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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Versuch, ihn davon abzubringen, war Paul insgeheim dankbar; seine Rückenschmerzen hatten sich erheblich gebessert, seit er Sammy eingestellt hatte.
    Kurz darauf verabschiedeten sie sich. Michael hielt ein Taxi an, das langsam durch den dichten Nebel fuhr. Sammy wandte sich pfeifend in Richtung St. Paul’s. Paul fühlte sich besser. Es gab da etwas, was er nicht einmal seinen beiden Freunden mitgeteilt hatte.
    Er ging weiter Richtung Westen, am Strand entlang bis Piccadilly Circus, wo der Nebel die grellen elektrischen Reklameschilder in sanfte Pastellfarben verwandelte; fast hübsch. Upton’s. Bovril. J. Lyons. Er kaufte ein Dutzend blaue und weiße Gartenastern von einer zahnlosen alten Frau mit gebeugtem Rücken. »Vergelt’s Gott, Sir.«
    Es war ein langer Weg bis zum Cheyne Walk im Stadtteil Chelsea, aber die Herbstnacht war trotz der Feuchtigkeit mild. Michaels schneidender Zynismus inspirierte Paul. Er konnte mit seinem amerikanischen Paß durch die deutschen Linien an die Front kommen. Er konnte Michaels Quelle nutzen, um Sammy einen gefälschten Paß zu besorgen. Man mußte die Hunnen nicht mögen, um sie zu filmen.
    Gegen halb zehn erreichte Paul seine Wohnung. Er schloß auf, trat ein, warf seinen Strohhut auf den Kleiderständer und rief in die Stille: »Hallo? Ich bin da.«
    Die neunjährige Betsy kam mit fliegendem Rock die Treppe aus dem ersten Stock heruntergelaufen. Sie hatte die dunklen Augen ihrer Mutter, und man ahnte schon jetzt, daß sie einmal zur Schönheit erblühen würde. Sie warf sich in die Arme ihres Vaters. Ihr Haar duftete angenehm nach Seife.
    Er drückte seine Tochter und drehte sie mit ihren nackten Füßen im Kreis herum. Betsy bewunderte ihren Vater und gehorchte ihm fraglos. Der dreizehnjährige Shad hingegen hatte das Alter erreicht, in dem sich Eltern auf seltsame Weise in Schwachköpfe verwandeln, um in diesem Zustand zu verharren, bis ihre Sprößlinge etwa im Alter von Zwanzig wieder vernünftig werden.
    Betsy warf einen Blick auf die noch eingewickelten Blumen. »Sind die für mich, Papa?«
    »Aber, aber, du weißt, daß sie für deine Mutter sind. Wo sind die anderen?«
    »Lottie und Teddy sind im Bett. Shad büffelt Latein. Ich habe ihn furchtbar fluchen hören.«
    »Bitte nicht petzen, Miss! Gute Nacht.« Während er sie noch einmal umarmte, sah er, wie seine blasse, hübsche Frau auf den Treppenabsatz trat. Er folgte Betsy nach oben. Das Mädchen ging weiter, er legte die Arme um Julie und zog sie an sich zu einem leidenschaftlichen Kuß, nach dem er dringend verlangte. Betsy kicherte und verschwand.
    Er überreichte ihr die Astern. »Piccadilly-Spezial, Ma’am. Direkt aus dem Nebel.«
    »Sie sind sehr schön, mein lieber Dutch.« Sie streichelte seine Wange. Dann glitt ihre Hand über seinen Rockaufschlag. »Du bist ja ganz naß.«
    »Ich bin zu Fuß gegangen.«
    »Den ganzen Weg? Du mußt erschöpft sein. Hast du gegessen? Die Köchin ist schon weg, aber es sind noch ein Steak und Nierenpastete da.«
    »Okay, einverstanden.« Er zerrte seinen Schlips herunter und stopfte ihn in die Tasche. Sie gingen hinunter in die Küche. Julie servierte ihm das Abendessen, das er mit einem Krug Guinness hinunterspülte. Er wünschte, Crown-Bier wäre auch in England erhältlich, aber Onkel Joe meinte, er verdiene in den Vereinigten Staaten genügend Geld.
    Als er mit der Gabel ein Stück der Blätterteigpastete aufspießte, sagte er: »Leider hat sich alles ziemlich so zugetragen, wie wir befürchtet haben. Ich mußte kündigen. Entweder das oder nachgeben. Sammy bleibt bei mir. Machst du dir jetzt Sorgen?«
    »Ja, Liebling, einfach wegen des Drucks, der von nun an auf dir lastet. Aber sonst mache ich mir keine Sorgen. Wir kommen schon zurecht.«
    »Ich werde soviel Filme drehen, wie ich nur kann. Und dafür sorgen, daß sie überall gezeigt werden. Wenn nicht hier, dann in Amerika.«
    »Ich bewundere deine Entschlossenheit. Schon immer habe ich sie bewundert.«
    Er grinste. »Teutonische Sturheit. Außerdem bin ich daran gewöhnt, Risiken einzugehen. Ich gebe zu, daß dies ein großes ist. Aber ich hatte wirklich keine andere Wahl, Julie. Die Regierung hält mit der Wahrheit über den Krieg hinter dem Berg. Seine Lordschaft hat meinen Film aus Belgien konfisziert.«
    »Ich wünschte, ich hätte ihn vorher gesehen.«
    Er legte seine Gabel nieder. Unter der elektrischen Hängelampe, die einen Lichtkegel auf den Tisch warf, lächelte er.
    »Du wirst ihn sehen. Als ich Michael am

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