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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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inweißer Schrift konnte man lesen: »Es ist Ihre Aufgabe, sie zu beschützen. Es ist unsere Aufgabe, Ihnen das Rüstzeug dafür zu geben. EcciVac. Impfstoffe für Kinder.« Eine halbe Sekunde vor dem Ende der Werbung strahlte das Logo von Barlay Pharma vom unteren Rand des Bildschirms. Ellie drehte ihm den Rücken zu.
    Bis auf ein paar lange Tische, unbequeme Stühle und etwas Anschauungsmaterial war der Seminarraum leer. Offensichtlich brauchte man nur wenig Ausrüstung, um die Feno-Mitarbeiter zu indoktrinieren. Leute, die das Ansteckungsrisiko auf sich nahmen, wenn das Honorar stimmte, unterstützten wahrscheinlich alles.
    Ein verbeulter grauer Aktenschrank lehnte an der Wand und Ellie konnte nicht anders. Sie öffnete eine Schublade und rief für die Männer, von denen sie annahm, dass sie draußen Wache standen: »Ich fasse euren Kram an!«
    Doch niemand kam durch die Tür geprescht. In den Schubladen befand sich nichts außer Blanko-Anforderungsblättern, Stadtplänen von Flowertown sowie weitere, allgemeine Formulare. Ellie knallte die Schublade zu und ging an die Fenster. Sie waren doppelt beschichtet und gut versiegelt. In Anbetracht des fetten Monatsgehalts sehnte sich bei Feno wohl niemand nach frischer Luft – oder vielmehr nach dem, was hier als frische Luft durchging. Ellie presste ihre Stirn gegen die Scheibe und blickte durch den Nebel ihres Atems nach draußen.
    Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so nah an der Grenzzone gewesen zu sein. In all den Jahren, die sie hier verbracht hatte, und sie war von Anfang an hier gewesen, war es ihr nie in den Sinn gekommen, zur Grenze zu gehen. So hatten es Feno und die Armee natürlich am liebsten. Diejenigen, diedem Sicherheitszirkel zu nahe kamen, hatten ziemlich schnell ziemlich viele Waffen auf sich gerichtet. Und trotzdem, hier stand sie nun, keine fünf Meter entfernt von der ersten Reihe aus Maschendrahtzäunen, die das Lager von der Leere dahinter trennten.
    Der Zaun ragte sicher vier Meter hoch, und das ohne die enorme Schicht Stacheldraht, die noch einmal einen guten Meter obendrauf thronte. Sie lugte in beide Richtungen, konnte aber entlang der Zaunlänge keine Tore ausmachen. Hinter dem Zaun kamen ein paar Meter mit großen, spitzen Schottersteinen, und dahinter ein weiterer hoher Zaun aus Stacheldraht. Ellie wusste, dass unter dem Schotter die größten Abflussrohre verliefen. Der Bereich war im Grunde genommen der Vorhof zum eigentlichen Grenzgebiet, das erst dahinter begann. Ellie war sich nicht sicher, ob sie an die Hölle glaubte, aber als sie über die verbrannte Erde blickte, dachte sie, dass die Hölle, wenn es sie denn gäbe, ziemlich genau so aussehen müsste.
    Der Boden war grau wie Holzkohle, fast so wie Asphalt, nur nachgiebiger. Nichts wuchs auf ihm; nichts reckte sich aus seiner öden Fläche empor. Und von dort, wo Ellie stand, konnte man nichts sehen, was die schier endlose Ausdehnung des Grenzstreifens unterbrach. Bing hatte ihr gesagt, dass der Sicherheitsring überall dort gute fünf Kilometer breit war, wo es das Terrain erlaubte. An anderen Stellen war er nur anderthalb Kilometer breit. Ellie hätte auf der Karte nachschauen können, um zu überprüfen, ob es sich hier um eine breite Stelle des Sicherheitsstreifens handelte – aber ob anderthalb oder fünf Kilometer breit, es machte keinen Unterschied. So oder so hätte Ellie nicht erkennen können, was dahinter kam. Sie sah nur Tod. Die Abwesenheit von Leben.
    Eine Walz-Drohne rollte langsam in ihr Sichtfeld, weit draußen im Grenzgebiet. Sie folgte ihrem programmierten Kurs wie eine kurze, dicke Dampfmaschine. Ellie kannte Berichte über die Walz-Drohnen aus der Zeit, als sie zu krank war, um von ihrer Pritsche aufzustehen. Das war während der ersten Runde der Versorgungsmedikamente gewesen, die sie beinahe dahingerafft hätten. Komisch, dachte sie, dass sie sich nach all der Zeit an den Namen erinnerte. Man sprach nicht über die Drohnen, und sie konnte sich nicht erinnern, jemals eine echte Drohne gesehen zu haben, aber sie erinnerte sich an das, was sie gelernt hatte, als sie zu schwach gewesen war, um aufzustehen und den Fernseher auszuschalten. Sie wusste, dass Bing fähig gewesen wäre, so ein Ding aus der Erinnerung zu zeichnen, mit allen Schaltplänen und technischen Einzelheiten. Sie kannte nur die Grundlagen.
    Die Walz-Drohnen standen nie still. In konstanter Rotation fuhren die Maschinen durch das Flowertown umgebende Grenzgebiet. Im Vorderteil der Maschinen

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