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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Ölzeitalter aus, und wenn Erdöl, wie die Forschungsgruppe um diesen Geologen Staudt verbreitet, wirklich nicht der fossile Rest von totem Leben, sondern ein Ausscheidungsprodukt von noch aktivem, unvorstellbar … anderem … Leben ist, dann hat uns dieses andere Leben am Kragen, dann werden wir …«
    Der Bärtige lachte und schüttelt den Kopf. Der Alte grollte: »Doch, doch, Lucien, du wirst es schon noch glauben müssen.«
    Die Musik veränderte sich, das Latinogehusche hörte auf. An seine Stelle trat ein alles andere als fortschrittlicher Beat, ganz dröger Takt, versetzt mit a ffi gen Clickerlauten, in die sich schließlich eine betont uninspiriert dudelnde Slowhand-Gitarre wurmte, Clapton für Blöde – falls gleich wer singt, wird’s ein schnaufendes Schwein sein, argwöhnte Robert zerstreut, während der Alte weiter schwadronierte.
    Robert betrachtete die halb bewußtlose Stefanie, wie sie sich, ihrer eignen Bewegung kein bißchen bewußt, gähnend auf die Seite wälzte. Dann sah er zu Philip, der wie Dr. Rock offenbar wirklich an den Lippen des Alten hing, so eigenartig dessen Sonntagspredigt auch war. Schließlich achtete Robert auf den Gesang, der aus den gut versteckten flachen Boxen ins Gitarrengemurkse fiel wie eine schwarzverklebte Möwe in eine Ölpestpfütze. Es war doch kein Schwein, sondern eine Frau, elektronisch hochgepitcht und, dies die größte Überraschung, offenbar deutsch singend, Schlagerstimme, von weit her, aus alter Zeit:
    Du siehst ziemlich traurig aus
Hast lang nicht mehr gelacht
Red wenn dir nach Reden ist
Sag mir was dich traurig macht
    Ungläubig starrte Robert den ehemaligen Kapuziner an, als wollte er ihn zwingen, sich zu diesem Zeug irgendwie zu erklären, aber Philip beachtete den Freund nicht, da doch der Alte so angeregt dozierte.
    Ist bei dir denn ganz das Licht aus
Findest du den Schalter nicht?
    »Sie werden, lach nur weiter, Lucien, noch die Straßen mit Plastik pflastern, unsere Körper, unsere Skelette werden aus Plastik sein, es wird alles ersetzt. Die absolute Eitelkeit. Menschliche Eitelkeit, womöglich vom Teufel inspiriert – na, da verspekuliere ich mich jetzt vielleicht tatsächlich, es muß nicht sein, das kann alles auch vom Menschen selber kommen.«
    Bizarre Stimmigkeit des Greisenmonologs zur überdrehten Piepmaus-Arie, wie hieß noch diese Amerikanerin, die hier ganz offensichtlich imitiert wurde, mit großen Brüsten und Rehaugen, ich komm gleich drauf, richtig, Mariah Carey, besonders schön natürlich das »h« am Ende des Vornamens, du lieber Himmel …
    Ich schicke dir jetzt einen Engel!
    Philip kicherte, sah tief in sein Glas, in dem was Rotes war, vielleicht ja wirklich Wein, obwohl es dafür, fand Robert, ein bißchen zu lackfarben glänzte. Dann schüttelte Philip den Kopf, schob das Kinn hoch, sah dem Alten direkt in die Augen und sagte: »Du solltest dich vielleicht mal mit Skriba … mit meinem und Roberts Freund Rosenzweig unterhalten, Norman, wenn es ihm wieder besser geht. Der hat ganz klare Ansichten über den Teufel und wofür der was kann. Du wärst überrascht, vielleicht sogar einverstanden.«
    »Ach?«
    »Na, er meint, der Teufel richtet selber eigentlich sehr wenig an. Er ermutigt die Menschen höchstens zu Unfug, auf den sie bereits selbst verfallen sind.«
    »Er suggeriert ihnen nichts?« schaltete sich eine der kartenspielenden Frauen ein, wahrscheinlich im Namen Evas, wegen der Sache mit der Schlange.
    »Das ist eine ganz alte manichäische Idee«, murrte der Alte, »die Zeugen Jehovas vertreten ähnliches auch. Es geht darum, daß der Kern, der unverletzbare wichtigste Bestand jeder Religion, die Erkenntnis sein soll, daß sich der Mensch einfach nicht selbst regieren kann. Deshalb läßt Gott das Böse zu: Damit man sieht, was dabei rauskommt, wenn der Mensch sich selbst überlassen bleibt. Die ganze Menschheitsgeschichte ist in dieser Perspektive eine einzige Beweiserhebung für den Prozeß um die Legitimität von Gottes Regierungsanspruch.«
    »Und wo stehst du in dieser Sache?« forderte Philip den Alten neckisch heraus, der keine Sekunde mit seiner Antwort zögerte: »Ich denke, wir hatten ein Recht auf den Versuch, uns das All zu unterwerfen – soviel hat ja Gott selber uns zugestanden, sofern der Jahwist in der Genesis die Wahrheit erzählt. Wir haben im wissenschaftlichen Zeitalter, das uns das Plastikzeitalter beschert hat, auch das Universum besser bewundern gelernt als je vorher, das kann ich nicht

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