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Frieden auf Erden

Frieden auf Erden

Titel: Frieden auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Lastwagens hatte die Türen geöffnet und trank Bier – nicht das erste, wie der Haufen leerer Büchsen zu seinen Füßen erkennen ließ. Er war ein völlig ergrauter Neger, vom Gesicht her aber überhaupt nicht alt. Auf der Sonnenseite der Straße gingen zwei Frauen, die junge schob einen Kinderwagen, die ältere guckte unter das hochgestellte Verdeck und sagte etwas. Trotz der Hitze trug sie eine schwarze wollene Stola, die Kopf und Schultern bedeckte. Die Frauen passierten gerade das offene Tor einer Autowerkstatt. Darin blitzten frischgewaschene Fahrzeuge, man hörte das Rauschen von Wasser und das Zischen der Luft. Ich nahm das alles nur oberflächlich wahr, als ich bereits die Fahrbahn betrat, um auf die andere Seite zu dem Warenhaus zu gehen. Ich blieb stehen, weil plötzlich ein riesiger dunkelgrüner Lincoln, der einige Dutzend Schritte entfernt gehalten hatte, auf mich zugeschossen kam. Die Frontscheibe war grün getönt, so daß ich den Fahrer kaum in Umrissen sah. Er schien ein schwarzes Gesicht zu haben, und ich dachte noch, auch das werde ein Neger sein, ich hielt mich am Rand des Gehwegs, um ihn vorbeizulassen, aber er bremste heftig, direkt vor mir. Ich glaubte, er wolle etwas fragen, aber plötzlich umschlang mich jemand fest von hinten und hielt mir den Mund zu. Ich war so perplex, daß ich nicht einmal den Versuch machte, mich zu wehren. Jemand, der auf dem Rücksitz des Lincoln saß, öffnete die Tür, jetzt begann ich mich zu sträuben, schreien konnte ich nicht, die Hand auf meinem Mund erstickte jeden Laut. Der Briefträger kam herbeigestürzt, bückte sich und packte mich bei den Füßen.
    Auf einmal änderte die Straße schlagartig ihr Aussehen.
    Die ältere Frau ließ die Stola zu Boden gleiten und wandte sich um, in den Händen eine kurzläufige Maschinenpistole. Sie gab einen langen Feuerstoß auf die Vorderfront des Autos ab, durchsiebte Kühler und Reifen, daß es nur so stiebte. Der weißhaarige Neger trank kein Bier mehr. Er saß am Steuer seines Lastwagens, ein Schwenk genügte, und dem Lincoln war der Weg abgeschnitten. Der struppige Hund stürzte sich auf die schießende Frau, krümmte sich und lag platt auf dem Asphalt. Der Briefträger ließ mich los, sprang beiseite, riß aus seiner Tasche etwas Rundes, Schwarzes und schleuderte es auf die Frauen. Es gab einen Knall, weißer Rauch stieg auf, die junge Frau warf sich auf die Knie, als Deckung den Kinderwagen, der sich plötzlich von innen öffnete und wie aus einem riesigen Feuerlöscher einen Schaumstrahl auf den Mann sprühte, der am Steuer des Lincoln gesessen hatte und eben auf die Fahrbahn gesprungen war. Bevor er im Schaum unterging, konnte ich erkennen, daß sein Gesicht schwarz vermummt war und daß er in der Hand einen Revolver trug. Dann schlug der Strahl mit solcher Gewalt gegen die Frontscheibe, daß sie zersprang und die Scherben den Briefträger trafen. Der Dicke, der mich immer noch festhielt, ging rückwärts und benutzte mich als Schild. Aus der Garage kamen einige Männer in Overalls herübergerannt und rissen mich von dem Dicken los.
    Das alles hatte keine zehn Sekunden gedauert. Das Auto, das in der Werkstatt der Straße am nächsten stand, rollte mit dem Heck aus dem offenen Tor, zwei Männer in Kitteln steckten den von klebrigem Schaum triefenden Fahrer des Lincoln in ein Netz, wobei sie sich bemühten, ihm nicht zu nahe zu kommen. Der Dicke und der Briefträger trugen schon Handschellen und wurden in das Auto gestoßen. Ich stand da wie eine Salzsäule und sah zu, wie der vierte, der Mann, der die hintere Tür des Lincoln geöffnet hatte, mit erhobenen Händen ausstieg und folgsam, einen Revolver im Rücken, zu dem Lieferwagen ging, wo der weißhaarige Neger ihm Fesseln anlegte. Mich rührte niemand auch nur an, mit mir wechselte niemand auch nur ein Wort. Die Autos fuhren weg, die ältere Frau hob ihre Stola auf, schüttelte sie aus, packte die Maschinenpistole in den Kinderwagen, stellte das Verdeck wieder auf und ging ihrer Wege, als sei nichts gewesen.
    Alles war wieder still und öde. Nur der Straßenkreuzer mit den platten Reifen und den zerschossenen Scheinwerfern und der Hundekadaver legten Zeugnis davon ab, daß ich nicht geträumt hatte. Neben dem Warenhaus stand in einem Garten voller hoher Sonnenblumen ein Haus. Es war aus Holz, hatte eine Veranda und nur ein Erdgeschoß. Im offenen Fenster lehnte, die Pfeife in der Hand, die Ellenbogen lässig auf das Fensterbrett gestützt, ein

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