Fuer immer und alle Zeit
hatte, Vater und Tochter hätten nun genug Zeit gehabt, um sich zu begrüßen, ging er langsam auf die beiden zu. Sie standen nun beisammen; Taylor Raeburne hatte einen Arm um Darcis Schultern gelegt, sie einen um seine Taille.
Taylor Raeburne war nur etwas über einen Meter fünfundsechzig groß, bemerkte Adam, als er sich ihm näherte. Auf dem Foto hatte Darcis Mutter ziemlich groß gewirkt; deshalb hatte er sich gefragt, warum Darci so klein war. Damals hatte er gedacht, der Grund sei womöglich Mangelernährung gewesen; jetzt sah er, dass es erblich bedingt war. Wenn die beiden so nebeneinander stehen, dachte Adam, dann sieht man, dass sie sich geradezu unglaublich ähneln.
»Sie sind Montgomery?«, fragte Raeburne, sobald er Adam bemerkte.
Als Adam ihm in die Augen blickte, wurde ihm klar, dass es nicht viele Menschen gab, die Taylor Raeburne als klein bezeichnet hätten. Der Mann erinnerte Adam an einen römischen Gladiator: klein, aber sehr, sehr stark. Er hatte eine so intensive Ausstrahlung, dass man ihn immer und überall beachten würde.
»Ja«, antwortete Adam und versuchte dabei, nicht auf Darci zu blicken, da sie sich so eng an diesen Mann schmiegte. »Und wer Sie sind, brauche ich gar nicht zu fragen.«
Raeburne starrte ihn an, als habe er kein Wort verstanden.
»Mach dir nichts draus«, sagte Darci. »Er versucht immer, Scherze zu machen, aber sie kommen nie an. Er hat einfach nur gemeint, er sieht, dass du mein Vater bist.« Darci blickte den Mann so liebevoll an, dass Adam erneut von einer heftigen Gefühlswallung überrollt wurde; dieses Mal war es so heftig, dass er sich einen Augenblick abwenden musste.
»Also, wo fangen wir damit an, diesen Hexen das Handwerk zu legen?«, fragte Taylor.
Adam wandte sich ihm wieder zu, erfreut darüber, dass er so direkt auf sein Thema angesprochen wurde. »Ich dachte, vielleicht wollen Sie und Darci ein wenig Zeit miteinander verbringen, damit Sie sich kennen lernen, und ich beschäftige mich inzwischen ein wenig mit... na ja, mit dem Zeichnen einer Karte.«
»Die Tunnels?« begehrte Darci auf und löste sich von ihrem Vater. »Da kannst du nicht ohne mich hineingehen!«
»Ohne dich komme ich sogar wesentlich besser zurecht!«, konterte Adam. »Denk doch nur daran, was du beim letzten Mal gemacht hast!« »Ich habe dir deinen Dolch besorgt, das war alles. Du konntest ihn nicht erreichen, aber ich habe den Alarm ausgelöst, und dadurch hattest du Zeit, ihn herauszuholen. Aber geholfen hat es uns sowieso nicht, dieses Messer.«
»Du tust so, als ob du das geplant hättest«, gab Adam zurück. »Du tust, als ob ...«
»Ihr zwei seid kein Liebespaar, oder?«, fragte Taylor dazwischen.
»Ich, mit dem da?«, fragte Darci fast höhnisch zurück. »Nein, der hebt sich für Renee auf.«
»Sehr witzig.« Adam blickte zu Taylor. »Renee ist mein Hund.«
Taylor Raeburne blieb ernst. »Es ist gut, dass ihr kein Liebespaar geworden seid, denn wie ihr bestimmt wisst, muss meine Tochter Jungfrau bleiben, um die Botschaften des Spiegels zu verstehen.«
Als Taylor das sagte, spürte Adam sofort, wie Darci ihn anstarrte. Deshalb hast du mich angestellt!, schrie sie in seinem Kopf. Du hast mich angestellt, weil ich eine ... eine ... Sie konnte das Wort nicht einmal im Geiste sagen.
»Darci, ich ...«, begann Adam und wandte sich ihr zu. »Au! Das tut weh!«, rief er dann, denn plötzlich schoss ein scharfer Schmerz durch seinen Kopf. Ein Schmerz wie ein Eispickel, der in die eine Schläfe eindrang, durch das Gehirn schlug und durch die andere Schläfe wieder austrat. »Hör auf!«, flüsterte er und legte sich die Hände seitlich an den Kopf.
Taylor hatte die Szene stumm beobachtet, und nun verstand er, was vor sich ging. Er trat zwischen Darci und Adam und ergriff seine Tochter an den Schultern. »Darci«, sagte er beschwörend, doch ihre Miene veränderte sich nicht. Ihre Augen waren weit aufgerissen, die Pupillen vergrößert, aber sie sah ihn nicht. »Darci!«, wiederholte Taylor und schüttelte sie einmal kräftig. »Hör auf damit! Hör auf, oder du bringst ihn um!«
Darci befolgte die Aufforderung ihres Vaters sofort, wenngleich sie ihn anblickte, als würde sie ihn nicht erkennen. Dann bemerkte sie Adam hinter ihm. Er kniete im Gras und presste sich die Handflächen an die Schläfen. Aus seinem rechten Nasenloch rann ein Tropfen Blut.
»Habe ich das gemacht?«, flüsterte sie und hielt sich an den starken Armen ihres Vaters fest, um nicht umzukippen. Sie
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