Fuer immer nur du
André hatte sich Kiras Mutter immer als ruhige, zurückhaltende Engländerin vorgestellt, die ein ziemlich eintöniges Leben führte, aus dem Kira schlussendlich ausgebrochen war, um sich von Bellamy in eine Welt voller Glamour entführen zu lassen.
„Dann hat sie dich nach England ins Internat geschickt?“ Fort von ihrem unsoliden Nachtleben und ihren wechselnden Liebschaften?
Kiras Gesichtsausdruck verriet André, dass sie mehr erlebt hatte, als für ein junges Mädchen gut war. „Als sie mich weggab, war ich noch recht klein. Im Grunde kann ich mich kaum an sie erinnern.“
„Lebst sie denn noch?“
„Ich habe keine Ahnung.“
„Hast du denn niemals versucht, sie zu finden?“
„Nein. Und das werde ich auch niemals tun.“
André wusste nicht, was er von dieser Aussage halten sollte. Sicher konnte man einer leiblichen Mutter verzeihen, vor allem, wenn man letztendlich doch in ihre Fußstapfen trat. Schließlich war Kira selbst unverheiratet und schwanger.
Auf der anderen Seite war sich André sicher, dass Kira ihrem eigenen Kind eine sehr viel bessere Mutter sein würde. Für sie stand ihr Kind schon jetzt an erster Stelle, obwohl es noch nicht einmal geboren war.
Nachdenklich schüttelte er den Kopf. „Dann bist du adoptiert worden?“
„Nein, ich war eher so etwas wie ein Mündel.“ Mit tief verletzten Augen sah sie ihn an. „Wie ich schon sagte, ich kenne das Gefühl, von Menschen großgezogen zu werden, denen man nichts bedeutet.“
„Dann verstehst du sicherlich auch, warum ich Bellamys Imperium zersprengen musste?“
„Nein, das verstehe ich ganz und gar nicht“, widersprach sie.
Das konnte doch unmöglich ihr Ernst sein! „Du hast doch sicherlich auch mal über Wege nachgedacht, wie du deiner Mutter heimzahlen kannst, dass sie dich weggab? Oder wolltest den Menschen eins auswischen, die dich nie richtig willkommen geheißen haben?“
Kira wandte ihren Blick ab. „Solche Gedanken habe ich schon vor langer Zeit begraben. Es nützt niemandem etwas, sich an bitteren Gefühlen festzuhalten, die einen nach und nach zerfressen.“
Weise Worte, die André im Augenblick nur ungern annahm. Er spürte, dass Kira ihre wahren Gefühle im Verborgenen hielt, und dass sie ihm noch mehr zu sagen hatte.
„Würde es dir helfen, über deine Vergangenheit zu sprechen?“, erkundigte er sich sanft.
Widerwillig spürte er, wie gebannt er auf Kiras Antwort wartete. Er wollte sie verstehen, sie trösten und sie lieben. Aber dafür musste sie sich ihm vollends anvertrauen.
„Ich habe mir deine Pläne für das Château angesehen und bin zutiefst beeindruckt von deiner Weitsicht“, wechselte er das Thema, denn er war selbst noch nicht bereit für die ganze Wahrheit.
Ihre Miene hellte sich deutlich auf. „Ach, ja?“
„Aber das ist nicht das, worüber ich jetzt mit dir reden wollte. Ich hätte gern deine Meinung über ein anderes Projekt gehört, das ich in Angriff nehmen möchte“, erklärte er und sah zurück auf seinen Computerbildschirm. Ihre plötzliche Begeisterung hatte ihn von seinen düsteren Gedanken abgelenkt. „Kennst du dich an der französischen Riviera aus?“
Dort würde er sie hinbringen. Cap d’Antibes . Besichtigung der Altstadt, der Burgen und Villen, in denen die Filmstars und der europäische Hochadel ihre Ferien verbrachten. André wollte Kira in die Casinos ausführen, die niemals schlossen. Und er wollte ihr etwas zeigen, das er noch keiner Frau zuvor gezeigt hatte: die alte Villa, in der er geboren worden war.
„Erzähl mir mehr“, bat sie munter.
André hätte nicht gedacht, dass sie sich für seinen Beruf interessieren würde. „Vor Kurzem habe ich dort ein Hotel gekauft, dessen letzte Modernisierung ihm den ursprünglichen Charme genommen hat. Ich würde es gern wieder in den Stil der Vierziger Jahre versetzen.
„Tolle Idee.“ Ihr Strahlen ging ihm unter die Haut.
Als sein Handy klingelte, nahm André das Gespräch sofort an. Es dauerte nur wenige Minuten, doch anschließend merkte
Kira, wie sich auf seiner Stirn tiefe Falten bildeten.
„Probleme?“, erkundigte sie sich vorsichtig.
„ Oui , eher ein fortdauerndes Problem.“ Sein Cousin, der Manager des La Cachette in St. Barthélemy war so unzuverlässig wie eh und je. Dabei hatte er ihn mehr als einmal gewarnt, endlich an seinem Verhalten zu arbeiten.
„In einer Stunde fliegen wir nach St. Barth“, beschloss er spontan. Kiras anfängliche Überraschung verwandelte sich in strahlende Freude,
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