Gaelen Foley - Amantea - 03
mit mir, Rafael. Ich habe mir etwas Besonderes für dich ausgedacht.“
Er versuchte, sich zu sammeln. Ungeduldig schüttelte er sie ab, als sie die Arme um ihn legen wollte.
„Was ist los, Geliebter?“ Ohne Hemmungen strich sie leicht über seine pulsierende Männlichkeit. „Ich mache alles gut.“
Grob packte er sie am Handgelenk, obgleich er kaum die Kraft aufbrachte, sie zurückzuweisen.
„Hör auf!“ sagte er zwischen zusammengebissenen Zäh- nen. „Hören wir beide auf. Du weißt, dass ich nicht hier sein sollte. Ich will es gar nicht.“
„Aber du brauchst es“, flüsterte Chloe. „Niemand kann dich so befriedigen wie ich.“
Das stimmt nicht, dachte Rafael. Du hinterlässt nur eine Leere in mir. Verzweifelt wurde ihm bewusst, dass niemals mehr eine Frau ihn so befriedigen könnte wie Daniela. Sie war die Einzige, von der er träumte. Die Einzige, die ihn nicht haben wollte ...
Verdammt, das wird sie sehr wohl, dachte er mit zorniger Entschlossenheit.
Sie durfte ihm das nicht länger antun. Er würde nicht zu- lassen, dass er sich so entehrte. Er hatte vor Gott sein Wort gegeben, treu zu sein. Und das würde er auch.
Steif trat er eine Stufe herab und schob dabei Chloe von sich. „Es tut mir Leid. Es wird nichts passieren. Wir wissen beide, dass es falsch wäre. Und ich komme auch nicht zurück. Gute Nacht.“
Nun funkelten ihre Augen vor Zorn. Doch Rafael drehte sich um und ging die Treppe hinunter.
„Du Betrüger! Komm sofort zurück!“ schrie sie zornig hin- ter ihm her. „Wage es nur nicht, mich zu verlassen! Wohin gehst du?“
Er schritt zur Tür, wo er stehen blieb und, ohne sich umzudrehen, sagte: „Nach Hause. Zu meiner Frau.“
Und sie würde noch vor dem Morgengrauen seine Frau sein – in mehr als einer Hinsicht!
Er wollte nicht mehr warten und sich von ihr abweisen lassen. Er würde sich nehmen, was ihm zustand.
Während Chloe ihm einen Schwall von Schimpfwörtern hinterherschrie, schritt Rafael in die Dunkelheit hinaus. Er- leichterung machte sich in ihm breit, als er in Richtung des Palazzo Reale lief.
Wo ist mein Mann?
Es war bereits nach elf Uhr nachts, und niemand hatte Rafael seit Stunden gesehen. Daniela war es nicht möglich einzuschlafen, da sie ein furchtbarer Verdacht über seinen Verbleib quälte. Um sich abzulenken, begann sie, den Palast zu erkunden.
Im Augenblick lief sie allein durch die Ahnengalerie – ein langer Raum, der mit roter Seide ausgeschlagen war. Die La- kaien mussten sie für wahnsinnig halten, als sie ihnen befoh- len hatte, alle Kerzen in der Galerie anzuzünden, damit sie die Gemälde betrachten konnte. Aber das war ihr gleichgül- tig. Sie schritt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, über den glänzenden Parkettboden und sah sich die Vorfah- ren ihres Gatten an, um sie sich in der richtigen Reihenfolge einzuprägen.
Es schien zwar vergeudete Zeit, wenn sie sowieso vorhatte, die Ehe wieder annullieren zu lassen. Aber es gab sonst nichts für sie zu tun. Den ganzen Tag über wurde sie von sechs Männern der königlichen Leibgarde bewacht und hielt sich ausschließlich im Palast auf.
Die Ahnengalerie hatte auf beiden Seiten eine Tür, vor de- nen unbeweglich die Wachen standen. Daniela fragte sich, ob wohl der Rest ihrer Ehe genauso verlaufen würde: stets unter den Augen von Wächtern, sogar in ihrem eigenen Zuhause. Wenn sie den Palast überhaupt als ihr Zuhause bezeichnen konnte.
Gemächlich ging sie ans andere Ende des fensterlosen Rau- mes und blieb vor einem großen Gemälde stehen, das in einem goldfunkelnden Rahmen über dem offenen Kamin hing.
Es war ein Porträt der königlichen Familie, angefertigt für Serafinas Hochzeit mit dem Conte Darius Santiago. Die Ge- mahlin, Rafaels Schwester, war die atemberaubendste Frau, die Daniela jemals erblickt hatte – eine wahre trojanische Helena.
Das ist wirklich eine Prinzessin, dachte Daniela niederge- schlagen.
Prinzessin Serafina hatte eine makellos blasse Haut, eine rabenschwarze Lockenpracht und funkelnde klare Augen. Der Bräutigam neben ihr sah ebenso schön und betörend aus, doch seine schwarzen Augen strahlten keinerlei Fröhlichkeit aus. Aber die Art, wie er zärtlich seine Hand auf die seiner Braut gelegt hatte, zeigte deutlich, dass der stolze Spanier in den Händen dieser Göttin wahrscheinlich zu Wachs wurde.
Zu Serafinas Rechten stand der markant aussehende, fins- ter blickende König Lazar, ihr Vater. Sein schwarzes Haar war an den Schläfen inzwischen
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