Für immer in Honig
wurde und Schechina auf der Reise ruht, kann sie beginnen, denn Schechina hat sich mit ihr verbunden, so daß der Reisende, die Reisende männlich und weiblich sein wird, männlich und weiblich in der Stadt und männlich und weiblich auf dem Land, wie geschrieben steht im fünfundachtzigsten Psalm: daß Gerechtigkeit vor ihm hergehe und seinen Schritten folge. Kommt und seht: Solange einer auf dem Wege bleibt, muß er sein Verhalten prüfen und beherrschen, daß sich die heilige Zweiheit nicht von ihm löse, daß er nicht Schaden nehme, statt männlich und weiblich zu sein.‹«
Skriba machte eine Pause und lächelte mich an. Die bronzene Haut leuchtete, als glühte sie, die Sonne stand sehr hoch am Himmel.
»Also Jahweh will, daß wir alle Hermaphroditen sind, oder bisexuell, oder was?« fragte ich, verlegen um bessere Worte. Da legte Skriba den Kopf in den Nacken, ganz weit zurück, daß ich seinen Adamsapfel springen sah, und lachte und lachte, bis ich davon erwachte.
Ich muß mir diesen Sohar besorgen.
Wenn die Geschichte wirklich so drin steht, obwohl ich sie noch nie gelesen habe, dann stellt sich die Frage, lieber Doktor Freud: Woher kam dieser Traum in meine dumme alte Rübe?
12. Elul, siebtes Feldzugsjahr (aber erst später geschrieben, im Rückblick)
Schlacht um Jerusalem: Der beißende Gestank nördlich des Klosters, vom Sanburskyfriedhof her, war unbeschreiblich. Sie hatten dort Panzersperren errichtet, und einige ihrer Luftabwehrstellungen gegen unsere Jets und Chopper waren bärenhöhlenartig in die Hänge am Hinnom-Tal eingegraben. Wir fielen über sie her wie die Tartaren, an der Spitze unsere Isawiyya-Panther, haben uns in stundenlangem Schußwechsel durch unsere eigenen Verluste hindurch vorwärtsgegraben und -gehackt, ein Urwald aus Körpern.
Das Gras war ölschwarz vom Blut nach drei Stunden Metzelei, überall Tote, manche standen schon wieder auf. Ich habe gesehen, wie ein Isawiyya-Späher einem unserer Feinde aufhockte, auf seiner Brust, und ihm das Gesicht weggefressen hat, um anschließend die Augen reinzudrücken. Da bin ich hin, habe das Opfer in den Kopf geschossen, und den Panther verscheucht, als ob das einen Unterschied machen würde, dieser eine Eingriff, dieses eine Mal, daß atavistische, grelle Grausamkeiten vorzeitig beendet wurden, in diesem irren Sumpf von Überlebenskampf beider Seiten.
Bulwer-Lytton, der leichtgläubige Hansel, hat Dickens mal erzählt, es gäbe eine Dame aus Frankreich, welche, wahrlich, die Toten aufwecken könnte, aber das käme ihre Kundschaft sehr teuer. »Wieso teuer?« wollte Dickens wissen, und Bulwer-Lytton gab eine kundige Antwort, die ich nur bestätigen kann: »Das viele Parfüm, wegen des Geruchs.«
Wir campierten zwei Nächte, um sicherzustellen, daß niemand von unseren Leuten infiziert war und keine Zombies sich mehr rührten. Dann rückten wir auf den Tempelberg vor.
16. Elul, siebtes Feldzugsjahr (später geschrieben)
Schlacht um Jerusalem: Die Kettenstraße haben wir von den Russen und einigen Isawiyya-W ausputzen lassen, ich weiß jetzt, was »Viel Glück« auf russisch heißt – Schelaju udatschi.
Ein alter kanadischer Jude namens David – ist ja dann gewissermaßen sein Stadtviertel hier, dachte ich – nahm mich beiseite: »Die Amerikaner hätten das anders gemacht. In den Kriegen vor dem Totentanz war PR das Wichtigste, möglichst geringe eigene Verluste, möglichst wenige tote Zivilisten auf der andern Seite – so hat der Mann der jetzigen Präsidentin die Sache im Kosovo regeln wollen, deshalb die Kombination: lasergesteuerte Raketen und High-Altitude-Bomber. So hätten wir auch Jerusalem nehmen sollen, nicht Straßenzug um Straßenzug, einfach: immer drauf. Denn aufbauen kann man’s hinterher wieder.«
Am Abend lief derselbe Mann mit seiner Division in eine Falle unweit der Grabeskirche, da, wo ehemals die äthiopischen Christen gewohnt hatten. Ich erinnere mich noch, von meinem ersten Besuch im Land her, vor dem Totentanz, was für ein lauschiger Ort das gewesen war, kleine Haine, kleine schwarze Tische, Limonade.
Ein Mann ging auf mich und meine zwei Sergeanten los, beim Abendessen nach der kleinen Lage. Er sah nicht aus wie ein Zombie, aber als wir ihm das Hemd aufknöpften, nachdem ich ihn getötet hatte – Dolch durch den Hals nach oben in den Kopf, zwischen den Kiefern durch, Gaumenstich, hat mir Sol aus New York beigebracht –, sahen wir, daß seine Brust offen klaffte und die rechte Lunge freilag,
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