Frisch verlobt
etwas zeigen“, sagte sie und setzte sich aufs Sofa.
Widerstrebend ließ Nicole sich neben ihr nieder und überlegte, ob nun Familienvideos an der Reihe waren.
Wie sie feststellen musste, lag sie mit ihrer Vermutung nahe dran, denn Brittany holte mehrere Fotoalben aus den Einbauregalen und legte sie auf den großen Couchtisch vor ihnen.
„Sehen sie nicht einfach klasse aus?“, fragte das Mädchen, während sie das erste Album aufklappte und auf ein Foto wies, das einen sehr jungen Hawk und eine hübsche Brünette auf einem Schulball zeigte. „Sie haben sich so geliebt. Hier sind sie erst sechzehn. Sieh dir nur an, wie sie lächeln.“ Sie seufzte.
Nicole säuselte, dass es schöne Fotos seien, und fragte sich, ob das Problem bei ihr liegen könnte. Reagierte sie nicht viel zu heftig auf die Situation? Vielleicht war sie ja auch nur wegen Drew so empfindlich.
Nein, sagte sie sich dann. Jemanden in Erinnerung zu behalten war ja gut und schön, aber in einem Schrein zu leben, war total seltsam.
Brittany blätterte die Seiten um, erzählte von Skitouren und wies auf ein Foto hin, das ihren Vater zeigte, nachdem sein Team den Meisterschaftstitel der Vereinigten Staaten errungen hatte. „Er war MVP, Most Valuable Player“, sagte sie stolz.
„Wirklich beeindruckend“, meinte Nicole.
Es folgten Bilder vom Abschlussball der Highschool und dann eine Serie mit der zunehmend schwangeren Serena.
„Als sie feststellten, dass ich unterwegs war, konnten sie zuerst gar nicht heiraten. Sie war erst siebzehn, und ihre Eltern waren nicht bereit, zu unterschreiben, dass es okay war. Also haben sie bis zu ihrem Geburtstag gewartet.“ Brittany seufzte. „Mein Dad hatte ihr versprochen, dass er auf jeden Fall zu ihr halten würde, egal was kommt.“
Eine romantische Version dessen, was eine schwierige Zeit gewesen sein musste. „Die Auseinandersetzung mit ihrer Familie muss schwer für sie gewesen sein“, bemerkte Nicole.
„Ich weiß. Das ist irgendwie schade. Sie haben ihr nie verziehen, dass sie meinen Dad geheiratet hat. Und das, obwohl sie total verliebt ineinander waren und ein wunderbares Leben hatten. Meine Großeltern sehe ich nicht sehr oft. Dad sagt, dass sie da etwas verloren haben.“
„Da stimme ich ihm zu“, erklärte Nicole.
Brittany lächelte sie kurz an und blätterte die Seite um. „Das bin ich. Ich wurde in Oklahoma geboren, denn Dad hat damals an der Oklahoma University Football gespielt. In dem Haus hier haben wir gewohnt. Klein, aber süß. Meine Mom und mein Dad haben so viel Glück gehabt. Sie waren die ganze Zeit zusammen und hatten ein Baby, das sie geliebt haben.“
Was ein wenig zu sehr nach „Film der Woche“ klang, als dass es der Realität entsprechen konnte. „Ich bin mir sicher, dass es ganz schön schwer gewesen sein muss“, sagte Nicole vorsichtig. „So jung, weit weg von zu Hause, ein kleines Baby. Sie müssen sehr viel Angst gehabt haben.“
„Kann sein.“ Brittany tat ihre Worte mit einem Schulterzucken ab. „Aber sie hatten einander. Dad spricht die ganze Zeit von diesen ersten Jahren. Wie viel Spaß sie hatten. Die Förderer waren richtig klasse. Sie haben Mom einen Job besorgt und ihr dabei geholfen, Babysitter zu finden. Der Collegefootball spielte dort eine große Rolle, und Dad war ein Star.“
Sie blätterte die nächste Seite um. „Alle haben gesagt, dass sie zu jung wären, dass es nicht gutgehen würde. Aber es war so. Meine Eltern haben sich bis zu dem Tag, an dem meine Mom gestorben ist, geliebt.“
Nicole ignorierte diesen Hinweis auf Serena. Es war sowieso unmöglich, ihr in diesem Haus zu entgehen. Aber es gab andere Dinge. Daher entschuldigte sie sich und ging zu Hawk in die Küche, um ihm beim Abwasch zu helfen.
„Zeigt Brittany dir Fotos?“, fragte er, während er die Spülmaschine einräumte.
„Ja. Alles ist bestens dokumentiert.“
Er lachte. „Serena hat gerne fotografiert und ließ sich gerne fotografieren. Mich interessiert das weniger. Die Leute werden denken, dass Brittany ewig zwölf Jahre alt ist.“
„Das bezweifle ich.“ Nicole sammelte die Gläser ein und trug sie zu ihm. „Sie hat viel von der Zeit erzählt, als du und Serena frisch verheiratet waren. Wie wunderschön damals alles war.“
Erwartungsvoll sah er sie an, als warte er auf eine Erklärung dafür, was sie eigentlich sagen wollte.
„Hin und wieder muss es doch auch einmal schwierig gewesen sein“, fuhr sie fort, wobei sie versuchte, einen beiläufigen Ton
Weitere Kostenlose Bücher