Frauenbataillon
Schenkel und hustete vor Erregung.
»Soja will die Männer herüberlocken.«
»Womit denn? Will sie ihnen Honig in die Hosen schmieren?«
»So ungefähr, Foma Igorewitsch. Seien Sie ehrlich: Bekämen nicht auch Sie einen Schock, wenn plötzlich zwei Mädchen vor Ihnen auftauchen, für einen kurzen informativen Blick die Bluse öffneten und zärtlich ›mio caro‹ flüsterten?«
»Was flüstern sie?« japste Miranski erschüttert.
»Vielleicht auch ›caro mio‹ – was weiß ich! Uns liegen die Italiener gegenüber. Soja meint, diese ›mio caro‹ samt Blick auf die Brust genüge, alle feindlichen Gedanken zu vertreiben. Ehe sie sich von ihrem Erstaunen erholt haben, bekommen sie – meint Soja – einen Schlag auf den Kopf und werden geklaut.«
»Wieso geklaut?« fragte Miranski. Seine Augen zuckten nervös.
»Die Überrumpelten werden mitgebracht.«
»Zu uns? Hierher?«
»So ist es.«
»So ist es nicht!« schrie Miranski außer sich. »Was sollen wir mit busenbetörten Italienern?!«
»Sie sind normale Kriegsgefangene, Foma Igorewitsch. Sie werden abtransportiert. Nach Sojas Ansicht wird die Aufregung auf der gegnerischen Seite ungeheuer sein. Kein Kampf, kein Schuß, keine Spuren … man wird sie für Überläufer halten! Das gibt böses Blut und ein großes Rätselraten. Die Moral wird angekratzt.«
Miranski schüttelte den Kopf. Ein verrücktes Luder, diese Soja, dachte er. Warum muß ich das erdulden, warum werde ich so hart bestraft? Was habe ich vor Gott verbrochen, daß er mir 239 Weiber anvertraut?
»Es gibt keine Gefangenen«, sagte Miranski und seufzte tief. »Es darf keine geben, Victor Iwanowitsch. Ich vertraue es Ihnen an, weil Sie mit Soja im Bett liegen und mir dadurch viel helfen können: Ich habe den Befehl, keine Gefangenen zu machen! Niemand, der unseren Genossinnen begegnet, darf am Leben bleiben! Der Ukas ist glasklar: Eine Scharfschützenabteilung hinterläßt keine Lebenden!«
Leutnant Ugarow sah Miranski ernst an. »Darf ich das Soja Valentinowna sagen?«
»Ich gebe Ihnen da keinen Rat. Das müssen Sie von sich aus wissen, Victor.«
»Unsere Aufgabe heißt also nur ›Töten‹?«
»Ich dachte, Sie wüßten das. Es ist Krieg, und wir haben zu erfüllen, was man von uns erwartet. Wir müssen den Gegner vernichten und die Heimat befreien. Jeder kann Gefangene machen, Ugarow … nur wir nicht!« Miranski bückte sich und baute das Schachspiel wieder auf. »Damit ist der Plan der Genossin Bajda abgelehnt.«
Fast zur gleichen Zeit sagte Soja Valentinowna im Nebenbunker zu den ausgewählten Mädchen: »Es gehen immer vier. Zwei im Tarnzeug und mit Waffe als Feuerschutz, zwei in Rock und Bluse. Ihr werdet frieren, meine Lieben – aber der Erfolg ist ein wenig Zittern wert.«
In dieser Nacht wurden die Gefreiten Luigi Tarnozzi und Salvatore Uganti ›gestohlen‹.
Miranski schlief tief und ahnungslos auf seiner Pritsche, nachdem er Soja Valentinowna einen ausführlichen Vortrag gehalten hatte. Sie hatte genickt und gesagt: »Das ist einleuchtend, Genosse Kommissar!«, und Miranski war beruhigt und zufrieden.
Leutnant Ugarow saß zerknirscht im Befehlsbunker, als die vier Mädchen hinaus ins Niemandsland schlichen, und mußte sich von seiner geliebten Soitschka einen Feigling, einen rostigen Topf, einen verkümmerten Hahn schimpfen lassen.
»Er wird dich zur Bestrafung melden!« klagte er. »Wir alle kennen doch Foma Igorewitsch! Er ist ein eitler Schwachkopf! Er wird dir das nie verzeihen …«
Gegen zwei Uhr morgens schleiften die vier Scharfschützinnen die beiden italienischen Gefangenen den Laufgraben entlang zum Befehlsbunker.
Es war so leicht gewesen, die beiden Jungen zu überwältigen. Als Darja ihre Bluse aufriß, waren sie in ihrem Loch geradezu erstarrt und hatten fassungslos geglotzt. Wie dumme Schlachtkälber ließen sie sich ins Genick schlagen.
*
Was macht man mit zwei Gefangenen, die man nicht haben darf?
Foma Igorewitsch schlief den Schlaf des Zufriedenen, aber wehe, wenn er aufwachte und bei seinem allmorgendlichen Rundgang durch die Stellungen auf die beiden Italiener stieß! Er würde brüllen, natürlich, das war sein gutes Recht, aber was kam dann? Verantwortlich war natürlich Soja Valentinowna Bajda; für sie war dieses Postenklauen nicht bloß eine verrückte Idee, sondern auch eine Kraftprobe mit dem Kommissar. Zwischen ihnen bestand schon lange eine heimliche Rivalität, genau gesagt von der Stunde an, da Miranski die politische Aufsicht
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