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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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laufen. Ihre Absätze waren verhältnismäßig flach, aber immer noch hoch genug, um sie zu behindern. Sie knickte um und blieb dann einen Augenblick stehen, um die Schuhe auszuziehen. Dann lief sie auf Strümpfen weiter, vorbei an den Schaltern der Allegheny und Eastern Airlines, keuchend und mit Seitenstechen.
    Der Atem fuhr ihr heiß durch die Kehle, das Seitenstechen wurde schmerzhafter. Sie passierte das Abfertigungsgebäude für die Auslandsflüge; dann tauchte das dreieckige Zeichen von Delta vor ihr auf. Sie stürzte durch die Tür, ließ dabei fast einen Schuh fallen, griff danach und fing ihn auf. Es war 23.37 Uhr.
    Eine der beiden diensttuenden Hostessen blickte auf.
    »Flug 104«, keuchte Rachel. »Nach Portland. Ist die Maschine schon gestartet?«
    Die Hostess blickte auf die Anzeigetafel hinter sich. »Anscheinend noch am Flugsteig«, sagte sie, »aber der letzte Aufruf kam schon vor fünf Minuten. Ich melde Sie an. Haben Sie Gepäck?«
    »Nein«, keuchte Rachel und strich sich das schweißnasse Haar aus den Augen. Das Herz jagte in ihrer Brust.
    »Dann warten Sie meinen Anruf nicht ab. Ich rufe an, aber ich rate Ihnen, laufen Sie sehr schnell.«
    Rachel konnte nicht sehr schnell laufen -- dazu reichte ihre Kraft nicht mehr. Aber sie tat, was sie konnte. Die Rolltreppen waren für die Nacht abgeschaltet worden, und so mußte sie von Stufe zu Stufe laufen, den Geschmack von Kupferspänen im Mund. Sie erreichte die Sicherheitskontrolle, warf der überraschten Beamtin ihre Tasche zu und wartete dann darauf, daß sie auf dem Fließband auftauchte; ihre Fäuste ballten und öffneten sich. Die Tasche hatte kaum den Röntgenschirm passiert, als sie sie auch schon am Riemen griff und wieder rannte. Die Tasche flog durch die Luft und schlug ihr dann gegen die Hüfte.
    Im Laufen warf sie einen Blick auf die Anzeigetafel.
    FLUG 104 PORTLAND PLANM. 23.25 FLUGSTEIG 31 AUFGERUFEN.
    Flugsteig 31 lag am äußersten Ende des Ganges -- und noch während sie auf die Tafel schaute, wechselte das stetige AUFGERUFEN zu einem schnell blinkenden AM START.
    Sie stieß einen leisen Verzweiflungsschrei aus. Sie gelangte gerade noch rechtzeitig in den Abflugraum, um zu sehen, wie der Aufseher das Schild mit der Aufschrift FLUG 104 BOSTON-PORTLAND 23.25 beiseiteräumte.
    »Es ist fort?« fragte sie ungläubig. »Es ist wirklich fort?«
    Der Aufseher warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. »Die Maschine hat den Flugsteig um 23.40 verlassen. Es tut mit leid, Madam -- Sie haben das Menschenmögliche versucht, wenn Ihnen das ein Trost ist.« Er zeigte auf die breiten Fenster. Rachel sah eine große 727 mit den Zeichen von Delta und Positionslichtern wie Christbaumkerzen.
    »Hat denn niemand Bescheid gesagt, daß ich komme?«
    »Als von unten angerufen wurde, rollte die Maschine schon zur Startbahn. Wenn ich sie zurückgerufen hätte, wäre sie der Maschine auf Bahn 30 ins Gehege gekommen, und der Pilot hätte Kleinholz aus mir gemacht -- von den rund hundert Passagieren an Bord ganz zu schweigen. Es tut mir wirklich leid. Wenn sie nur vier Minuten früher hier gewesen wären...«
    Sie ging, ohne sich den Rest anzuhören. Als sie die halbe Strecke bis zur Sicherheitskontrolle zurückgelegt hatte, spülten Wogen von Benommenheit über sie hinweg. Sie taumelte in einen anderen Abflugraum und setzte sich, bis die Schwärze vor ihren Augen verflogen war. Dann streifte sie einen zerdrückten Zigarettenstummel von der Sohle eines ihrer zerfetzten Strümpfe und schlüpfte wieder in die Schuhe. Meine Füße sind dreckig, und es ist mir scheißegal, dachte sie trostlos.
    Sie kehrte zum Abfertigungsschalter zurück.
    Auch die Beamtin an der Sicherheitskontrolle bedachte sie mit einem mitfühlenden Blick. »Verpaßt?«
    »Ja«, sagte Rachel. »Verpaßt.«
    »Wo wollten Sie hin?«
    »Portland. Und dann weiter nach Bangor.«
    »Warum mieten Sie sich nicht einen Wagen? Das heißt, wenn Sie unbedingt hinmüssen. Normalerweise schlage ich den Leuten vor, sich in der Nähe des Flughafens ein Zimmer zu nehmen, aber wenn ich je eine Dame sah, die den Eindruck machte, als müßte sie unbedingt irgendwohin, dann sind Sie diese Dame.«
    »Ja, die bin ich«, sagte Rachel und dachte einen Augenblick nach. »Aber die Idee ist nicht schlecht. Sofern eine der Agenturen einen Wagen hat.«
    Die Beamtin lachte. »Die haben bestimmt Wagen. Einen Wagen zu bekommen, ist nur schwierig, wenn Logan Airport im Nebel liegt -- was ziemlich oft vorkommt.«
    Rachel hörte

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