Frisch verlobt
anzuschlagen. „Ihr wart beide jung und zum ersten Mal von zu Hause weg.“
„Vielleicht, aber man hat uns dort wirklich sehr geholfen. Es war gut.“
„Brittany scheint das Gefühl zu haben, dass es fast schon magisch war. So als ginge alles in Ordnung, wenn man sich nur genug liebt.“
Er hob die Augenbrauen. „Und?“
„Sie ist ein siebzehnjähriges Mädchen, das einen festen Freund hat. Möchtest du da nicht einmal über mögliche Konsequenzen reden? Nicht jede Teenagerschwangerschaft endet mit kleinen Waldtieren, die singen und tanzen. Und nicht jede frühe Ehe überlebt.“
Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn. „Du bist süß, wenn du dir Sorgen machst.“
„Und du ignorierst, was ich dir sagen will.“
Er schenkte ihr ein nachsichtiges Lächeln. „Das habe ich schon alles im Griff. Brittany ist ein gutes Mädchen. Wir reden miteinander. Ich weiß, was in ihrem Leben geschieht. Sie und Raoul haben noch keinen Sex. Wenn es so wäre, würde ich davon wissen.“
Er kann nichts dafür, dachte Nicole und versuchte, nichts davon persönlich zu nehmen. Er ist ein Mann. Ein Vater zwar, aber doch immer noch ein Mann. Er sieht, was er sehen will.
„Hawk, du hast nicht einmal davon gewusst, dass Raoul bei seinen Pflegeeltern rausgeflogen war. Wochenlang hat er in diesem verlassenen Gebäude gelebt. Das war im Sommer. Wochen, in denen es warm war und sie ungestört – wer weiß, wie lange – allein sein konnten. Bist du dir ganz sicher, was den Sex betrifft?“
Er richtete sich auf. „Nicole, ich weiß, dass du nur helfen willst, aber es ist nicht deine Sache. Brittany und ich stehen uns nahe. Wir reden miteinander und ich vertraue ihr. Du hast selbst keine Kinder, also wirst du mir das jetzt einfach glauben müssen.“
Sie überging diese Abfuhr. „Ich habe meine Schwester von klein auf groß gezogen. Ich würde schon sagen, dass ich durchaus Erfahrung habe.“
„Dann sieh dir doch an, wohin das geführt hat.“
Sie erstarrte. „Das waren völlig andere Umstände.“
„Ich kenne meine Tochter sehr viel besser als du. Mit Raoul läuft nichts.“
Nicole war bereit, eine Menge darauf zu wetten, dass er sich irrte. „Warum nicht? Du hast deiner Tochter doch beigebracht, dass eine junge Liebe mit allem fertig wird. Von dir hat sie gelernt, dass bloß das Abenteuer beginnt, wenn man mit siebzehn schwanger wird.“
„Ich werde darüber nicht weiter reden“, erklärte er.
„Warum? Weil es da nur einen Standpunkt gibt? Weil nur du recht haben kannst? Ich hoffe wirklich, dass ich mich irre, Hawk, denn wenn ich es nicht tue, dann werdet ihr beide eine höllische Lektion zu lernen haben.“
Er starrte sie an. „Worum geht es dir in Wirklichkeit?“
„Was meinst du?“
„Irgendeine Absicht steckt doch dahinter. Das muss es sein. Du investierst viel zu viel Energie in das Privatleben meiner Tochter. Was ist dein eigentliches Problem?“
Es war unfassbar. Sie wollte ihm nur helfen. Eine Freundin sein. Aber konnte er das etwa sehen? Natürlich nicht.
„Du bist mein Problem“, erwiderte sie ihm. „Ich gehe nach Hause.“
Während sie zur Haustür ging, erwartete sie halb, dass er ihr folgen und sie bitten würde zu warten. Dass sie über die Situation reden und einen gemeinsamen Nenner finden könnten. Aber das geschah nicht.
Als Nicole am nächsten Tag zu ihrem Haus zurückkehrte, war sie noch immer in genauso schlechter Stimmung wie am Morgen, als sie es verlassen hatte. Es war gar nichts Besonderes passiert, sie fühlte sich nur irgendwie uneins mit der ganzen Welt.
Ihr war klar, dass es an diesem dummen Streit mit Hawk lag, und das ging ihr auf die Nerven. Es war ja nicht einmal so, dass sie richtig wütend aufeinander wären. Sie waren lediglich unterschiedlicher Meinung. Na und? Das passierte den Menschen ja wohl ständig. Warum also sollte es ihr mehr ausmachen, wenn die andere Partei er war?
Aber es machte ihr mehr aus, und das wiederum ging ihr noch mehr auf die Nerven.
Als sie durch die Hintertür das Haus betrat, hörte sie Stimmen und Lachen. Es war Raoul mit seinen Freunden.
In ihrer momentanen Stimmung war sie nicht gerade davon erbaut, das Haus voller Teenager zu haben, aber sie hatte es ihm gestattet, und es war ja auch nicht so, dass sie etwas anstellen würden.
Sie überlegte, ob sie sich ein Glas Wein zur Entspannung gönnen sollte, aber es war zu früh am Tag, und sie wollte auch nicht vor den Teenagern trinken. Also entschied sie sich für
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