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Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition)

Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition)

Titel: Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Jacobs
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Turnschuhe trug.
    Sie kannte zu jeder Art des Sterbens auf der Straße eine Geschichte. Überfahren, angefahren, umgefahren. In ihrem Dorf wohnten zahlreiche Menschen und Tiere, die Opfer von Verkehrsunfällen geworden waren. Ich lernte also Auto fahren mit der Aussicht, im Auto zu sterben.
    Mit sechzehn Auto fahren zu können war eigentlich fast so gut, wie als Cowboy auf dem eigenen Pferd zu den Rindern zu reiten und ein verirrtes Kalb einzutreiben und zur Herde zurückzuführen. Es gab mir wenigstens den Ansatz eines Freiheitsgefühls.
    Nebenbei versuchte ich mir meiner Gedanken klarer zu werden, indem ich sie notierte. Meine Aufzeichnungen aus dieser Zeit sind geprägt von meinem Leben in der Kapsel – ich begann wieder zu träumen, und statt die Realität zu beschreiben, erfand ich wirre Metaphern, die für meine Einsamkeit standen. In Schriftform hatten meine Gedanken die Macht, meine Persönlichkeit und mein Selbstwertgefühl zu beeinflussen. Ich führte wortwörtlich Krieg gegen mich selbst. Kontinuierlich schwächte ich mein Selbstwertgefühl und machte es so angreifbar für die Psychose, die mein System schon längst beschlichen hatte.
    In der Schule schrieb ich zwar gute Noten, konnte dieser Streber-Louise aber nicht trauen.
    An Januar und Februar, März und April kann ich mich kaum erinnern. Die Nachmittage waren geprägt vom Snowboarden in eisiger Kälte oder Kaffeeschlürfen in vollgestopften, mit Teppich ausgelegten Skihallen. Keine Skihütte, kein Restaurant, kein Chalet mit Pizzoccheri oder Bündner Gerstensuppe auf der Speisekarte. Da standen lange Tische rum, an denen die Menschen saßen und fraßen, was sie immer fraßen: Burger, Sandwich, Makkaroni mit Käse. Dazu gab es eisgekühlte Cola, Bier und Härteres aus dem Flachmann.
    An einem Nachmittag fuhr ich mit Drew, Jesse und Nicole die x-te Abfahrt, und es war noch eine Stunde bis zu unserer Rückfahrt um 18 Uhr. Drew kam auf die Idee, in dem Ski-Resort, das direkt an einer der Pisten lag, im Whirlpool ein Bad zu nehmen. Wir schlichen uns in eine der Hütten, die erstaunlicherweise offen stand, legten unsere Klamotten ab und hingen in Unterwäsche dreißig Minuten im Heißwasser. Ja, in Unterwäsche. Das war ein Fehler. Mit nassen Haaren fuhren wir bei zweistelligen Minusgraden zurück zum Van. Jeder von uns hatte am Tag darauf eine dicke Erkältung.

12
    Es ist zehn Uhr, und ich sitze mit Francis und Jim beim Kaffee in der Sattelkammer. Schüsse ertönen aus dem Wald.
    »Es ist Jagdzeit«, sagt Jim, als ich nachfrage.
    »Gehst du auf die Jagd?«, frage ich.
    »Auf Kojotenjagd, ja«, sagt Francis. »Jim, die fressen uns die ganzen Schafe auf.«
    »Das stimmt, es gibt dieses Jahr zu viele«, sagt er. »Vielleicht sehen wir unter ihnen ja einen Elch«, scherzt er.
    »Elch? Ich habe noch nie einen Elch gesehen.«
    »Wir hatten einmal einen auf der Farm«, sagt Jim. »Als ich morgens zur Arbeit kam, stand er eine Weile am Teich vor dem Haupthaus. Ich habe ihn eine Zeitlang beobachtet. Und dann ist dieses Tier tatsächlich über den Zaun zu den Pferdekoppeln gesprungen. Der ist mindestens zwei Meter hoch! Aber ich habe nie einen Elch geschossen«, fügt er hinzu.
    »Jim, nimmst du mich mit auf die Jagd?«, bitte ich.
    »Das ist zu gefährlich für dich«, meint Francis. »Jim läuft und läuft, und ehe du dich’s versiehst, stehst du vor den Rocky Mountains.« Er faltet lachend seine Serviette ordentlich zusammen und wischt sich den Mund ab. Dann fährt er sich mit den Fingern über die Oberlippe – eine Geste, die mich immer an die Cowboys aus guten Westernfilmen erinnert.
    »Ich wollte immer schon zu den Rockies«, meine ich und hebe dabei meine Ellbogen von den Knien, um mich aufzurichten.
    »Na, dann«, lacht Francis. »Viel Spaß!«
    »Wir versuchen es morgen vor der Abenddämmerung«, sagt Jim. »Morgen gegen vier?«
    Ich bin ganz aufgeregt.

    Am nächsten Nachmittag gehen Jim und ich auf Elch- und Kojotenjagd. Jim holt mich mit dem One-ton-Diesel-Truck ab. Der Chevi kann bis zu eine Tonne Heu ziehen, deshalb wird er der One-ton-Truck genannt. Wir fahren nach Norden Richtung Bridgewater, was etwa vierzig Minuten über die Schotterstraßen von Hartland entfernt liegt. Auf der Route 4 kommen uns mehrere Trucks entgegen. Durch die Frontscheiben erkenne ich die knallorangefarbenen Westen der Jäger, im Rückspiegel sehe ich die Köpfe erlegter Hirsche, die von der Ladefläche hängen.
    Links an der Straße kommen wir an einem Haus vorbei, das

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