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Frag die Karten

Frag die Karten

Titel: Frag die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sich
gerade in der Küche etwas zu essen gemacht, als ich durch den
Lieferanteneingang hereinkam, und er hatte meinen Zustand mit ein paar frechen
Bemerkungen kommentiert.
    »Na schön, jetzt bin ich wieder
zugenäht«, sagte ich und ließ mich in meinen Schreibtischsessel nieder.
    Hank grinste. »Du verlebst anscheinend
aufregende Urlaubstage. Wobei hast du dir die Hose zerrissen?«
    »Um dir das zu erzählen, brauche ich
Tage.«
    »Ich habe immerhin die ganze Nacht über
Zeit. Außerdem glaube ich nicht, daß es klug wäre, wenn du die Nacht anderswo
als hier verbringen würdest.«
    »Oh — wieso das?«
    »Unser gemeinsamer Freund Greg Marcus
war hier — und ohne die übliche Schokolade. Es sieht ganz so aus, als ob die
Polizei nach dir suchte - zum Zwecke eines Verhörs in einem Mordfall.«
    »Ach, du liebe Zeit. Ich habe das schon
befürchtet. Wie ist er dahintergekommen, daß ich es war, die den Mord gemeldet
hat?«
    »Erstens hat sich der Mord in dem Haus
ereignet, wo du wohnst. Und zweitens hat man bei der Polizei notiert, daß er
telefonisch von einer anonym bleibenden Frau mit jung klingender Stimme
gemeldet wurde. Drittens hat Greg, als er nach dir suchte, festgestellt, daß du
nicht in deinen üblichen Jagdgründen anzutreffen warst.«
    »Ziemlich vage Beweise, um daraufhin
einen Haftbefehl auszustellen.«
    »Ich glaube auch nicht, daß schon ein
Haftbefehl ausgestellt wurde. Greg sagte, er wolle die Sache freundschaftlich
regeln. Aber ich bin sicher, er hat noch triftigere Gründe als die von mir
genannten.«
    »Nämlich?« *
    »Greg hat an deiner Wohnung geläutet.
Dein Hausgast öffnete ihm, betrunken wie eine Feldhaubitze.«
    »O Gott!«
    »Als Greg sich nach dir erkundigte,
erklärte deine Freundin, sie hätte keine Ahnung, aber es könnte sein, daß du
noch einmal diese ¡’verdammte Wahrsagerin‹ besucht hättest.«
    »Oh, Linnea!« seufzte ich.
    »Nach allem, was ich so von ihr höre,
scheint sie ein recht anstrengender Gast zu sein.«
    »Es wird von Tag zu Tag schlimmer.
Hank, glaubst du, daß Greg heute abend noch einmal hierherkommt?«
    »Nee. Er hält dich für zu schlau, als
daß du dich in dieser Gegend blicken lassen würdest. Wenn du hier bleibst, bist
du meines Erachtens ziemlich sicher. Bist du jetzt bereit, mir zu verraten,
wobei du dir die Hose zerrissen hast?«
    »Warum? Damit du zu Ted gehen und über
mich lachen kannst?«
    »Aber Sharon«, ermahnte mich Hank, »du
weißt, daß es uns nur um dein Wohlergehen zu tun ist. Ich habe dich aufgesucht,
um mich zu vergewissern, daß du — «
    »Mit anderen Worten: Du willst, daß ich
in deiner Gegenwart schmutzige Wäsche wasche. Keine Wunder, daß es nicht
möglich ist, in dieser Firma Würde zu bewahren.«
    »Ach, komm schon, Shar — willst du mich
nicht ins Vertrauen ziehen?«
    Sein scherzhaft-neckender Blick wirkte
ansteckend. »Was wäre es dir denn wert?«
    Er überlegte. »Eine verdammt gute Tasse
Kaffee. Ich habe die französische Mischung aufgebrüht, die dir neulich so gut
geschmeckt hat.«
    »Abgemacht. Aber laß mir Zeit, damit
ich mir die Hände waschen und das Haar in Ordnung bringen kann.«
    »Dann gehe ich und spüle die Tassen.«
    Als ich in die Küche kam, saß Hank am
großen Tisch und vor ihm standen zwei dampfende Tassen und eine Flasche Brandy.
»Dachte, du hättest nichts dagegen.« Er tippte an die Flasche. »Damit kann man
besser Geschichten erzählen.«
    Ich mußte an den Brandy denken, den ich
mit Sebastian getrunken hatte, und es kam mir vor, als läge das Jahre zurück.
»Ich — etwas dagegenhaben? Keineswegs.«
    »Also gut — dann fang schon an mit
deiner merkwürdigen und aufregenden Geschichte«, kommandierte Hank.
    Und ich berichtete ihm alles ganz
ausführlich, wobei ich nicht einmal die Szene in Anyas Wohnung in irgendeiner
Weise beschönigte. Als ich zu dem Punkt kam, als ich mit dem Vogel im
Badezimmer eingesperrt war, strich sich Hank übers Kinn und massierte sich die
Mundwinkel, um zu verhindern, daß sie sich zu einem Grinsen verzogen. Als ich
geendet hatte, schaute er allerdings weitaus ernster drein.
    »Was hat Anya deiner Meinung nach mit
dir vorgehabt?« fragte er.
    »Ich weiß es nicht. Es war ihr bekannt,
daß ich Angst vor Vögeln habe, aber nicht, daß es sich dabei um eine ernsthafte
Phobie handelt. Und wenn du mich fragst — ich meine, sie hat einfach die Nerven
verloren.«
    »Und du hast Stimmen gehört, während du
im Bad gefangen warst?«
    »Ja. Ich nahm an, sie hätte jemanden

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