Frisch gemacht!
super Reisebeginn. Der Kerl ist so dick, dass er ein Stück Extragurt bekommt. Verlängerung. Ich will nie mehr essen, schwöre ich mir sofort. Der Gedanke, von der Stewardess ein Stück Verlängerungsgurt in die Hand gedrückt zu bekommen, ist entsetzlich demütigend. Er klemmt in dem Sitz, dass man denkt, der kommt da niemals wieder raus. Teile von ihm hängen auf meinem Sitz. Von der gemeinsamen Armlehne gar nicht zu reden. Die ist schlicht verschwunden. Körperkontakt zu mir völlig fremden Menschen ist keine Sache, die ich besonders mag. Er schwitzt, dabei ist es eher kühl im Flieger. Claudia turnt auf uns rum. Von Christoph zu mir und retour. Kein Püppchen und Teddy kann sie ruhig stellen. Wie herrlich, wenn Kinder in einem Alter sind, in dem man sagen kann, lies doch was. Aber selbst bei aller zu erwartenden Hochbegabung wird das noch ein paar Jährchen dauern. Als das Essen kommt, jedes Mal ein Highlight auf Charterflügen, wird unsere Platzsituation zu einer echten Herausforderung. »Erst du, dann ich«, schlägt Christoph vor. Er macht den Vorschlag in einem Tonfall, als wäre er kurz davor, Mutter Theresa zu sein, nur weil ich vor ihm essen darf. Ein wahrhaft großmütiger Mensch. Ich trinke einen Sekt dazu, den Christoph muffelnd mit den Worten »das muss doch eigentlich nicht sein« bezahlt. Doch, muss es. Wenn ich in den Urlaub fliege, trinke ich immer einen
Piccolo im Flieger. Auch weil es meine Fluglaune entscheidend verbessert. Ich fliege nicht gern. Bin noch nie gern geflogen. Mein Vertrauen in die Technik hält sich in Grenzen. Dass so große und schwere Teile wie ein Flugzeug vom Boden abheben und bis in andere Länder fliegen, war mir von jeher suspekt. Als Kind ist mir mal was grauenvoll Peinliches passiert. Im Flugzeug. Einer Lufthansa-Maschine, um genau zu sein. Eine Boing 747 . Ich war etwa zwölf und mit meinen Eltern unterwegs nach Rom. »Rom zu sehen gehört zur Allgemeinbildung«, befand mein Vater, und auf ging es. Im Flugzeug musste ich mal. Kaum hatte ich die Hose unten, passierte es. Der Flieger sackte ab. Mir wurde es grummelig im Magen, ich wusste, jetzt ist es so weit: Mein letztes Stündchen hat geschlagen, wir stürzen ab. Schnell entriegelte ich die Tür und rannte, so gut es mit der runtergelassenen Hose ging, raus aus dem Klo. Zur Erheiterung der gesamten Passagiere. »Dummerchen, das war doch nur ein klitzekleines Luftloch, Turbulenzen halt«, hat mein Vater unter Lachtränen gekichert. Noch heute kriege ich einen knallroten Kopf, wenn ich nur daran denke. Dieses Gelächter. Und alle haben meine Unterhose gesehen. Welche Schmach. Selbst der Pilot hat wenig später eine Bemerkung gemacht. Eine Lautsprecherdurchsage: »Sie können alle die Hosen noch schließen, bevor wir landen, so viel Zeit muss sein.« Welch sensibler Feingeist. Es gab fast wieder Turbulenzen, so haben die Passagiere gelacht.
Seitdem brauche ich etwas Alkohol im Flugzeug, und wenn das Fläschchen Sekt fünf Euro kostet, dann kostet es eben fünf Euro. Da kauft einer Boss-Anzüge und führt sich bei
der Ausgabe von fünf Euro auf, als würden wir demnächst Sozialhilfe beantragen müssen.
Ich schaffe es, das rühreiähnliche Etwas und das Brötchen mit Anstand zu essen. Uff. Jetzt ist Christoph dran. Er trinkt Tomatensaft. Wie man Tomatensaft trinken kann, ist mir schleierhaft. Ich glaube, die gesamte Tomatensaftbranche kann sowieso nur überleben, weil Menschen im Flieger, aus welchen Gründen auch immer, Tomatensaft trinken. Auch Christoph trinkt zu Hause niemals Tomatensaft. Er streut ausgiebig Salz und Pfeffer hinein. Meine Abneigung gegen dieses Getränk steigt schlagartig, als mir unsere Tochter das volle, frisch gewürzte Getränk über meine neue beigefarbene Leinenhose kippt. Super. Eine Top-Farbkombination. Mit der Reinigung der Hose war Christophs Getränk jetzt alle Mal teurer als mein Sekt. Ich könnte ihm eine runterhauen, so sauer bin ich. »Idiot«, zische ich ihn an. »Wenn, dann bitte Idiotin, deine Tochter war’s«, kontert er. Ist mir schon klar, dass es Claudia war, aber schließlich hat Christoph den Saft bestellt. Sekt und Mineralwasser hätten meine Hose lange nicht so versaut. Ein bisschen könnte man als Vater ja auch mitdenken. Sprite wäre auch gegangen. Drei Spritzer hat auch mein Nachbar abbekommen. Begeistert wirkt er nicht. »Die Reinigung bezahlen aber Sie«, knurrt er mich an. Aha, der Mops kann sprechen. Wie schön. Da freue ich mich aber. »Seit wann kommen
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