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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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ist eine unserer meistverkauften Autorinnen für historische Romane«, behauptete Roz in wilder Übertreibung. »Ich bin ihre Mutter, Roz Ivory.«
    »Nein, wirklich?«, äußerte sich Emma Hope-Stanhope und schürzte die Lippen beim Anblick des pinkfarbenen Tops, das Kate vergangenes Jahr im Schlussverkauf bei Debenhams erstanden hatte.
    »Der Pub von Gatt’s Hill scheint sehr beliebt zu sein«, fuhr Roz fort. »Man hat Schwierigkeiten, einen Sitzplatz zu finden. Möchten Sie sich nicht zu uns setzen?«
    »Ich lasse Sie allein«, erklärte Jenny. »Mein Mann sitzt mit den Samsons nebenan.«
    »Ich komme nicht sehr oft hierher«, erklärte Emma. »Es entspricht nicht ganz meinem Stil.«
    »Sicher nicht.« Roz nickte und bahnte sich einen Weg zurück zu ihrem Tisch, wobei sie unterwegs einen freien Stuhl entführte. »Aber ideal für jede Art von Klatsch, finden Sie nicht?«
    Emma verschluckte sich vor Verlegenheit so sehr, dass es des für Alison vorgesehenen Gin Tonics bedurfte, damit sie sich wieder erholte. Ken erbot sich zuvorkommend, einen neuen Drink zu holen und auch für Emma ein Glas mitzubringen.
    Roz wandte sich an Emma. »Kannten Sie Donna?«, fragte sie.
    »Wie feinfühlig du doch vorgehst«, murmelte Kate.
    »Donna? Ach, meinen Sie das unglückselige junge Mädchen, das in Fullers Laden eingebrochen und dort gestorben ist?«
    »Wir wussten gar nicht, dass sie einen Einbruch begangen hat«, sagte Kate.
    »Wenn sie nicht eingebrochen ist, was hatte sie dann dort zu suchen?«, gab Emma zurück. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich ein solches Mädchen für Antiquitäten allein um der Ästhetik willen interessiert.« Sie lachte ein damenhaftes, perlendes Lachen.
    Kate öffnete den Mund, um Emmas Aussage zu korrigieren, doch ihre Mutter trat ihr so heftig gegen den Knöchel, dass sie darauf verzichtete.
    »Was erzählt man sich denn so über Donna?«, fragte Roz. »Gibt es Gerüchte?«
    »Nun ja, das halbe Dorf ist der Ansicht, dass sie genau das bekommen hat, was sie verdiente, und dass sie keinen Deut besser war, als es ihrer Herkunft entsprach.«
    »Und was sagt die andere Hälfte?«, fragte Kate.
    »Dass sie ein Junkie war und nach ihrem Einbruch in die Ausstellungsräume der Fullers an einer Überdosis starb.«
    »Mit anderen Worten, sowohl ihr Takt als auch ihr Respekt vor einer Toten sind auf der Strecke geblieben«, konterte Kate.
    »Wie bitte? Kannten Sie das Mädchen etwa?«, fragte Emma hoheitsvoll. »Was wissen Sie über sie?«
    »Ich habe sie nur ein einziges Mal gesehen. Was sollte ich über sie wissen?«
    »Ich frage mich lediglich, ob die Leute über ihren, nun ja, Kontakt zu Männern sprechen.«
    »Niemand scheint zu wissen, mit wem sie liiert war. Merkwürdig, nicht wahr?«, warf Alison Fanning ein, die sich bisher in Gegenwart einer gesellschaftlich Höhergestellten schweigsam verhalten hatte. »Normalerweise sprechen diese Mädchen doch ununterbrochen über ihre Liebschaften.«
    »Sie sagte mir nur, dass sie ihren Freund ›ihren Raben‹ nennt«, sagte Kate.
    »Ihren Raben? Ich wüsste niemanden im Dorf, der auf diesen Namen hört«, entgegnete Emma. »Wahrscheinlich kam er von außerhalb.« Sie klang erleichtert.
    »Sie kennen vermutlich jeden hier im Dorf«, sagte Roz. »Es gibt sicher nicht viel, was sie nicht wissen.«
    »Richtig. In meiner Familie gilt es als selbstverständlich, eine gewisse Verantwortung für die Dorfbevölkerung an den Tag zu legen«, antwortete Emma. »Unser Haus befindet sich seit vierhundert Jahren im Familienbesitz.«
    »Tatsächlich!«, platzte Roz bewundernd heraus. »Mir war bereits aufgefallen, wie schön das Anwesen ist. Queen Anne, nicht wahr?«
    »In der Tat, das Haupthaus ist Queen Anne. Die hinteren Gebäude sind jedoch älter; unter anderem besitzen wir die Überreste einer vorreformatorischen Kapelle.«
    »Alte Familienkapellen haben mich schon immer interessiert«, sagte Roz.
    »Dann müssen Sie sich unsere unbedingt einmal ansehen.«
    »Aber gern. Wie schön, eine eigene Kapelle zu besitzen.«
    »Es ist nur eine Ruine, aber das macht sie in meinen Augen noch viel schöner.«
    »Ich stelle sie mir ausgesprochen pittoresk vor.«
    »Hätten Sie und Ihre Tochter nicht vielleicht Lust, uns heute Abend auf ein Glas zu besuchen? Sagen wir um sechs?«
    »Sehr gern.«
    »Wenn Sie nichts anderes vorhaben, würde ich mich freuen, wenn Sie zum Essen blieben. Eigentlich sollten uns die Langleys mit ihrer Anwesenheit beehren, doch leider mussten sie

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