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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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Warum soll Fred also ein Risiko eingehen? Er bestellt einen Espresso und ein Sandwich und verschanzt sich hinter dem
Hamburger Abendblatt
, bevor Michelsen und die sehr junge Dame an seinem Tisch Gelegenheit haben, auf ihn aufmerksam zu werden.
    Das Mädchen ist keine achtzehn Jahre alt, darauf würde Fred wetten. Ungeschminkt und mit dem Schmelz der Jugend im hübschen Gesicht, blickt sie Jonas Michelsen mit großen unschuldigen Augen fortwährend an, als könne sie sich nicht an ihm sattsehen. Ihre Bewegungen sind eckig, fast ungeschickt, ebenso wie Fred es von der ganz jungen Susanne während ihres lange zurückliegenden gemeinsamen Jahres in Erinnerung hat. So tickst du also, alter Lüstling, denkt Fred und trinkt den Espresso mit einem langen Schluck. Deine Gattin ist zwar attraktiv, aber nichts gegen echtes Frischfleisch, rekrutiert aus der Hamburger Vorstadt. Jede Wette, dass du die Kleine im Internet aufgerissen hast.
    Es scheint sich bei dem Treffen um ein erstes Date zu handeln, denn die beiden wahren einen gewissen körperlichen Abstand. Ihre unwillkürlichen Bewegungen verraten aber den deutlich wahrnehmbaren Wunsch nach Nähe. Beim Blick in die Speisekarte neigen sich ihre Köpfe weit zueinander, und als Jonas Michelsen die junge Dame beratend auf ein bestimmtes Angebot hinweist, berührt er wie zufällig ihre Hand, was sie mit einem scheuen Augenaufschlag beantwortet. Eine Lolita im Erprobungsstadium, schau an, denkt Fred und beißt in sein Sandwich. Insgeheim ärgert er sich bereits, dass er nicht näher an den Tisch herangerückt ist, denn er hört weniger als zunächst erwartet. Fred kann nur jeden zweiten Satz der jungen Dame verstehen, von Michelsen fast gar nichts. Es scheint aber, als sei er der hauptsächlich Fragende, so dass Fred nach und nach erfährt, dass das Mädchen offenbar als Schwesternschülerin in einem nahe gelegenen Krankenhaus arbeitet und in dem angeschlossenen Wohnheim ein Zimmer hat. Lebhaft kann sich Fred nun vorstellen, wie angetan Michelsen von dem Entschluss seiner Gattin sein wird, der Elbchaussee-Villa fürs Erste den Rücken zu kehren.
    Weil diese Überlegungen ihn abgelenkt haben, hat Fred den Themenwechsel am anderen Tisch verpasst. Es geht jetzt um irgendwelche Briefe oder E-Mails, die offenbar bereits gewechselt worden sind. Bevor es Fred jedoch gelingt, wieder den Anschluss zu bekommen, betreten zwei ältere Damen in Redelaune das Café und platzieren sich direkt zwischen ihn und die Objekte seiner Beobachtung. Lebhaft und ziemlich laut schnacken die beiden miteinander, so dass Fred nichts mehr von der Michelsen-Unterhaltung mitbekommt. Notgedrungen muss er sich darauf beschränken, an der vorgehaltenen Zeitung vorbei die junge Frau genau unter die Lupe zu nehmen. Sie hat volles dunkles Haar, das ihr in weichen Wellen bis über die Schultern fällt. Ihre Züge sind ebenmäßig, auch wenn die Nase etwas zu groß und ein wenig zu kühn geschwungen scheint. Sie ist schlank, fast mager und einfach gekleidet, trägt Jeans und Top und hält eine billige Handtasche auf dem Schoß. Jonas Michelsen wird leichtes Spiel mit ihr haben, denkt Fred gerade, als das ungleiche Paar sich erhebt, um zu gehen. Sowie sie das Café verlassen haben, wirft Fred etwas Kleingeld auf den Tisch und folgt ihnen. Draußen hält Jonas Michelsen dem Mädchen gerade formvollendet die Autotür auf.
    Als der Wagen des Hoteliers an Freds Mietauto vorbeifährt, sind Fahrer und Beifahrerin bereits wieder in ein angeregtes Gespräch vertieft. Fred nimmt die Verfolgung auf, muss aber nach wenigen Minuten enttäuscht feststellen, dass weitere Attraktionen für heute nicht zu erwarten sind. Jonas Michelsen setzt seine Begleiterin vor dem Eingang des Schwesternheims ab, das sie bereits im Gespräch erwähnt hat. Der Hotelier steigt zwar aus, um erneut die Beifahrertür zu öffnen, aber er reicht der jungen Frau zum Abschied lediglich die Hand. Bevor Fred sich noch darüber wundern kann, entdeckt er drei kichernde Mädchen, die sich vom Ende der Straße nähern. Als sie gemeinsam mit Michelsens Auserwählter in dem Schwesternheim verschwinden, versteht Fred Hübner Michelsens Vorgehen. Diskretion ist hier Ehrensache, schließlich ist Jonas Michelsen ein stadtbekannter Unternehmer, der sich Negativschlagzeilen kaum wird leisten wollen.
    Wenn du wüsstest, dass deine Gattin sich ausgerechnet mit mir eingelassen hat, denkt Fred jetzt befriedigt, dann wärst du vielleicht etwas umsichtiger gewesen. Doch nun habe

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