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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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vor: Tennis, diese Lord- und Lady-Sportart, morgens, mit Vogelzwitschern …
    J: Und Croissants, die wir damals noch »Hörnchen« nannten. Siebzehn waren wir. Sechzehn, siebzehn. Es war kühl um die Zeit. Geil, auf der Haut. Gemischte Doppel, viel zum Lachen. Keine Kleidervorschriften – o.k., Turnschuhe mußten sein, aber Rölfchen kam in seinem Iron-Maiden-T-Shirt, und wir hatten Jeans an … nicht wie in Wimbledon, weißt du. Immer ein geiles Hallo, morgens: Quoi! C’est vous, mal deridées!
    F: War also … cool, hm?
    J: Total. Freiheit, Schönheit, Jugend, early morning, so richtig New Day Rising.
    F: (singt) New Day Rising … New Day Rising …
    J: Du kennst Hüsker Dü?
    F: Soll ich nicht? Paar gute Platten kennen? Ich bin kein völliger Arsch, weißt du.
    J: Habe ich nie behauptet.
    F: Ihr habt also eure jeunesse …
    J: Hörnchen, Laugenbrötchen, Capri-Sonne, Kaffee aus Thermoskannen, am Ende, in der letzten Woche, auch mal Sekt. Und wir sind jeden Tag ein bißchen später zur Schule gegangen, die Matches wurden immer länger. Der Englischlehrer, so ein graues Fischgesicht, ich erinnere mich, nannte uns »Schnösel« – »Ah, da kommen ja endlich auch die Tennisschnösel.« Daß wir auch noch linksradikal waren … und trotzdem nicht auf diesen popmäßigen Luxus verzichten wollten … das muß den rasend gemacht haben.
    F: Du siehst sehr gut aus gerade, Jenny. Glücklich.
    J: Hm? Glücklich … Ja, doch, stimmt. Glücklich waren wir. Haben wir natürlich nicht gemerkt, wie alle jungen Genies. Wir waren viel zu verliebt in … in so ein komisches Pathos die ganze Zeit. Wir gegen alle. Es gibt eine Zeichnung in diesem Batman-Comic von Frank Miller, »The Dark Knight Returns«, die hält das fest, wie wir drauf waren: Da hängt der gute alte Green Arrow, kaputt und einarmig, von einer Feuerleiter, seinen Bogen in der Hand, den Pfeil spannt er mit dem Mund, und es ist ein Pfeil mit Granate – und diese schwarzen Hubschrauber greifen ihn an, verstehst du, ein Mann mit Pfeil und Bogen gegen die geballte technologische Überlegenheit der Repression. Und er … also, dieser Held … verstehst du…
    F: Ergibt sich nicht. Sondern spuckt der Gefahr ins Gesicht.
    J: Genau. Und weißt du, was er sagt, was da in der Sprechblase steht?
    F: Hm?
    J: Er verflucht sie. Verstehst du, er hängt kopfüber, angeschossen, fast ganz erledigt von der Leiter, und sagt, oh Mann, das hätte unser Kampfruf sein können, also, er sagt …
    F: Na?
    J: (lacht) God damn fascist sons of bitches!
    F: (lacht) God … damn … (lacht)
    J: … fascist …
    F: … sons …
    J: … of …
    F: … Bitches!
    J: Genau.

SIEBENUNDVIERZIGSTES KAPITEL
    Gesundheitsreform • Nichts, was nicht beide wollen • Erziehung • Krawattensortieren • Sie haben Post
    1  Sechseinhalb Monate nach dem an Überraschungen so reichen ­Gipfel­treffen im Weltraum veröffentlichte Bayer HealthCare eine historische Presseerklärung: »Wende im Kampf gegen die neuen Seuchen«.
    Jeanne Alber saß im Kamerageblitze, neben einem glatzköpfigen, dicken Laborhamster, der unter seinem Schnauzbart hervorknurrte, als wäre ihm die Nachricht irgendwie nicht recht: »Bislang haben wir, wie Sie alle wissen, Solanum lediglich als pharmakologische Basis für verschiedene Therapeutika eingesetzt. Ziel unserer Anstrengungen war es jedoch stets, langfristig eine Art Impfstoff zu erzeugen, was immer man bei den Pandemien, mit denen wir es zu tun haben, darunter genau verstehen mochte. Etwas, das diesem Fernziel überraschend nahekommt, ist uns nun bei der ersten der in Rede stehenden Krankheiten, dem P.A.S. , gelungen.«
    Das P.A.S . (pseudo-aktinisches Syndrom) war die auf dem Tröpfcheninfektionsweg übertragene verbreitetste der neuen Seuchen in Asien und Nordafrika, eine Auszehrungskrankheit, bei der diverse Gewebearten unter Eiweißdenaturierung und Wasserverdunstung litten und die zu schwerer Lichtallergie und zahlreichen neurologischen Folgeerscheinungen mit nicht selten letalem Ausgang führen konnte. Zu den anfänglichen Symptomen gehörten vor allem Läsionen, die aussahen, als wären die Patienten über längere Zeit hohen Dosen von Mikro wellen- oder Infrarotstrahlung ausgesetzt worden, daher der Name.
    »Die gute Nachricht«, erklärte Jeanne drei Tage nach der Pressekonferenz einem übermüdeten Andy in ihrer Tokyoter Bergvilla, vor einem Hintergrund von flutend waldigem Grün, das so intensiv war, daß es seinen Augen weh tat, die er vor lauter Jetlag

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