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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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gegangen war, sah Nico sich um. Beruhigt, dass niemand mehr in der Nähe war, hob der Junge die Augen zu Kepler.
    "Herr Kepler?" Er wartete bis Kepler zu ihm blickte, dann erst stellte er seine Frage. "Waren Sie früher mal Soldat?"
    "Ja", antwortete Kepler überrascht. "Warum?"
    Nico griff in seine Schultasche und zog eine Zeitschrift hervor. Es war The Cosmopolitan und Kepler lächelte amüsiert. Nico blickte ihn daraufhin entrüstet an, während er blätterte.
    "Gehört meiner Mutter", sagte er so abfällig wie ein erwachsener Mann.
    Kepler verkniff sich einen Kommentar und wartete. Nico schlug eine Seite auf, faltete die Zeitschrift und reichte sie ihm.
    " Das sind doch Sie, oder?"
    Kepler blickte auf das acht Zentimeter hohe und fünf Zentimeter breite Foto auf dem Glanzpapier. Sein Gesicht war nicht besonders gut zu erkennen, die Abenddämmerung spiegelte sich in den Gläsern seiner Sonnenbrille. Die Kakihose, das Kopftuch, die Handschuhe und das AWSM in seinen Händen hatten durch das Licht des späten Tages und den Schatten eines Baobabs einen fast schwarzen Ton. Seine Weste auch, aber sie war trotzdem unverwechselbar.
    Das Foto musste von dem Tag sein, als er und Katrin vom Hügel auf die Bä ume geschossen hatten. Kepler erinnerte sich gar nicht, dass Katrin dabei fotografiert hatte. Er sah das Foto nochmal an. Es war sehr gut gemacht, wie alle Fotos von Katrin. Kepler blickte auf den Text unter dem Bild.
    Die Arroganz eines Söldners in Afrika: Lebenseinstellung, überlebensnotwendig oder doch nur Show? , lautete die Bildunterschrift provokant. Kursiv stand dahinter, dass K. Erler das Foto gemacht hatte. Daneben war noch eine Fotographie, von einem Manager im teuren Anzug und eine weitere von einem kaum bekleideten Model. Beide Bildunterschriften waren der unter seinem Foto ähnlich. Kepler überflog die Einleitung des Artikels. Es ging darin um Selbstsicherheit. Es war schon erstaunlich, dass man dafür solche Fotos nahm.
    "Sind Sie es?" , meldete Nico sich wieder.
    Kepler nickte und sah ihn an.
    "Schleichst du deswegen die letzten Tage so angespannt herum?"
    "Ich hatte Angst, es könnte Ihnen unangenehm sein", gestand der Junge.
    Er brach ab und atmete verlegen tief durch.
    "Ich war Söldner ", sagte Kepler. "Ich habe für etwas gekämpft, an das ich geglaubt habe. Aber weil es nicht funktioniert hat, ging ich fort." Kepler wartete, bis der Junge die Augen hob. "Ich habe keine Zivilisten oder Unschuldige getötet", sagte er deutlich, während er Nico in die Augen blickte.
    Die Erleichterung machte sich sichtlich in dem Gesicht des Jungen breit. Er nickte, griff nach seinem Glas und leerte es zur Hälfte in einem Zug.
    "Das Foto ist gut", sagte Kepler, nun entspannt.
    "Ich finde es cool", meinte Nico begeistert. "Meine Mom sogar auch."
    Kepler lächelte amüsiert, dann überlegte er, ob Katrin dieses Foto wohl vor dem Erschießen des Baobabs gemacht hatte oder danach, und lächelte in Erinnerung. Dann dachte er an die DVD. Dieses Foto hatte er dort nicht gesehen, vielleicht war es in dem separaten Ordner. Plötzlich wollte er sehen, was im Ordner war. Nico, der während seines Nachgrübelns bemüht teilnahmslos zur Seite geschaut hatte, grinste breit, als er Keplers Lächeln sah.
    "Nic o, ich bringe dich heim", entschied Kepler aus Dankbarkeit dem Jungen gegenüber, weil er ihn an Katrins DVD erinnert hatte. "Trink aus."
    Sie leerten schnell ihre Gläser und verabschiedeten sich von Yoko.
    Die Entfernung von seiner Wohnung zur Sportschule betrug knapp zwei Kilometer. Nico hielt mit Keplers schnellen Schritten mit, obwohl er den schweren Schulranzen zu schleppen hatte. Die Dämmerung setzte schon ein, als sie von der Parkallee auf einen der Schotterwege abbogen, die sich durch den Park verzweigten. Zwischen den Bäumen wurde Kepler langsamer, bis er schließlich ganz stehen blieb. Er sog mehrmals tief die süßwürzige Abendluft ein, die mit dem Duft des Erwachens der Bäume angefüllt war. Nico stand neben ihm und sah ihn überrascht und unschlüssig an.
    Und Kepler verlor sich in dem flüchtigen Moment, in dem es so wie in Afrika roch, am Ausläufer des Dschungels, kurz vor dem Sonnenaufgang, wenn die Natur erwachte. Das Verlangen, wieder dort zu sein und den diffusen Lichtschein zu sehen, der kurz vor der Sonne über der Savanne aufstieg, erfüllte ihn erneut, wie immer öfter in den letzten Wochen.
    Er schüttelte es nachdrücklich ab und setzte sich wieder in Bew egung.
    De n Audi hatte Kepler in

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