Gaelen Foley - Amantea - 03
Noch nie zuvor hatte sie jemand gebraucht, doch die Vorstel- lung, dass sie diesen wunderbaren Menschen vielleicht ver- lieren könnte, ließ sie vor Angst beinahe ohnmächtig werden.
Nein, dachte Daniela und hob stolz das Kinn. Ich werde ihn nie aufgeben. Er ist mein Mann, und ich werde um ihn kämpfen.
Wenn die Ehe mit ihr den Verlust der Thronfolge bedeu- tete, war das seine Schuld. Sie hatte ihr Möglichstes getan. Außerdem schien er sich nie besonders große Sorgen darum gemacht zu haben.
Orlando konnte auch alles erfunden haben. Im Grunde gab es keinerlei Möglichkeiten für den Herzog, jemals die Krone zu erben. Schließlich konnten auch Prinz Leo und Serafinas sechs Kinder Ansprüche erheben. Aber manche Menschen vermochten das Glück anderer nicht zu ertragen. Vielleicht gehörte Orlando dazu. Wenn sie nur daran dachte, dass sie ihm beinahe erlaubt hatte, die Ehe mit dem Mann ihrer Träume zu zerstören ...
Daniela richtete sich auf, ging in ihr Schlafzimmer und schaute sich das Bett an, wo sie seit der Hochzeitsnacht al- lein geschlafen hatte. Sie wusste, dass Rafaels altes Gemach im Westflügel lag, aber es war ihr auch klar, dass es heute Nacht sinnlos wäre, ihn dort aufsuchen zu wollen.
Morgen – das schwor sie sich – würde sie ihren Gatten ver- führen. Würde er sie noch wollen, nachdem er die hinreißende Miss Sinclair mit einem Fingerschnippen zu sich rief?
Daniela trat vor den Spiegel und sah sich gerade lange ge- nug an, um zuzugeben, dass sie – nun ja, ganz hübsch war. Auf ihre eigene schlichte Art. Sie berührte ihr Gesicht und schaute sich ihre Augen an, die Rafael schön genannt hatte. Dann ging sie zu Bett.
Sie legte sich auf den Bauch und schaute zum Balkon, wo sich die Vorhänge unter dem leichten Nachtwind aufblähten.
Vergib mir, Rafael, dachte sie. Ich habe einen Fehler begangen. Ich hätte an dich glauben sollen.
Und vielleicht sollte ich auch an mich glauben.
„Sie erröten jedes Mal wie ein Schulmädchen, wenn Sie mich sehen“, sagte Orlando, als er und Adriano den Gang entlanggingen.
Der jüngere Mann warf dem älteren einen finsteren Blick zu, schaute aber rasch wieder fort. „Ich hasse Sie“, murmelte er.
Orlando lächelte. „Das weiß ich. Sie sollten sich zusam- menreißen, mein Guter. Sie sind der Einzige, der unter diesen merkwürdigen Schuldgefühlen leidet. Chloe fand das recht amüsant und ich auch. Ich dachte, Sie wären schon einmal mit einem Mann und einer Frau im Bett gewesen.“
„Nicht auf diese Weise.“
Orlando grinste wissend. Adriano starrte ihn erneut grim- mig an und ging weiter.
Der Bursche ist ein Wrack, dachte der Herzog kopfschüt- telnd.
Es war in Rafaels Hochzeitsnacht geschehen. Orlando war zu Chloe gegangen, um sie zu trösten und sie für seine Zwecke gefügig zu machen. Als er in ihrem Stadthaus ein- traf, hatte er dort bereits Adriano vorgefunden. Er und die frühere Geliebte des Kronprinzen waren am Boden zerstört. So hatte er sie schließlich beide getröstet. Jeder, der Rafael nahe stand, war schließlich eine mögliche Waffe in Orlandos Händen.
Jetzt sah Adriano gehetzt den dunklen, kaum erleuchteten Gang entlang. Dann blickte er wieder den Herzog an.
„Sie sind wahnsinnig, darüber Ihre Scherze zu treiben. Wenn es nun jemand erfährt ...“
„Sie meinen Rafael, nicht wahr?“
„Irgendjemand!“
Orlando lächelte herablassend; „Tut mir Leid, aber Rafael weiß es bereits. Glauben Sie mir.“
Adriano wandte sich ihm zu und blickte ihn entsetzt an. „Was soll das heißen?“
„Er hat es bloß geflissentlich übersehen. Schon lange hätte er Sie den Wölfen zum Fraß vorwerfen können, wenn er gewollt hätte. Aber anscheinend hat er sich entschlossen, Sie stattdessen zu schützen.“ Einen Moment betrachtete er Adriano aufmerksam. „Sie sind sicher, solange Sie ihn nicht zu sehr verärgern.“
„Nein, es stimmt nicht, was Sie sagen! Er weiß nichts davon. Ich könnte es nicht ertragen“, erwiderte di Tadzio.
Orlando vermutete, dass er Recht hatte. Er hatte Gerüchte gehört, die am Hof erzählt wurden. Adriano war drei Mal vom Rand der Selbstzerstörung zurückgerissen worden, und zwar von niemand anders als von Rafael, dessen Tat der eigentliche Grund für Adrianos Verzweiflung gewesen war.
„An Ihrer Stelle würde ich mir keine Sorgen machen“, meinte der Herzog beinahe liebevoll. „Jedermann am Hof hat etwas zu verbergen. Wollen Sie mich übrigens hereinbitten?“
Inzwischen waren sie vor
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