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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Schrei nicht, um Gottes willen, tu bloß das nicht.
    Billy schloß die Augen.
    »Also gut, also gut«, sagte Houston besänftigend. »Ihre Idee. Gefällt Ihnen dieses Wort besser? Ich wollte Ihnen ja nur .sagen, daß Ihnen Ihre Idee da nicht viel weiterhelfen wird. Im Gegenteil, sie kann sogar die Ursache für Ihre Psycho-Anorexie sein, falls das die Krankheit ist, an der Sie leiden - und Dr. Yount scheint mir davon überzeugt zu sein.
    Sie ...«
    »Hopley«, sagte Billy leise. Auf seinem Gesicht brach plötzlich Schweiß aus. Er wischte sich mit dem Taschentuch über die Stirn. Blitzartig tauchte Hopieys Gestalt wieder vor ihm auf: dieses Gesicht, das kein Gesicht mehr, sondern eine Reliefkarte der Hölle war; absurd wuchernde Entzündungen, tröpfelnde Nässe, und dann dieses unsagbare Geräusch, als Hopley sich mit dem Fingernagel über die Wange gekratzt hatte ...
    Houston schwieg jetzt sehr lange.
    »Reden Sie mit Duncan Hopley. Er kann Ihnen bestätigen, daß ...«
    »Das geht nicht mehr, Billy. Duncan Hopley hat sich vor zwei Tagen umgebracht. Während Sie in der Glassman-Klinik waren. Er hat sich mit seiner Dienstpistole erschossen.«
    Halleck drückte die Augen ganz fest zu. Er schwankte. Er fühlte sich wie nach den ersten drei Zügen an der Chester-h'eld. Er kniff sich ganz fest in die Wange, damit er nicht in Ohnmacht fiel.
    »Dann wissen Sie es also«, sagte er mit immer noch geschlossenen Augen. »Sie wissen es ... oder irgend jemand muß es wissen. Jemand muß ihn gesehen haben.«
    »Grand Lawlor hat ihn gesehen«, berichtete Houston.
    »Ich habe gerade vor ein paar Minuten mit ihm telefoniert.«
    Grand Lawlor. Billys verwirrter, gehetzter Verstand begriff einen Moment lang überhaupt nichts - er glaubte, daß Houston sich etwas verhaspelt und das Wort Grand Jury  falsch ausgesprochen hätte. Dann fiel der Groschen. Grand Lawlor war der Beamte, der in diesem Bezirk ungeklärte Todesfälle zu untersuchen hatte. Und jetzt fiel's ihm auch wieder ein. Ja, Grand Lawlor hatte ein- oder zweimal vor dem Großen Geschworenengericht ausgesagt, als er, Billy, dabei-gewesen war.
    Bei solchen Gedanken kriegte er fast einen Lachkrampf.
    Er legte seine Hand ganz fest, über die Sprechmuschel und hoffte, daß Houston sein Gekicher nicht hören konnte.
    Wenn er es nämlich hörte, hielt er ihn mit Sicherheit für bekloppt.
    Großes Geschworenengericht, A.d.Ü.
    Und das käme dir sehr gelegen, mich für bekloppt zu halten, nicht wahr, Mike? Denn wenn ich nun doch beschlösse, über dein winziges Flaschchen und das Elfenbeinlöffelchen zu plaudern, während alle mich für verrückt hielten, na, dann würde mir ja niemand mehr glauben, nicht wahr? Um Himmels willen, nein ...
    Das wirkte. Sein Kichern verging.
    »Sie haben ihn nicht gefragt, ob ...«
    »Ob ich nach Einzelheiten im Zusammenhang mit seinem Tod gefragt habe? Nach dieser Horrorgeschichte, die Ihre Frau mir da erzählt hat? Darauf können Sie Gift nehmen!« Houstons Stimme wurde einen Moment lang ganz etepetete. »Sie sollten verdammt froh darüber sein, daß ich dichtgehalten habe, als er mich fragte, warum ich das wissen wollte.«
    »Was hat er Ihnen gesagt?«
    »Daß Hopleys Gesicht zwar in einem chaotischen Zustand gewesen war, aber nicht im Ansatz so schlimm wie die Horrorvision, die Sie Heidi da aufgetischt haben. Aufgrund von Grands Beschreibung nehme ich an, daß es sich bei Hopley um einen bösartigen Ausbruch von Akne gehandelt hat, was ja gerade im Erwachsenenalter besonders schlimm ist. Eine Krankheit übrigens, die ich bei ihm seit eh und je behandelt habe, seit er im Jahre 1974 zum erstenmal in meine Praxis gekommen ist. Dieser Ausbruch muß ihn ziemlich deprimiert haben, was mich nicht wundert – ich muß sagen, daß eine Akne im Erwachsenenalter, zumal, wenn sie so bösartig ausbricht, eines der psychologisch schädlichsten, aber nicht tödlichen Übel ist, die ich kenne.«
    »Sie glauben also, daß sein Aussehen ihn deprimiert und daß er sich deshalb umgebracht hätte?«
    »Im wesentlichen, ja.«
    »Lassen Sie mich das mal festhalten«, sagte Billy. »Sie behaupten also, daß dies ein mehr oder weniger normaler Ausbruch von Akne im Erwachsenenalter gewesen ist, womit er sich schon seit Jahren herumgeschlagen hat... aber gleichzeitig nehmen Sie an, daß er sich auf Grund seines unerträglichen eigenen Spiegelbildes erschossen hat. Das ist eine merkwürdige Diagnose, Mike.«
    »Ich habe nie behauptet, daß es die Akne allein gewesen ist«,

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