Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
aber dann bot sich ihnen ein schreckliches Bild: Auf dem Boden, neben einem steinernen Leichenwaschtisch lag regungslos Mechthild Kayser. Sie war noch vollständig bekleidet.
Ayse schrie auf und rannte sofort zu ihr, keinen Gedanken an irgendeine Gefahr verschwendend. Sie kniete sich vor ihr hin und sah zwei kreisrunde, verbrannte Stellen auf dem Hosenanzug in Höhe ihres Bauches.
„Herr Doktor! Schnell!“ rief sie von Sülzen zu.
Stein und Heller, die die Gefahr im Auge behalten wollten, zeigte sich ein anderes Bild. An der geöffneten Tür eines Verschlages hing ein weißes Kleid mit rotem Blumenmuster. Heller erkannte es sofort wieder. Es stammte aus den Bestellungen des amerikanischen Versandhauses. Davor lag ordentlich auf einem Stuhl ausgebreitet eine komplette Ausstattung an Damenunterwäsche. Unter dem Stuhl standen weiße Pumps und neben dem Leichenwaschtisch ein Werkstattrollwagen, auf dem allerlei Utensilien zum Schminken lagen. Alles war vorbereitet.
Hinten an der Wand befand sich ein Stuhl. Auf diesem saß regungslos Benjamin Korthausen. Er war sehr blass. Auf seiner Brust war mit einer Sicherheitsnadel ein Blatt Papier befestigt, auf dem „Befreit“ stand. In seiner linken Halsschlagader steckte eine dicke Hohlnadel, deren Ende an einen Schlauch angeschlossen war. Auf dem Boden neben ihm stand ein gläserner Zylinder, der mit schaumigen Blut gefüllt war, das schon über seinen Rand lief und eine große Lache unter dem Stuhl gebildet hatte. Leise war das schlürfende Geräusch einer Saugpumpe zu hören. Weder Stein noch Heller trauten sich, den Stecker der Pumpe aus der Dose zu ziehen. Sie standen wie versteinert im Raum und sahen auf den toten Korthausen.
Ganz anders von Sülzen. Er riss die Jacke von Mechthilds Hosenanzug und ihre darunter befindliche Bluse auf. Knöpfe sprangen ab und auf dem Steinboden umher. „Na, was ist das denn?“ entfuhr es ihm überrascht.
Unter ihrer Kleidung trug Mechthild einen doppelwandigen Surfanzug aus dickem Gummi. Schnell zog der Pathologe den Reißverschluss herunter und setzte sein Stethoskop auf Mechthilds Brust. Ein schwaches Zeichen von Leben? Er war sich nicht sicher. Seine Finger fuhren zu ihrer Halsschlagader.
Aufgeregt blickte er Ayse an. Sie bangte um das Leben ihrer Freundin und konnte sich nicht entscheiden, ob sie die Antwort von Sülzens wirklich hören wollte.
„Sie lebt!“ Von Sülzen riss seinen Notfallkoffer auf und angelte eine Spritze nebst einer Ampulle heraus. Er zog die ganze Ampulle Atropin auf und injizierte sie Mechthild. Dann überprüfte er ihre Atmung. Sie war sehr flach. Von Sülzen bog ihr den Unterkiefer herunter, drückte im Rachen gegen das Zungenbein und schob damit die Zunge weit nach vorne. Dann drehte er ihr Gesicht zur Seite. Mittels eines hinter ihrem Kopf durchgezogenen Gummibandes befestigte von Sülzen über Mechthilds Nase und Mund eine durchsichtige Atemmaske und schloss an diese eine kurze, eiserne Sauerstoffflasche an. Er drehte den Hahn auf. Leise zischte der Sauerstoff in die Maske. Von Sülzen griff zu seinem Handy. „Sie muss sofort ins Krankenhaus. Aber ich glaube, sie schafft es!“
Ayse blickte nach oben und schloss die Augen. Sie dankte dem lieben Gott, dass ihre Freundin noch am Leben war. Zärtlich griff sie die Hand der Bewusstlosen und legte sie sich an die Wange. „Du bist ein Teufelsweib!“ Mechthild sollte wissen, dass sie nicht alleine war. Ayse verharrte so eine Weile und wünschte sich, dass auf dem Weg dieser Berührung ihre Lebensenergie zu Mechthild fließen würde. Erst Minuten später sah sie zum ersten Mal den Rest des Raumes. Sie erschrak, als sie Korthausen auf dem Stuhl sitzen sah. Von Sülzen war gerade bei ihm und stellte die Pumpe zum Fettabsaugen ab.
„Keine Chance!“ wandte sich von Sülzen an Stein und schüttelte den Kopf. „Der Blutverlust ist zu hoch. Der Mann ist tot.“
„Wir sollten Frau Kayser hier rausbringen!“ ergriff Fritz Behrmann die Initiative und forderte Stein und Heller auf, ihm zu helfen. Vorsichtig hoben sie sie an, und sie öffnete ihre Augen. Mechthild sah zuerst KK Heller und lächelte ihn an. Sie konnte nicht sprechen, aber sie wusste jetzt, dass sie in Sicherheit war.
„Wir haben ihn. Alles wird gut“, munterte er seine Chefin auf, froh darüber, sie wieder bei Bewusstsein zu sehen.
Draußen legten sie sie vorsichtig auf ein Stück Rasen. Ayse hatte ihre Jacke zusammengerollt und Mechthild unter den Kopf geschoben. Von Sülzen blieb
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