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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Tag meiner Rückkehr aus Belgien anrief, erfuhr ich schon im groben, was sich hier abspielt. Deshalb habe ich den Film in ein anderes Labor gegeben, ohne jemandem etwas zu sagen, bevor ich ihn ins Verlagslabor brachte. Lord Yorke glaubt, er habe das einzige Positiv und das einzige Negativ. Aber es ist ein Duplikat-Negativ. Das Original liegt sicher verwahrt in meinem Arbeitszimmer. Ich kann so viele Kopien davon machen und zeigen, wie ich will.«
72. FRITZI UND IHRE DREI MÄNNER
    Kurz nach Fritzis Rückkehr nach Los Angeles klopfte Mrs. Hong an ihre Tür. »Sie haben Besuch von einem Herrn.«
    Konnte es sein, daß Loy aus Arizona zurück war? Sie hatte ihn ganz schrecklich vermißt. Sie lief hinunter in das Besuchszimmer.
    »Hobart!«
    »Ja, ich bin es«, erwiderte er mit einer galanten Verbeugung. »Löcher in den Schuhen, Eisenbahnstaub in den Haaren, Hoffnung im Herzen.«
    Nach einer herzlichen Umarmung musterte sie ihn. Sein Aussehen erschreckte sie. Sein billiger grüner Anzug war an den Knien ausgebeult. Ungepflegte Haare hingen auf seinen Kragen. Die Krankheit hatte ihm mindestens zwanzig Pfund seiner stattlichen Gestalt geraubt und für eine blasse Hautfarbe gesorgt. Beide Schnappschlösser seines Koffers fehlten; er hatte ihn mit einer Schnur zusammengebunden.
    »Trotz meiner Einladung hätte ich nicht geglaubt, dich je in Kalifornien zu sehen.«
    »Das Blatt hat sich gewendet, meine Liebe. Ich komme demütig und auf der Suche nach einer Anstellung beim Film.«
    »Großer Gott! Ich hole mir schnell einen Schal, dann machen wir einen Spaziergang, damit ich das alles verdauen kann.«
    Sie schlenderten zum Anglerpier. Es war Sonntag, viele Menschen waren unterwegs. Aus der Dampforgel des Riesenrads ertönte Moonlight Bay. Sie merkte, daß es Hobart ernst meinte, daß er wirklich verzweifelt war.
    Sie fragte ihn nach seinem Herzanfall.
    »Das richtige Wort dafür ist >Offenbarung<. Als ich zwischen sabbernden Bauern und Obdachlosen in dieser schmutzigen Metropole Terre Haute genas - aus der, wohlverständlich, der Autor Theodore Dreiser, ein Sohn der Stadt, floh, als er noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war —, also während ich dort lag, habe ich mein Leben in neugewonnener Klarheit betrachtet. Es ist lächerlich zu denken, daß der König von England einen alten Kerl wie mich irgendwann zum Ritter schlagen wird. Was also bleibt übrig? Ein angenehmes Leben. Was wiederum Geld voraussetzt. In London folgt mir mein Ruf wie ein Straßenköter. In New York sind Projekte, die meinem Können entsprechen, rar. Die Wanderbühnen sind eine einzige Tragödie, da ist jede Produktion ein Spiel mit zahllosen Unbekannten. Warum also nicht wagen, was gefragt ist? Es war dein netter Brief mit dem Vorschlag, hierherzukommen, der mich auf die Idee gebracht hat. Du weißt, daß ich Filme schon immer mochte - was habe ich zu verlieren? Darf ich dir eine Tüte Erdnüsse kaufen? Ich habe noch zwanzig Cent.«
    Sie saßen auf einer Bank am Pier und knackten die Nüsse. Sie mochte diesen alten, eitlen Schauspieler, der so albern und anmaßend sein konnte und trotzdem so unschuldig und verletzbar war wie ein Kind. Während sie auf einer Erdnuß kaute, dachte sie laut.
    »Einige Produzenten haben viel Geld mit Verfilmungen von Shakespeare verdient. Mr. Pelzer läßt sich vielleicht überreden, er umgibt sich gern mit Kultur. Ich spreche gleich morgen früh mit ihm.«
    »Immer noch der barmherzige Engel.«
    Unweigerlich kamen sie auf den Krieg zu sprechen. Hobart sagte: »Meine Liebe, ich kenne deine deutsche Herkunft, aber bitte nimm es mir nicht übel, wenn ich meine Meinung sage. Ich bin ein Engländer mit der angeborenen Abneigung der Engländer gegen das deutsche Volk. Ich glaube, die Deutschen lieben den Krieg. Freilich werden sie von einer militärischen Clique regiert, Männern, die alles niedertrampeln, was ihnen im Weg steht, auch wenn es gebrechlich und hilflos ist. Man muß sie aufhalten. Wäre ich noch jung genug und hätte das Geld für eine Schiffsüberfahrt, ich würde nach Hause eilen und mich freiwillig melden. Aber leider habe ich keines von beiden, weder Jugend noch Geld. Ich werde einen anderen Weg finden, meinem Land zu dienen. Aber junge Männer wie dieser Charlie Chaplin sollten besser nach drüben eilen und ihre Pflicht tun.«
    Fritzis Fürsprache war beredt. B. B. engagierte Hobart für die Haupt-rolle in einem Macbeth-Zweispuler. Kelly war nicht erbaut davon, einen englischen Schauspieler zu

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