Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
vorgedrungen war, und blätterte per Mausklick weiter. Viele Seiten wiederholten sich zum x-ten Mal. Er schränkte die Suche wie am Vorabend auf „Unterwäsche“ ein und fügte die Begriffe „Original“ und „second hand“ dazu. Aus den Millionen Einträgen wurden Hunderttausende. So kam er nicht weiter. Wie bei seiner vorherigen Suche erschienen massenhaft Seiten von Sexanbietern, die, einmal angeklickt, auf immer neue Pornoseiten führten, so dass er aus diesem Dschungel verlinkter Angebote gar nicht mehr herauskam.
Ihm fiel ein, dass er unbedingt einen Vermerk für seine Chefin schreiben musste, in dem erklärt wurde, weshalb er so viele Pornoseiten im Internet aufgerufen hatte. Wenn er der Innenrevision bei ihren Stichproben auffallen würde, gäbe es schnell ein Verfahren gegen ihn. Erst kürzlich war deshalb ein Richter am Landgericht in Schwierigkeiten geraten. Allerdings hatte dieser Seiten mit Kinderpornographie konsumiert. Er war aufgrund der Flut der unerwünschten Internet-Seiten gezwungen, wieder in die Ausgangsposition der Suchmaschine zurückzuklicken. Wie würde jemand gezielt suchen? Entweder der Täter oder aber die Frau selbst? Er konnte sich nicht vorstellen, dass eine Frau großes Interesse daran gehabt hätte, eine Pornoseite nach der anderen auf ihrem Bildschirm zu finden.
Heller versuchte noch einmal, seiner Suche einen seriösen Anstrich zu geben und ging über „Einzelhandel“ und „second hand“ erneut auf die große Recherche im noch größeren Netz. Das ergab gleich ein ganz anderes Bild. Was man nicht alles gebraucht kaufen konnte! Er verfeinerte seine Anfrage vorsichtig und jedes verfängliche oder abweichende Wort vermeidend stetig weiter. Das Geschäft aus Bremen, bei dem er gestern war, hatte gar keinen Internetauftritt. Er war sicher, dass beim Auftauchen eines passenden Angebots ein potentieller Interessent nicht noch Hunderte anderer Seiten aufrief, sondern hier erst mal Schluss machen würde und sich die Angebote ansah. Und genauso ging er auch vor. Heller kontaktierte über die jeweils angegebenen E-Mail-Adressen Geschäfte in Hamburg, Berlin und Frankfurt. Ihm fiel ein Versandhaus in den USA auf, das behauptete, auch BHs von bekannten Filmschauspielerinnen aus den sechziger Jahren offerieren zu können. Warum nicht? dachte Heller. Vielleicht gab es ja einen Playtex Zauberkreuz von Marilyn Monroe. Falls sie einen solchen überhaupt getragen hatte.
Mechthild Kayser hatte unterdessen die Tageszeitungen nach der Veröffentlichung der Vermisstenmeldung durchgesehen. Weser-Kurier und Bremer Nachrichten hatten im Regionalteil ein Bild der Toten gebracht und um Hinweise aus der Bevölkerung gebeten. Kein Wort von einem Verbrechen oder Mutmaßungen darüber. Aber als sie die Bild-Zeitung zur Hand nahm, lief sie vor Zorn rot an. „Tausende tanzten auf der Leiche im Sack“ prangte es in riesigen Lettern von der ersten Seite. Ein Bild von Thomas Brandt war ebenso dabei wie seine ausführlichen Schilderungen, wie er die Leiche entdeckt hatte. Arschloch! dachte Mechthild. Für seine scheiß Publicity habe ich die anderen Redaktionen gleich am Hals.
Ihr Telephon klingelte. Logemann war dran und erkundigte sich, ob sie die Zeitungen schon gesehen habe und was sie denn nun vorzuschlagen hätte. Mit einemmal war es nicht mehr seine gestrige Pressekonferenz, sondern ihre.
„Wir machen auf keinen Fall eine neue Pressekonferenz, Herr Präsident!“ beharrte sie. „Wir geben weitere Informationen per Fax an die Tageszeitungen raus, aber lassen die chirurgischen Eingriffe weiterhin weg. Davon weiß auch der Brandt nichts. Alle Infos sollten nicht über das hinausgehen, was die Bild schon geschrieben hat. Und wir fügen zwei Tatsachen hinzu. Erstens: Die Ergebnisse der gestern noch ausstehenden Untersuchungen haben ergeben, dass ein Fremdverschulden vorliegt. Und zweitens: Die unbekannte Tote trug Kleidung aus den sechziger Jahren. Dann bitten wir um weitere Hinweise.“ Sie machte eine Pause. „Und die Bild erhält kein Fax!“
„Das geht nicht, Frau Kayser. Presse ist Presse. Sie erhalten alle dasselbe Material. Da fangen wir jetzt keinen Krieg an. Ansonsten stimme ich Ihnen zu. Aber lassen Sie mich Ihre Mitteilung lesen, bevor sie rausgeht!“ Dann legte er auf.
Mechthild war immer noch sauer, aber der PP hatte natürlich recht. Die Presse absichtlich unterschiedlich zu behandeln führte nur zu noch mehr Ärger. Die Freiheit der Presse war ein zu hohes Rechtsgut, und die
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