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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Die Eichler fasste sich rasch.
    »Er ist nicht da. Das sagte ich Ihnen doch schon am Telefon.«
    »Ja. Eine Pflegerin sagte mir aber, dass er über Mittag nach Hause gefahren sei.« Julia lächelte weiter und spürte, wie sich ihre Wangenmuskeln anspannten. »Ich war gerade in der Gegend, und sein Wagen stand in der Einfahrt.« Mit dem Daumen wies sie über die Schulter in eine unbestimmte Richtung. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern auf ihn warten. Holt er vielleicht gerade einen Salat für Sie beide?« Julia blickte an der üppigen Erscheinung herab und fühlte sich augenblicklich mager. Die Eichler wich keinen Schritt.
    »Beeil dich, verdammt. Wir sind spät dran.« Eck erschien hinter dem Rücken seiner Partnerin.
    »Morgenstern, Kriminalpolizei«, sagte Julia und drängte sich an der Drallen vorbei. Im Dämmerlicht des Flurs konnte Julia seine Reaktion nicht genau erkennen.
    »Ich habe bereits mit Ihren Kollegen gesprochen«, sagte er freundlich. »Leider kann ich Ihnen nicht helfen.«
    »Ich denke doch, dass Sie uns helfen können. Zum Beispiel hätten wir gerne Einsicht in die Geschäftsunterlagen von Haus Abendsonne. Die Personalakten, die Steuerunterlagen, die Buchführung …«
    »Das geht jetzt nicht«, fiel Eck ihr ins Wort. Die Eichler verschwand hinter einer Tür.
    »Es würde unsere Suche nach dem Mörder aber unterstützen, Herr Eck.«
    Er nahm einen Mantel vom Haken an der Garderobe. Julia wunderte sich darüber, dass er bei dieser Hitze einen Mantel brauchte, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und die Eichler mit Hut und zwei Koffern an ihr vorbeistürmte. Eck stieß Julia hart zur Seite, nahm der Eichler einen Koffer ab und folgte ihr. Der Angriff kam so überraschend, dass Julia gegen eine Skulptur taumelte, die scheppernd zu Bruch ging, und stürzte. Als sie auf die Beine kam, waren die beiden bereits im ersten Stock. Sie jagte ihnen nach, die Treppe hinunter, sah, wie sie die Koffer auf den Rücksitz warfen, sich in das Cabrio schwangen und mit quietschenden Reifen davonfuhren. Beinahe rammten sie ein vorbeifahrendes Auto.
    Julia zerrte ihr Handy aus der Tasche, während sie mit der anderen Hand nach dem Wagenschlüssel angelte. Eine Politesse klemmte gerade einen Zettel unter den Scheibenwischer ihres Golfs. »Polizeieinsatz«, brüllte Julia.
    »Das kann jeder sagen. Sie stehen im Parkverbot, in der zweiten Reihe und gegenüber der Feuerwehrzufahrt. Das wird teuer.« Mit einem Gesicht, das vor Fülle und Selbstzufriedenheit glänzte, baute sie sich vor der Motorhaube auf und starrte Julia an.
    »Hauen Sie ab, Sie blöde Tante.«
    Der Benz bog um die Ecke, aber die Politesse rührte sich nicht.
    Im Telefon tönte das Freizeichen, doch es dauerte ewig, bis jemand abhob. »Hier ist Samuel Böse.«
    Julia hupte, und die Dicke ließ ihren Block fallen.
    »Das wird ein Nachspiel haben«, drohte die Politesse, sprang aber zur Seite, als Julia wieder auf die Hupe drückte. Ein paar Passanten drehten sich um.
    »Sammy, ich wollte deinen Papa sprechen.« Sie krachte den Gang ins Getriebe und raste los.
    »Julia?« Das Kind schwieg.
    »Ja. Gibst du ihn mir?«
    »Der ist nicht da.«
    »Und wo ist er?« Julia musste einem Lieferwagen ausweichen, dem sie gerade die Vorfahrt nahm.
    »Weggefahren.«
    »Wer ist denn jetzt bei dir, Sammy?«
    »Sven. Er spielt Computer und lässt mich manchmal mitspielen.«
    »Dann gib ihn mir doch mal.«
    »Das geht jetzt nicht.«
    Eine Frau mit Gehwagen wartete am Zebrastreifen, sie musste leider noch ein wenig länger warten. Die Bremslichter von Ecks Wagen leuchteten kurz auf, bevor er auf die Umgehungsstraße abbog .
    »Warum denn nicht?«
    »Er ist auf’m Klo.«
    Julia atmete tief ein. »Okay. Dann sag ihm bitte, dass er mich zurückrufen soll, ja, Sammy?«
    »Mach ich.«
    Gerade passierte Julia eine Ampel, die nur mit gutem Willen noch gelb zeigte. Auch Eck missachtete die Verkehrsregeln. Er mochte mit achtzig, neunzig Sachen in Richtung A31 unterwegs sein. Julias Herz raste. Mit fliegenden Fingern tippte sie die Nummer vom Präsidium ein, an dem sie eben vorbeifuhr. Knapp erklärte sie dem Diensthabenden, was sie tat und dass sie dringend Unterstützung brauchte, dann trat sie das Gaspedal durch und holte auf.
    Die nächste Ampel überquerte sie bei rot. Ausgerechnet Sven, der sich nach Möglichkeit nie von seinem Computer weg bewegte, hatte ihr einmal vorgeschlagen, ein Blaulicht mitzuführen, falls sie in die Verlegenheit käme, einen Wagen

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