Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frostbite

Frostbite

Titel: Frostbite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
Vom Netzwerk:
Streifenhörnchen nennen.«
    »Tatsächlich.« Bobby starrte den Piloten an und schien überrascht,
dass der sich den Mund zu öffnen traute. Überrascht und leicht amüsiert. »Weißt
du, wo ich herkomme, da ist Lester ein witziger Name.«
    Der Pilot hob abermals die Schultern und schloss die Augen, als habe
er seinen Beitrag zur Konversation geleistet.
    »Bobby«, warf Chey ein, »machen wir uns später Gedanken über die
Namen anderer Leute, okay? Ich habe den Kontakt hergestellt. Es war eine
schlimme Kontaktaufnahme. Es gibt da eine Komplikation, was den Plan angeht.«
    Fenechs Miene verhärtete sich, und er nickte. Er war bereit, sie
anzuhören.
    Sie seufzte schwer. »Er hat mich mit einer Kralle am Bein erwischt.
Während er ein Wolf war.«
    Mit deutlicher Besorgnis glitt sein Blick über ihr Bein. »Also brauchst du ärztliche Versorgung? Wir
fliegen dich sofort aus.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Bobby, du verstehst mich nicht. Er
hat mich gekratzt, und mehr braucht es nicht dazu. Ich bin jetzt eine von
ihnen.«
    An seinem Gesicht las sie ab, dass er noch immer nicht begriffen
hatte.
    Sie schluckte schwer und spürte einen Kloß im Hals. Der Grund dafür
war ihr nicht ganz klar.
    »Ich bin jetzt auch ein Wolf«, sagte sie und sah zu, wie er einen
Schritt zurücktrat, genau wie sie es vorhergesehen hatte. Sein Gesicht zeigte
jedoch nicht die geringste Regung.
    »O
Mann!« Er hob die Hand und kratzte sich am Kopf, achtete aber selbst in diesem
fassungslosen Augenblick peinlich genau darauf, nicht eine einzige der
hochgekämmten Haarsträhnen durcheinanderzubringen. »O Mann!«, wiederholte
er. »Also gut. Was …«
    »Du musst dir dessen bloß bewusst sein«, sagte sie. »Deswegen muss
sich nichts ändern. Ich kann meinen Auftrag immer noch erledigen.«
    »Nein. Nein, angesichts dieser … schockierenden Enthüllung … sollten
wir die Mission meiner Meinung nach abbrechen. Ich meine, wir müssen
weiterkommen, aber nicht … aber nicht auf diese Weise. Ich kenne ein paar
Jungs, die könnte ich anfordern.«
    »Du willst die Mounties in die Sache verwickeln?«, rief Chey. Sie
traute ihren Ohren kaum.
    »Nicht ganz. Keine Polizei«, beschwichtigte er. »Nur ein paar Jungs,
die ich kenne. Eigentlich hatte ich das von Anfang an im Sinn.«
    »Nein«, beharrte Chey.
    »Nein?«, fragte er, und es war tatsächlich auch als Frage gemeint.
»Denn es hat den Anschein, als hättest du die Sache richtig versaut. Auf die
schlimmstmögliche Weise.«
    »Nein«, wiederholte sie. »Das ist meine Operation. Scheiße, ich habe
mir das verdient.«
    Vielleicht hätte er wieder davon angefangen, hätte sich Lester, der
Pilot, nicht in diesem Augenblick geräuspert.
    »Falls ihr gerade eine Pause macht«, sagte er, »merkt ihr
vielleicht, dass wir Besuch haben.«
    Fenech und Chey fuhren herum und richteten die Blicke auf das
Seeufer. Etwas holperte und polterte durch das Unterholz auf sie zu und wich
den Bäumen aus. Es war Dzos verrosteter
Kleinlaster, der durch das unwegsame Gelände kroch. Gelegentlich fing
sich das Sonnenlicht auf der Windschutzscheibe, während er sich durch die
Schatten schob.
    Powell lehnte sich aus dem Fahrerfenster und brüllte ihren Namen.
Der weiche Laut hallte von der Wasseroberfläche wider und verlor sich in den
Baumwipfeln.
    »Chey!«, rief er erneut. »Ich will bloß mit dir reden, das ist
alles.«
    Chey murmelte einen Fluch und sah ihren Agentenführer an, aber
Fenechs Augen blieben hinter der Sonnenbrille unsichtbar. Er lächelte, aber sie
hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte.
    »Du sagst, du hast Kontakt
aufgenommen«, meinte er, »und ich dachte, du bist irgendwo in Stellung gegangen
und hast ihn gesichtet. Ich wusste nicht, dass du ihm persönlich vorgestellt
wurdest. Weiß er von mir? Hast du ihm gesagt, dass du bereits einen Freund
hast?«
    Chey bemühte sich um eine ausdruckslose Miene. Sie ließe sich nichts
von ihm wegnehmen. Nicht jetzt. Nicht nach allem, was sie getan hatte, nicht
nach dem, was sie geworden war, um so weit zu kommen. »Ich hatte in dem Moment
keine Waffe zur Hand. Ich musste dicht heran. Ich tat das Notwendige.«
    Dzo steuerte einen Bogen und bremste an einer Stelle, wo eine
Baumreihe die weitere Fahrt um den See herum blockierte. Powell wartete nicht,
bis der Wagen endgültig zum Stehen gekommen war, sondern sprang einfach aus der
Fahrerkabine. Sein Fuß traf auf dem Boden auf, und er lief schneller auf sie
zu, als sie die Distanz vorher hatte
überwinden

Weitere Kostenlose Bücher