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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Stunden
später wurden sie abgeholt. Man händigte ihnen die
abgenommenen Besitztümer aus und führte sie in die Mitte
des Gefängnishofs, wo ein einzelner Kraftwagen stand. Sie
mussten sich auf der Ladefläche hinter dem Fahrerhaus auf den
Boden setzen. Die an den Längsseiten angebrachten
Holzbänke blieben den zwei bewaffneten Soldaten Vorbehalten.
Die Plane wurde heruntergezerrt, von außen verschnürt
und kurz darauf der Motor gestartet. Der Wagen setzte sich
knatternd und holpernd in Bewegung. Zwei Ölleuchten, die am
Gestänge über den Gefangenen baumelten, spendeten fahles
Licht.
    Goldstein wunderte
sich zwar darüber, dass man sie nicht gefesselt hatte, machte
sich aber schnell klar, dass sie gegen ihre Bewacher ohnehin keine
Chance hatten. Goldstein konnte die beiden Franzosen weiter hinten
nur schemenhaft erkennen, da diese im Dunkel saßen, sie
selbst aber vom schwachen Schein der Öllampe
gut ausgeleuchtet wie auf den Präsentierteller
hockten.
    Als der Wagen anhielt,
schien es Goldstein, als habe er schon seit Stunden auf den
feuchten und zügigen Holzplanken gehockt. Der Motor des Wagens
wurde abgestellt, leise Flüche flogen durch die Nacht. Jemand
zurrte an der Rückseite des Wagens die Plane auf. Sie wurde
ein Stück zur Seite geklappt und eine Stimme befahl den beiden
Soldaten, abzusteigen. »Vertreten Sie sich die
Füße. Wir haben ein Problem mit dem Fahrzeug. Der Motor
wird zu heiß. Wir müssen ihn abkühlen lassen, sonst
fliegt uns die Kiste noch um die Ohren. Rauchen Sie, wenn Sie
wollen. Sie können auch austreten. Aber einer von Ihnen
behält immer die Ladefläche im Auge.«
    Dankbar krochen die
Soldaten von ihren Holzbänken, sich gegenseitig nach hinten in
Richtung Gefangene sichernd. Die beiden Deutschen blieben allein
zurück.
    »Was haben sie
gesagt?«, wollte Schneider von Goldstein wissen.
    »Eine Panne.
Irgendetwas mit dem Motor.«
    »Ich schaue
nach«, flüsterte Schneider und robbte so leise wie
möglich zum Fahrzeugende. Er legte sich platt auf das Holz und
schob vorsichtig die Plane beiseite, sodass sich ein kleiner Spalt
öffnete, gerade groß genug, um nach draußen sehen
zu können. Nachdem er sich einen Überblick verschafft
hatte, drehte er sich zu Goldstein um und winkte ihn zu
sich.
    »Maximal
fünf Mann«, flüsterte er. »Fahrer und ein
oder zwei Offiziere vorne, einer unserer Bewacher steht einige
Meter entfernt und raucht, den anderen kann ich nicht sehen. So wie
es aussieht, befindet sich kein weiteres Militärfahrzeug in
der Nähe.«
    Ein Befehl wurde
gerufen.
    Schneider zuckte
zusammen. »Was ist?«
    »Vorne wird ein
weiterer Mann benötigt.«
    Schneider lugte wieder
durch den Spalt. »Der Posten am Wagen verschwindet. Jetzt
oder nie! Das ist unsere Chance. Bist du dabei?«
    Goldstein
nickte.
    »Dann
los!« Schneider kroch weiter vor, schob seinen
Oberkörper langsam unter der Plane hindurch, verharrte einen
Moment in dieser Lage und zischte: »Niemand zu sehen.«
Fast lautlos glitt er von der Ladefläche. Goldstein folgte ihm
unverzüglich.
    Es war dunkel und
diesig. Goldstein brauchte einen Moment, bis er sich orientiert
hatte. Von vorn waren gedämpfte Stimmen zu hören.
Schneider war bereits an die linke Seite des Wagens geschlichen,
sondierte dort die Lage und forderte Goldstein mit einer
Handbewegung auf, es ihm rechts gleichzutun. Als der Polizist
vorsichtig um die Ecke spähte, sah er gut fünfzehn Meter
entfernt einen der Offiziere stehen, eine glühende Zigarette
in der Hand. Als der Mann einen Zug nahm, erkannte Goldstein
Capitaine Mirrow. 
    Schneider tippte
Goldstein auf die Schulter und flüsterte in sein Ohr:
»Na?«   
    »Ich sehe nur
einen der Offiziere«, gab Goldstein ebenso leise
zurück.
    »Der andere
steht links. Der Fahrer und der zweite Posten sind anscheinend mit
dem Motor beschäftigt. Aber wo ist die andere
Wache?«
    In dem Moment
hörten sie hinter sich ein Geräusch. Sie fuhren herum.
Nur wenige Meter von ihnen entfernt hockte mit dem Rücken zu
ihnen der zweite Soldat, der am Rande einer Böschung
anscheinend seine Notdurft verrichtet hatte. Er war gerade dabei,
seine Hose hochzuziehen, richtete sich auf, drehte sich um und sah
dann zum Wagen. Für einen Moment erstarrte er in seinen
Bewegungen.
    Schneider zögerte
keine Sekunde. »Mir nach!«, rief er und rannte
los.
    Der Soldat erwachte
aus seiner Starre, schrie auf und stürmte los, die Hose immer
noch in der Hand haltend.
    Schneider
überquerte die Straße, sprang auf der

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