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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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sie sind ja eigentlich Arschlöcher. Glauben sie. Dritte Antwort, gefunden durch Erschöpfung: Soll doch jemand anders das alles ändern, ich mag nicht, so schlimm ist es auch wieder nicht, ich könnte ja auch noch krank sein oder tot. Vierte Antwort, gefunden durch Beobachtung und systematisches Sammeln von Beweisen: Sie sind verhext.
    2  (…) Wenn man den Verhexten dazu verhelfen könnte, sich zu enthexen, wäre man eindeutig weiter. (…)
    Wer sind die Verhexten? Alle, die nicht bestimmen, was gemacht wird, sondern sich damit arrangieren müssen. Moment: Gilt das nicht für »die Leute«, also Menschen allgemein, auch für die Nichtverhexten, für die Herren der Welt, für jene also, die glauben dürfen, es ginge ihnen gut? Nein: Für die gilt nur, daß sie nicht bestimmen, was passiert . Es kann regnen, schneien, ein Komet kann auf uns alle runterfallen, eine Supernova kann explodieren, das muß auch der Kapitalist fressen.
    Aber was gemacht wird: Das bestimmen einige, andere müssen damit leben. (…)
    Die modernen Verhexten verstehen unter machen hauptsächlich produzieren – selbst Ärzte, die heute übrigens als niedergelassene von der Bank, der ihre Praxis gehört, komplett abhängig sind, glauben heimlich, sie wären eine Art Fließbandarbeiter in schön – sie denken, sie produzieren was, nämlich gesunde Leute. Wie und was Verhexte produzieren, bestimmen die, aus deren Geld die Verhexten mehr Geld machen sollen. Wie produktiv die Verhexten also bestenfalls sein können, ist begrenzt durch die Notwendigkeit, daß dabei unbedingt ein Profit erzielt wird.
    Das galt sogar im sogenannten Sozialismus, also bei den Russen des zwanzigsten Jahrhunderts und ihren Parkplatzländern. Alle Länder, die zu diesem Sozialismus dazugehörten, mußten auf dem Weltmarkt einkaufen. Sie konnten sich nämlich nicht mit allem selbst versorgen: Leider gibt es auf der Welt keine geographische Region, die alles hat, was der Mensch gebrauchen kann und was die Welt als Ganze hat, sonst könnte man in dieser fiktiven Region ein hübsches Paradiesmodell hinbauen. (…)
    Handel, an egal welchem Markt, muß profitabel sein wollen, sobald die Waren mindestens einer Handelspartei nach dem Profitprinzip produziert werden. Würde die eine Seite auf Dauer weniger kriegen, als sie gibt, müßte der relative Wert ihrer Produkte mit jedem Umlauf weiter fallen, weil sie in ihre Produktion, deren Verbesserung und / oder Verbilligung relativ immer weniger investieren könnte, während die andere Seite immer mehr, immer besseres Zeug produzieren könnte, am Ende also denselben Kram wie am Anfang zu weit geringeren eigenen Kosten verhökern dürfte. So wäre die Verliererseite auf jeden Fall nicht nur düpiert, sondern schließlich pleite. Deshalb hat der russische Sozialismus in seinem Innern bald einen Markt und ein Profitsystem einführen, es praktisch aus Leim und Pappe erschaffen wollen. Denn wenn mich der Markt ans Profitsystem bindet, bin ich nicht sozialistisch, sondern bloß unwirtschaftlich, wenn ich nicht auch nach diesem Profitsystem produziere. Profitabel verkaufen kann nur, wer profitabel produziert. Wer aber nach Bedürfnissen – sozialistisch – produzieren will, will halt nicht profitabel produzieren. Die Frage, die der liebe Gott an die Sozialisten in Rußland und den Parkplatzländern der Russen des zwanzigsten Jahrhunderts richtete, lautete: Was wollt ihr eigentlich?
    Die richtige Antwort wäre gewesen: Die Weltrevolution, denn ohne die sind wir bald pleite. Die falsche, die man ihm gab, lautete aber: Na ja, was hast du denn anzubieten? Dann wollen wir halt das. Wir sind nämlich sehr arme russische Mäuse und für alles dankbar. Komische Radikale, muß man sagen, waren diese Typen. Verachten darf man das aber nur, wenn man was Besseres hat. (…)
    Alle die sehr komplizierten ökonomischen Theorien, die am Ende in den sozialistischen Ländern gelehrt wurden, haben das Problem nicht thematisiert, sondern auf denjenigen späteren Zeitpunkt verschoben, zu dem die Welt endlich von allein viereckig geworden wäre.
    Das Problem der Weltrevolution ist das zentrale der sozialistischen Wirtschaftslehre, nicht der Mehrwert oder die Profitrate oder sonst was, das im »Kapital« steht: Das sind alles nur Probleme der Kapitalisten. Marx wollte lediglich sagen, daß die einen ganzen Haufen solcher Probleme haben, weil der Kapitalismus, wenn auch besser als der Feudalismus, so doch ein höchst unvollkommenes Produktionsverhältnis ist,

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