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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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gesehen?«
    Ich möchte nicht darüber nachdenken. Ich habe vier Monate lang bewusst nicht darüber nachgedacht, aber Is und Devyn sehen mit so vertrauensvollen großen Augen zu mir auf, dass ich den Schmerz in mir ignoriere und einfach herausplatze: »Als mein Dad gestorben ist.«
    Issie und Devyn sehen verwirrt aus.
    »Du hast ihn gesehen, als dein Dad starb?«, sagt Issie.
    Da erinnere ich mich. Heute Morgen lagen kleine Sprenkel von Goldglitter neben meinem Auto. Staub. Elfenstaub. Nein, das ist unmöglich. Aber vielleicht ist es etwas anderes, eine Visitenkarte, das Zeichen eines Serienmörders.
    »Was?«, fragt Devyn und rollt näher heran. Sein Stuhl fährt über eine Ausgabe der Zeitschrift People. »Was ist dir gerade eingefallen?«
    »Woher weißt du, dass ihr gerade etwas eingefallen ist?«, fragt Issie.
    »Sie hat so einen Ausdruck im Gesicht.«
    Ich schließe die Augen und öffne sie wieder. »Ich weiß nicht recht, ob ich diese ganze Elfengeschichte glauben soll …
    »Aber?« Issie richtete sich auf und wartet.
    »Aber«, fahre ich fort, »ich bin mir ziemlich sicher, dass der Mann, den ich gesehen habe, als mein Dad starb, identisch ist mit dem von der Schule. Ich bin mir sogar sehr sicher und ich will zum Kuckuck noch mal rausfinden, wer er ist.«
    Issie startet einen neuen Versuch. »Und wenn er wirklich ein Elf ist?«
    Ich muss fast lachen. »Ich glaube nicht, dass er wirklich ein Elf ist. Vielleicht ein Stalker oder so.«
    Issies Augen leuchten auf. »Du meinst, er hat sich im Internet informiert und verhält sich entsprechend?«
    »Vielleicht. Keine Ahnung. Aber wenn er einfach ein ganz normaler Psycho ist, wie kommt er dann überall so schnell hin? Das ergibt keinen Sinn. Vielleicht ist alles nur Zufall.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht. Du machst dir was vor, damit du keine Angst hast«, sagt Issie.
    Ich schlucke. Sie hat recht. Genauso ist es.
    »Und was ist mit dem Staub?«, setzt Devyn nach. »Es ist nicht viel, aber er ist da. Ich habe ihn gesehen.«
    »Keine Ahnung, was mit dem Staub ist. Vielleicht verstreut er ihn als gruselige Visitenkarte«, sage ich und schaue auf die Uhr. »Tut mir leid. Ich muss das Auto anmelden, bevor sie dichtmachen.«
    Das stimmt, aber eigentlich will ich weg, weil ich einen Augenblick allein sein will, um diese ganze Geschichte zu verdauen.
    An der Tür legt Issie mir sanft die Hand auf den Arm: »Du bist vorsichtig, ja?«
    Ich nicke.
    »Du glaubst uns nicht?«, fragt Devyn und dreht seinen Rollstuhl, sodass er mich ansehen kann.
    »Ich weiß nicht«, sage ich. »Ich weiß es wirklich nicht. Diese ganze Elfengeschichte ist total verrückt, aber andererseits ist es auch total verrückt, dass ich hier in Maine bin.«
    »Und dass er dir gefolgt ist«, fügt Devyn hinzu.
    »Das ist nicht nur verrückt«, sagt Issie, »das ist unheimlich. Richtig unheimlich.«
    Amaxophobie
    Die Angst vor dem Autofahren
    Das ist eine Angst, die ich noch nie hatte. Bis jetzt.
    »Ich bin amaxophobisch!«, verkünde ich dem Lenkrad. Ich umarme es fast, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    Das Lenkrad erwidert meine Umarmung nicht.
    Es sollte eine Regel geben, die besagt, dass man sich nicht zu sehr an etwas gewöhnen sollte, weil sonst etwas Schlimmes passieren wird. Aber ich glaube, diese Regel gibt es schon. Sie heißt Murphys Gesetz und besagt, dass alles, was schiefgehen kann, auch schiefgeht.
    Nach nur drei Meilen Fahrt geben die Subaru-Reifen auf einmal ein schreckliches Geräusch von sich. Das ganze Auto rutscht einfach nach rechts und dreht sich zum Wald hin.
    »Stopp!«, kreische ich. Ich steige in die Bremsen, und das Auto wird langsamer. Schließlich bleibt es in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel auf dem Standstreifen stehen.
    »Okay. Ganz ruhig bleiben«, sage ich zu dem Lenkrad. »Kein Grund zur Panik.«
    Das Lenkrad ist nicht panisch.
    »Das ist meine karmische Strafe dafür, dass ich mich nicht früher um diese Psycho-Stalker-Geschichte gekümmert habe, nicht wahr?«
    Ich versuche, das Auto wieder zurück auf die Straße zu fahren, aber die Reifen drehen durch. Rauch steigt unter ihnen auf.
    »Okay, kleines Auto, du protestierst gegen Straßen. Sie sind tödliche Fallen für alle Tiere. Sie sind umweltschädliche, versiegelte Flächen, die den oberflächlichen Wasserabfluss steigern. Dafür habe ich Verständnis. Aber – könnten wir auch im Sommer protestieren?«
    Ich versuche noch einmal, rückwärts zu fahren.
    Ein Reifen rutscht in die Abflussrinne entlang

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