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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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Endstationsteam
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    Heißt jedenfalls jetzt, dass in knapp drei Wochen tatsächlich alles stehen muss. Ich weiß gar nicht, wie weit die da eigentlich sind, welche Firmen mit was beauftragt sind und wer sich eigentlich um was kümmern soll. Also, um ehrlich zu sein, habe ich mich noch gar nicht wirklich darum gekümmert. Wie denn auch? Es passieren ja dauernd so schreckliche Dinge. Und mein Umzug, mein Umzug. »Nächste Woche packen wir Caros Sachen in den Keller!«, ruft Pitbull. »Dann wohnst du hier und kannst dich nach der Arbeit in Ruhe um den ganzen Kram kümmern. Ein Umzug, während hier alles auf den letzten Drücker mit den Vorbereitungen zugange ist, das wäre ja noch schöner! Richard wird das schon alles machen. Im Keller kriegst du die zwei hinteren Räume, die brauchen wir vorerst nicht.«
    Eigentlich ist es ganz schön, wenn man sich wie ein Baby fühlen kann und einem alle Verantwortung abgenommen wird.
     
    Mein Handy klingelt. Es ist Gero, der mich fragt, ob ich morgen mit zu seinen Eltern komme und mal wieder so tue, als ob ich seine Verlobte sei. Für diesen Zweck haben wir uns sogar mal Verlobungsringe beim Juwelier ausgesucht und sie gravieren lassen. In meinem steht: »In Liebe Gero. Für immer« und in seinem dasselbe mit meinem Namen. Ich würde meinen Verlobungsring eigentlich gern konstant tragen, habe aber Angst, dass ich irgendwann mal morgens beim Mann meiner Träume aufwache und er mich fragt, was das für ein Ring ist. Was, wenn er möchte, dass ich ihn abziehe, und sich dann die Gravur anschaut? Wie soll ich das plausibel erklären? Ich könnte höchstens sagen: »Es ist nicht das, wonach es aussieht.« Oder so. Bei Gero ist es genau dasselbe. Er will es Tom nicht antun, einen Verlobungsring mit meinem Treueschwur zu tragen. Kann ich ja verstehen. Wer will das schon? Wer?
    Jedenfalls ist das ja mal wieder sehr kurzfristig. Das macht er immer so, damit ich keine Zeit habe, darüber nachzudenken, was das für ein Abend wird. Geros Eltern sind die liebsten Menschen auf der ganzen Welt, aber nach zwei Stunden bin ich jedes Mal zermürbt und fertig mit den Nerven. Sie wohnen auf einem alten Gutshof in der Nähe von Limburg und wenn der Sohn (der einzige Sohn, der einzige Sohn!) mit seiner Verlobten Caro kommt, machen sie immer einen Staatsakt daraus. Gero bringt es auch nicht fertig, ihnen reinen Wein einzuschenken. Die Tatsache, dass er schwul ist, würde seiner Mutter das Herz brechen. Wo sich Mutter und Vater doch so sehr Enkelkinder wünschen. Ich habe Gero irgendwann mal mit 2 , 8 Promille das Versprechen gegeben, dass ich, wenn ich mal ein Kind kriegen sollte, mit dem Kind und ihm Fotos machen lasse, die sich seine Eltern dann rahmen und ins Wohnzimmer stellen können. Natürlich muss ich dann auch mit dem Kind und ihm gen Limburg gurken und auf heile Familie machen. Was der leibliche Vater, so es denn mal einen geben sollte, dazu sagen wird, weiß ich jetzt auch noch nicht, aber man wird sehen.
    Ich zicke nicht lange herum und sage zu. Gero freut sich und holt mich dann morgen um 16 Uhr ab. Weiß noch nicht, wie ich das rechtfertige, dass ich morgen so früh die Redaktion verlasse, muss mir noch was einfallen lassen. O nein, o nein, bald fährt dieser Partyzug mit den ganzen DJs und so. Das muss ja auch noch fertig organisiert werden. Ich weiß zwar nicht, wie ich das alles schaffen soll, aber – geht nicht gibt’s nicht.
    Mein Handy klingelt wieder. Es ist Mausi mit den langen Fingernägeln, die fragt, ob es denn schon geilcoole Neuigkeiten gibt. Ich sage, dass ich mich bald bei ihr melde, was sie mit » ÄÄÄÄÄÄCHT ?« kommentiert. Drei Minuten mit dieser Frau zu telefonieren ist, wie eine Stunde mit einer hungrigen Lola im Terrarium zu verbringen. Mausi hat schon alle Freundinnen mobilisiert und jede Einzelne von ihnen ist schon ganz heiß drauf, bei uns zu jobben. Mausi hat sich schon Push-up-BHs besorgt, damit sie einen geilcoolen Eindruck macht. Wie soll das nur alles enden?

23

    Am nächsten Nachmittag quälen Gero und ich uns im dicksten Berufsverkehr über die A 3 Richtung Limburg. Es ist heiß, ich habe Durst und muss aufs Klo, aber weit und breit ist keine Raststätte oder WC -Anlage in Sicht. Ich hasse so was. Gero bringt mich auf den neuesten Stand, was seine Eltern betrifft. Demzufolge kann es gut möglich sein, dass ich schon schwanger bin, weil ich vor einigen Wochen die Pille abgesetzt habe, und wir haben uns eine neue Küche bestellt. Unsere Verlobungsringe

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