Foundation 08: Foundation
›Hinterländer‹. Jede GROSSSTADT (C)
schließt ihr eigenes Hinterland sowie ein Drittel der
umgebenden Städte ein.
Ein Christaller-k=4-Gitter. In diesem Modell erscheinen
Sekundärzentren auf den Mittelpunkten von Kommunikationslinien,
die Zentren höherer Ordnung verbinden (siehe punktierte Linie in
der linken oberen Ecke). Zwischen jedem ›B‹ gibt es einen
Mittelpunkt ›a‹ und zwischen jedem ›C‹ einen
Mittelpunkt ›B‹. Dies resultiert in Hinterländern, die
eine Hälfte der sechs angrenzenden Zentren niedriger Ordnung
einschließen, was zur Summe k = 4 führt.
Abbildung 9: Auf einer endlosen Ebene ohne bestimmende
Merkmale werden minimale und maximale Marktentfernungen dafür
sorgen, daß sich Städte und Ortschaften wie oben
dargestellt anordnen. Die Topographie, also Berge, Flüsse und
dergleichen, führt möglicherweise zu Verzerrungen des
Gitters, man muß die Entfernung daher als die Funktion von
Reisedauer und Energie ausdrücken. Christaller hat diese Theorie
auf Städte im süddeutschen Raum angewandt, Flannery auf das
antike Mesopotamien. Plattner berichtet über Skinners Analyse
von zwei Regionen in China und über Smiths Studie des westlichen
Guatemala. Letztere ist von besonderem Interesse, weil Smiths Studie
die Existenz ZWEIER Gitter zeigt, eines mit indianischen Ortschaften,
das andere mit Ladino-Ortschaften, die sozusagen ohne ›sich zu
berühren‹ nebeneinander existieren.
»Diese Dinge sind so bizarr, daß ich es
nicht ertragen kann, sie anzusehen.«
Henri Poincare
Es gibt drei fundamentale Axiome der Psychohistorik:
a) Menschliche Gemeinschaften sind homöostatische
Systeme. Sie sind allgemeinen Systemgesetzen unterworfen, von
denen die Gesetze der physikalischen, biologischen und kulturellen
Systeme Lokalisierungen darstellen.
Smith
b) Menschliche Gemeinschaften sind biologische
Populationen. Sie unterliegen ökologischen Gesetzen
hinsichtlich der Produktion und der Reproduktion, speziell was die
Produktion von Nahrungsmitteln und anderer Formen der Energie
betrifft.
Malthus
c) Kulturelle Institutionen gehen auf materielle,
nicht etwa mystische Ursachen zurück.
Marx
Dies sind moderne Neuformulierungen, die von dem abgeleitet sind,
was die drei Herren ursprünglich geschrieben haben. Es mag
seltsam erscheinen, Adam Smith, Thomas Malthus und Karl Marx als
gemeinsame Väter ein und desselben Gedankens aufzuzählen.
Marx beispielsweise hat Malthus als einen ›Pavian im Kleid eines
Predigers‹ bezeichnet, und seit damals hat sich der Stil der
Diskussionen in den Gesellschaftswissenschaften nur unwesentlich
geändert. (Ebensowenig wie die wechselseitige Animosität
zwischen Kapitalisten, Environmentalisten und Sozialisten.) Dennoch
haben die drei genannten Herren trotz ihrer jeweiligen Mängel
versucht, die wissenschaftliche Methode anzuwenden. Tatsächlich
läuft Marx’ Behauptung, kulturelle Phänomene seien auf
materielle Ursachen zurückzuführen, auf die einfache
Aussage hinaus, daß es möglich ist, Kulturen
wissenschaftlich zu analysieren! Ein Wissenschaftler kann einen
Brauch wie die Wertschätzung der Hindus den Kühen
gegenüber nicht ›erklären‹, indem er sie als
religiöse Pflicht bezeichnet. Er muß natürliche
materielle Gründe dafür ausfindig machen, weshalb diese
Wertschätzung zur religiösen Pflicht geworden ist.
Ein homöostatisches System ist eines, das das Gleichgewicht
›sucht‹. Mathematisch formuliert sagen wir, daß das
System ›von einer Potenz-Funktion beherrscht wird‹. Eine
Gesellschaft wird in so starkem Maße auf einen
Gleichgewichtszustand hingezogen, daß sie, selbst wenn man sie
stört, wieder auf die ehemalige Bahn zurückkehrt, sobald
der Störfaktor entfernt ist (Abb. 10). Die Anordnung von
Gleichgewichtspunkten bezeichnet man als den Attraktor des
Systems. Manche Attraktoren sind Fixpunkte, wie der Ruhepunkt eines
Pendels, andere sind einfache Bahnen wie der Geschäftszyklus. In
komplexen Systemen müssen wir uns freilich mit sogenannten
›fremden Attraktoren‹ auseinandersetzen, deren Topologie
nicht so einfach ist. Das Klima beispielsweise ist ein ›fremder
Attraktor‹ des Wetters.
Abbildung 10: Die Bierproduktion in den Vereinigten Staaten
kehrte zu ihrem ursprünglichen Wachstumsweg zurück, sobald
die Einschränkungen der Prohibition aufgehoben wurden. Es ist zu
vermuten, daß die schraffiert dargestellte Zone die Menge des
in jenen Jahren illegal produzierten Biers
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