone
gestorben, Ellie. Ich kann nicht zulassen, dass du zu ihnen gehörst. Du bist hier viel nützlicher. Sollten wir nicht durchkommen, wenn uns irgendetwas zustößt, dann musst du dafür sorgen, dass die Welt die Wahrheit erfährt.«
»Wenn euch etwas zustößt, dann sind wir alle tot. Alle.« Er küsste ihre Stirn und grinste sie an.
»Nun, dann muss ich wohl über mich selbst hinauswachsen.«
Noch bevor Ellie merkte, dass sie vergessen hatte, ihnen die Festplatte mit auf den Weg zu geben, hatte der Schatten Guy und Porter verschluckt. Sie fluchte leise und schwenkte das Brecheisen ziellos durch die Dunkelheit. Was um alles in der Welt sollte sie jetzt tun? Sie konnte nicht zurück auf die Hauptstraße. Zurück zum Haus der Öffentlichkeit zu gehen würde bedeuten, dass sie noch einmal dieselben viel befahrenen Straßen überqueren müsste, über die sie es schon beim ersten Mal nur mit Müh und Not geschafft hatte. Ellie fühlte das Kribbeln in ihren Fingern und atmete dreimal tief ein, um ihr Temperament zu kontrollieren.
Sie musste sich verstecken. Guy hatte ihr gesagt, dass sie sich abseits jener Gebäude halten solle, die wahrscheinlich gesprengt werden würden. Aber Flowertown bestand aus nichts anderem als Gebäuden. Gebäuden und Zäunen. Sie entfernte sich zügig von der Hauptstraße und näherte sich dem Grenzzaun. Feno würde wohl kaum den Grenzzaun sprengen wollen. Als sie zwischen den Lastern hindurchhuschte, die neben einem niedrigen Betongebäude parkten, hörte sie das laute Rumpeln eines Motors, und das Klappern eines Maschendrahtzauns. Hatte Bing das Tor etwa schon erreicht?
Ohne daran zu denken, ob man sie entdecken würde, rannte Ellie aus der schützenden Dunkelheit und blickte durch die Zufahrtsstraße auf das Haupttor. Sie sah Wachen, die um das Tor und das Wachhäuschen herumliefen, aber das Tor selbst war geschlossen. Ein schwarz gekleideter Wachmann nähertesich dem Pförtner, der das Steuerpult für das Tor bediente. Wieder sah sie Mündungsfeuer. Der Söldner zog den leblosen Körper aus der Kontrollkabine und wälzte ihn zur Seite. Kurz danach schwang das Tor langsam auf.
Ellie schlüpfte zurück in die Dunkelheit und rannte in deren Schutz auf den Zaun zu. Weniger als zehn Meter von ihr entfernt öffnete sich ein weiterer Abschnitt des Tores. Das Motorengeräusch wurde lauter. Ellie rannte genau in dem Moment nach vorne, als eine Walz-Drohne langsam durch den Grenzstreifen rollte. Aus der Nähe betrachtet war sie kaum größer als ein VW Käfer, dachte Ellie überrascht. Sie glotzte mit offenem Mund auf die Drohne. Sie würde das hier nicht schaffen. Sie konnte es nicht. Sie dachte an Mr MacDonald und seine feierliche Rede und wusste, dass sie keine jener Heldinnen war, denen Fortuna zulächelte. Sie war es nie gewesen. Aber sie trug die Beweise gegen Feno in ihrer Hosentasche. Sie erinnerte sich an Bing, an seine Drohungen, und daran, wie es sich anfühlte, an ein Bett in einem ganz weißen Raum fixiert zu sein. Und sie lief los.
Die Drohne bewegte sich langsam und Ellie holte sie ein, noch bevor sie das erste Tor passiert hatte. Sie warf das Brecheisen weg und trabte neben der Maschine her. Sie versuchte herauszufinden, wie sie sich am besten auf der einfachen Metallkonstruktion verstecken könnte. In der Drohne existierten weder Sitze noch eine Fahrerkabine, in der sie sich verbergen konnte. Es gab nur die eine Achse mit den zwei schweren Reifen, die um eine Sprühvorrichtung herum montiert waren, die wiederum mit einem Stahlfass verbunden war. Der gesamte Mechanismus wurde von Metallplatten geschützt, in deren Oberfläche sich sechs Öffnungen befanden. Ellie hörte, wie das äußere Tor geöffnet wurde. Zum ersten Mal seit sieben Jahrenrückte die saubere Erde außerhalb von Flowertown in greifbare Nähe.
Sie wusste, dass man sie entdecken würde, wenn sie neben der Drohne herliefe. Also sprang sie seitlich auf die Maschine und klammerte sich an das Fass, bis sie Halt für Hände und Füße in den Ventilöffnungen fand. Sie drückte das Gesicht gegen das kühle Metall, ihre blutbeschmutzten Finger drohten, den Halt an den ölverschmierten Öffnungen zu verlieren, ihre Zehen zitterten in der verkrampften Haltung. Schweiß lief zwischen ihr und der metallischen Außenwand hinab. Dann rollte die Drohne durch das letzte Tor.
Hinter ihr knisterte ein Funkgerät. »Drohne Sieben ist durch. Das Tor ist klar.«
Beinahe hätte sie sich entspannt, doch dann plärrte eine laute
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