Frau Bengtsson geht zum Teufel
grabe.«
»Ja, das könnte stressig werden«, stimmte Satan zu.
»Aber Bastet kommt mir richtig vor«, freute sich die Hausfrau und drückte ihre Zigarette aus. »Und weißt du was, ich hab noch einen mehr!«
»Einen was?«
»Einen Götzen«, kicherte sie schelmisch.
»Noch einen?«
»Ja, ich hab mich sozusagen doppelt abgesichert. Mein Mann hat sich zwar über die Verschwendung beklagt, aber damit muss er leben. Ich hab ein paar Hunderter eingerahmt und an jeder Wand einen aufgehängt.«
»Ah, Mammon«, sagte der Böse und grinste zufrieden.
»Ja, genau. Wer betet ihn nicht an?«
Perfekt, dachte Satan. »Tja, man kann wohl sagen, dass du das erste Gebot erfolgreich gebrochen hast«, sagte er und setzte Rakel einen besorgten Gesichtsausdruck auf.
»Ja, und das zweite auch. Es sollte wohl reichen, den Namen des Herrn einen ganzen Tag lang zu missbrauchen?«
»Das will ich meinen. Gebrochen ist gebrochen, vor allem wenn man hinterher nicht um Verzeihung bittet. Aber wenn du ganz sicher sein willst, solltest du es ab und zu wiederholen. So schwer ist das ja nicht.« Er sah die Hausfrau an. »Aber sei so nett und lass es bleiben, wenn ich in der Nähe bin«, fügte er hinzu und war sehr zufrieden mit sich.
Frau Bengtsson lachte. »Natürlich, Rakel. Du sollst nicht leiden, bloß weil ich Gott lästern will.«
Der Teufel stimmte ein. »Danke, das ist lieb von dir.«
An diesem Freitag ließ Frau Bengtsson pflichtschuldig ein paar »Herrgott« oder »Jesus« fallen, und beim Aufstehen sowie vorm Schlafengehen zündete sie Räucherstäbchen vor ihren Bastetstatuetten an und betete die Katze von ganzem Herzen wie einen Gott an – zu Yersinias größter Begeisterung.
23
A ber Liebling, du siehst wunderbar aus.« Herr Bengtssons Versuch, seine Frau aufzumuntern, hätte vielleicht funktioniert, wenn seine Schultern nicht gleichzeitig vor Lachen gebebt hätten. Er kicherte zwar nur durch die Nase, aber das machte es auch nicht besser.
Und sie war wirklich hübsch, Frau Bengtsson. Mit ihrem rotbraunen Haar und ihrem noch röteren, langen Kleid aus Kunstseide (wer sie fragte, bekam natürlich die Auskunft, es sei echte Seide und nichts anderes) und einem passenden Schal über den Schultern.
Herr Bengtsson sah etwas anderes und ging kurz fort.
Doch, schön war sie immer. Als er zurückkam, setzte er ihr einen dreieckigen, feuerroten Papphut auf, und hätte Frau Bengtsson nicht auch Haut gezeigt, sie wäre rundum knallrot gewesen.
»So, jetzt bist du fertig«, sagte er und kicherte ungeniert. Der Gastgeber kam, um sie zu begrüßen.
»Verdammt, wie konnte ich bloß vergessen, dass es ein Krebsfest ist!«, sagte sie verkniffen. »Ich seh ja selbst wie ein Krebs aus … Hej, Ove!« Sie gab dem Geburtstagskind links und rechts einen Wangenkuss. Beide Male trafen ihre Lippen nur Luft, und sie fühlte sich äußerst weltgewandt. Bis Ove ihrem Mann die Hand gab und sagte: »Willkommen! Ich muss schon sagen, die leckersten Krebse liegen nicht auf dem Teller heute Abend.« Er zwinkerte ihr zu, und sie wollte sofort nach Hause, sich umziehen. Von wegen weltgewandt. Gehe zurück auf Los.
»Ach, stell dich nicht so an, du siehst wunderbar aus«, sagte Herr Bengtsson, als der Gastgeber seine Begrüßungsrunde fortsetzte. »Ove ist nun mal ein bisschen … ja, du weißt ja, wie er ist. Kümmer dich nicht drum.« Dieses Mal unterdrückte er das Kichern erfolgreich, und Frau Bengtsson beruhigte sich und begrüßte die anderen Frauen.
Das rote Kleid gehörte zum Plan, denn heute stand Hochmut auf dem Programm. Eigentlich fand sie, dass ihr neues Projekt an sich schon genug von dieser Todsünde beinhaltete, aber eine Extraportion Eitelkeit konnte ja nicht schaden. Auf ihr Aussehen war sie gern stolz, äh, hochmütig.
Nun konnte man fast sagen, dass ihr Plan fürs Erste fehlgeschlagen war. Dank Oves Kommentar bemerkten auch die anderen gewisse Parallelen zwischen ihrem Outfit und einem gekochten chinesischen Flusskrebs. Wie konnte sie nur so dumm sein, es hatte in der Einladung gestanden, dass es eine Krebsparty war und dass die Gastgeber für alles sorgen würden, was dazugehörte: Erfrischungen, Lätzchen, Papphüte und andere Scherzartikel.
Frau Bengtsson hatte nichts dagegen, ein wenig albern auszusehen, es gehörte ja dazu. Ein lustiger Hut, ein Lätzchen mit einem witzigen Bild, vielleicht sogar eine Pappnase. Aber das hier war etwas ganz anderes. Bodenlanges, knallrotes Kleid. Roter Schal. Und rotes Haar. Auf einem
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