Fortunas Odyssee (German Edition)
Toilette erwischen, aber die Schulsekretärin kam dazwischen und schickte alle zurück in den Klassenraum, weil die Pause vorüber war. Als Tim die Tür öffnete, bemerkte er, dass die Bande ihm auflauerte; er war von da an vorsichtiger. Zu seinem Glück begleitete die Sekretärin die Kinder in ihre Klasse.
Beim zweiten Versuch trafen sie den Falschen, indem sie bei Julio einen Durchfall provozierten. João hatte ein Abführmittel aus dem Laden seines Vaters entwendet und wollte es Tims Mittagessen untermischen. Aber er verwechselte die Teller, und wer völlig verschmutzt nach Hause gebracht werden musste, war der arme Julio. Der Junge kam drei Tage lang nicht in die Schule und machte wieder einmal seinem Spitznamen alle Ehre.
Der dritte Versuch kam ihrem Ziel am nächsten. Als Tim mit seinem Fahrrad bremsen wollte, bemerkte er, dass jemand daran herumgewerkelt hatte. Er war auf dem Nachhauseweg und fuhr den steilen Weg hinunter, der an der kleinen Holzbrücke am Stadteingang endete. Die Bremsen versagten und er fiel zwei Meter hinunter und landete in einem Sumpf.
Irgendwann hatte er Tereza gefragt, was ein Sumpf sei und sie hatte geantwortet: »Ein Sumpf ist ein schläfriger Fluss. Er hat keine Strömung, das Wasser bleibt an derselben Stelle, wodurch sich viele Pflanzen bilden, die seine Trägheit ausnutzen.«
Da saß er nun in diesem schläfrigen Fluss mit dem schlammigen Wasser, aus dem jede Menge verängstigte Frösche heraussprangen. Seine angezogenen Knie schauten aus dem Wasser und er schnitt vor Ekel verschiedene Grimassen. Tim war vorher noch nie in einen Sumpf getreten, aber er wusste, dass Sümpfe nicht tief waren und Frösche, Insekten, Schilf und Seerosen beherbergten. Er zog ein Büschel Laichkraut aus seinen Haaren und spuckte ein Stück vom Blatt einer Seerose aus.
Ich musste lachen, als ich ihn so sah, mit den nassen Haaren, die ihm über die Augen fielen und bedeckt mit Wasserpflanzen jeder Art, die er hinter sich herschleifte, als er mit torkelnden Schritten zum Ufer watete. Auf der anderen Seite gab es die schönsten Seerosen der Gegend.
Fred kam gleich an und wollte wissen, was passiert war. Andere Kinder kamen neugierig dazu, einige deuteten auf Tim und lachten. Alles in allem war das noch glimpflich abgelaufen.
Später entdeckte Papa, dass etwas an der Hinterradbremse nicht stimmte, und reparierte sie.
An einem bewölkten Morgen stand Papa früh auf und ging zur Arbeit. Später wünschte er sich, er wäre an diesem Tag gar nicht aufgewacht.
»Es tut mir Leid, Greg… es tut mir wirklich Leid«, sagte sein Chef und reichte ihm einen Umschlag.
Er wollte ihn erst nicht annehmen, aber nachdem der Mann hinter dem Arbeitstisch mit einem Augenzwinkern darauf bestanden hatte, streckte er seine Hand aus, um das Geldgeschenk entgegenzunehmen, das er zusätzlich zu seinem letzten Gehalt erhielt. Die damaligen Gesetze waren keineswegs sozial, er hatte nicht viele Rechte. Trotzdem überreichte ihm sein Chef großzügigerweise noch einige Kisten der besten Weine aus seinem Vorrat. Er war ein ehrlicher Mann und zahlte jedem Arbeiter aus, was ihm zustand, wobei es ihn bedrückte, dass er sie nicht weiter in Lohn und Brot halten konnte.
Papa hatte seinerseits Mitleid mit ihm, denn die Schließung der Fabrik bedeutete, dass Jahre der Arbeit und der Widmung in kurzer Zeit verloren waren.
Mein Vater war der Letzte, der verabschiedet wurde und er erhielt das Versprechen, dass er, wenn die Krise vorbei wäre und die finanzielle Situation es wieder zuließe, die Fabrik neu zu eröffnen, seinen Posten wieder übernehmen würde.
Das ist niemals eingetreten.
Der Hexer und ich wohnten dieser Szene bei und er klopfte mir mitfühlend auf die Schulter.
»Das Leben ist nicht leicht, Tim«, sagte er, während wir zuschauten, wie sich der ehemalige Chef und der ehemalige Angestellte linkisch umarmten.
Ich ging zu ihnen und umarmte meinen Vater. Es war eine kräftige Umarmung, als ob ich fühlte, was passieren würde. Wie erwähnt, konnte ich mich auf dieser Reise nicht an Dinge erinnern, die schon passiert waren, aber ich konnte einiges vorausahnen.
Entgegen meiner Vermutung, was er tun würde, lief er direkt nach Hause und nicht zum Mercadinho do Genésio. Dort ging er gleich ins Schlafzimmer; Mama lief ihm nach, denn sie war über sein frühes Erscheinen beunruhigt.
Er nahm einen Zettel aus seiner Anzugtasche, setzte sich auf das Bett und schaute darauf, als sähe er ihn zum ersten Mal. Es war der Zettel,
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