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Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Das wird meiner Tätigkeit nicht gerecht.«
    »Eine Beraterin«, sagte er und steckte die Karte in die Hemdtasche.
    »Ich berate Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden wie Sie, Mr. Garfield.«
    »Dann sind Sie also so eine Seelendetektivin. Wie die da im Fernsehen? Dieses
Medium?
«
    »So ungefähr.«
    »Schönen Tag noch, Miss Cylon.«
    »Ceylon«, sagte sie und legte die Hand auf die Tür, die zu schließen er sich anschickte. »Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen, ehe Sie mich wegschicken?«
    »Nämlich?«
    »Läuft bei der Suche nach Ihrer Frau alles so gut, dass Sie sich allen anderen Möglichkeiten guten Gewissens verschließen können?«
    Sie sah das Zögern in seinem Blick. »Ich nehme Sie nicht auf den Arm, Mr. Garfield«, sagte sie. »Ich weiß, ich verlange viel von Ihnen. Einen großen Vertrauensvorschuss. Und ich liege nicht immer richtig mit dem, was ich tue. Es ist keine exakte Wissenschaft. Aber was ist, wenn es doch eine Chance gibt? Sagen wir, die Chance steht eins zu zehn – vielleicht auch nur eins zu hundert –, dass ich Ihnen helfen kann, Mrs. Garfield zu finden. Wäre es nicht trotzdem wert, sie zu ergreifen? Wenn nicht, sagen Sie’s mir, und ich werde gehen und Sie nie wieder belästigen.«
    Wie versteinert hielt er die Tür fest. Sie stand weit genug offen, dass er Keisha sehen konnte, doch nicht weit genug, dass diese hätte ins Haus gelangen können.
    Einige Sekunden zögerte er noch, dann öffnete er die Tür und sagte: »Also gut.«
    Sie trat ein. Es gab einen kleinen Eingangsbereich und rechts davon ein Wohnzimmer mit einem Sofa und zwei Polstersesseln. Eine Fensterfront zur Straße hin, durch die zugeklappten Jalousien drang nur wenig Licht. Die Jalousie eines kleineren Seitenfensters war nicht ganz geschlossen.
    »Darf ich mich setzen?«, fragte sie. Sobald man einmal saß, taten sie sich immer viel schwerer, einen hinauszuwerfen.
    Er deutete auf einen der Sessel. Ehe sie sich setzen konnte, musste sie ein Knäuel grüner Wolle, in dem zwei lange blaue Stricknadeln steckten, aus dem Weg räumen. Sie steckte es in die Polsterritze.
    »Haben Sie schon von mir gehört?«, fragte sie ihn, als er sich ihr gegenüber auf das Sofa setzte.
    »Nein«, sagte er.
    Sie nickte. »Nicht, dass ich berühmt wäre oder so. Aber ich habe eine gewisse Reputation. Erst letzte Woche habe ich einem Ehepaar geholfen, seinen Sohn zu finden. Er hatte Depressionen, und sie hatten Angst, er könne sich etwas antun. Wir haben ihn gerade noch rechtzeitig gefunden.«
    »Meine Frau hatte keine Depressionen«, sagte Garfield.
    Keisha nickte. »Natürlich. Kein Fall ist wie der andere.«
    Er ließ sie nicht aus den Augen. Gerade so, als hätte sie schon Gelegenheit gehabt, das Familiensilber einzusacken. »Sagen Sie mir doch, was Sie genau tun.«
    »Wie gesagt, ich biete Menschen in einer Lebenskrise meine Dienste an. Menschen auf der verzweifelten Suche nach jemandem. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen ein paar Fragen stelle, bevor ich Ihnen erkläre, wie ich arbeite?«
    »Fragen Sie.«
    »Ich habe Sie im Fernsehen gesehen. Sie und Ihre Tochter – Melissa, nicht wahr?«
    Er nickte.
    »Ich habe Ihren Aufruf in den Nachrichten gesehen. Sie haben um Informationen über Mrs. Garfield gebeten, haben an Mrs. Garfield selbst appelliert, falls sie zusieht, sie solle zurückkommen, damit Sie sich keine Sorgen mehr um sie machen müssen.«
    »Genau.«
    »Ich würde gerne wissen, was für Hinweise in der Zwischenzeit bei der Polizei eingegangen sind. Ich nehme an, sie haben sich bei Ihnen gemeldet.«
    »Es gab keine Hinweise. Zumindest keine brauchbaren. Ein paar Spinner haben angerufen.«
    Keisha nickte teilnahmsvoll, als hätte sie nichts anderes erwartet. »Und außer auf Hinweise zu warten, was hat die Polizei sonst noch unternommen, um Mrs. Garfield zu finden?«
    »Sie haben zu rekonstruieren versucht, was sie gemacht hat, seit sie Donnerstagabend das Haus verlassen hat. Da macht sie immer ihren Wocheneinkauf, aber letzten Donnerstag hat sie keiner gesehen.«
    »Ja, das wusste ich.«
    »Und ihre Kreditkarten wurden auch nicht benutzt. Ich weiß, dass sie ihr Foto überall herumgezeigt haben, wo sie normalerweise hingeht. Sie haben mit Freunden und Kollegen gesprochen. Was man eben erwarten kann.«
    Ein weiteres teilnahmsvolles Nicken. »Aber dabei ist nichts Brauchbares herausgekommen. Wie bei den Hinweisen. Verstehe ich Sie richtig, Mr. Garfield?«
    »Wie’s aussieht.«
    Keisha Ceylon

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