Gaelen Foley - Knight 03
leicht nervös ihren Strauß aus weißen, roten und rosa Rosen, als sie hinten in der Kirche an den vielen Klatschkolumnisten vorbeilief, die sich wie verrückt Notizen machten. Ihre Verlobung hatte ziemli- ches Aufsehen erregt, vor allem als die Welt erfuhr, dass sie von Banditen angegriffen worden waren, die es gewagt hatten, sich in Abwesenheit des Hausherren in Bayley House einzunisten. Für seinen Mut war Damien erneut als Held gefeiert worden. Algernon wurde kaum betrauert, doch Miranda konnte verstehen, warum Damien es Crispin ermöglicht hatte, den Ruf seines Vaters zu wahren.
Der Schuldige war schließlich bestraft worden. Wenn be- kannt geworden wäre, dass Algernon seine Brüder ermor- det hatte, hätte man Crispin den Titel aberkannt, und die ganze Familie wäre in Schimpf und Schande auf der Stra- ße, wenn nicht gar im Schuldgefängnis gelandet. Nun hat- te Crispin zumindest eine Chance, einen Neuanfang zum Wohl seiner Familie zu versuchen, die – ob man das nun wollte oder nicht – auch Mirandas Familie war.
Gemessen schritten Robert und sie an all den Leuten vor- bei, die Miranda im Lauf ihres Abenteuers kennen gelernt hatte. Alle Mitglieder der Knight-Familie waren anwe-
send, mit Ausnahme des schwarzen Schafs, Lord Jack. Zu ihrer Freude hatten ihr die Herzogin und Lady Lucien das Du angeboten, jetzt, wo sie bald mit ihnen verwandt wäre. Sie entdeckte Sally und Jane aus Yardley und die netten Damen von der Wohlfahrt, welche die Mädchen bei sich aufgenommen hatten; Lieutenant Colonel MacHugh und Captain Sutherland und all die verwegenen Offiziere des Hundertsechsunddreißigsten Regiments; den dicken Oliver Quinn und den dürren Nigel Stanhope und ein halbes Dut- zend weitere enttäuschte Verehrer; Lord Griffith und sei- nen schüchternen kleinen Sohn und schließlich Crispin und dessen Mutter und Schwestern. Sie schenkte ihrem Vetter im Vorübergehen einen liebevollen Blick. Sie wuss- te nicht, was aus ihr geworden wäre, wenn er an jenem furchtbaren Morgen nicht eingegriffen hätte. Beim Gedan- ken an ihren bösen Onkel schrak sie immer noch zusam- men, aber sie verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich auf Damien, der am Altar auf sie wartete, prächtig an- zusehen in seiner Galauniform. Auch Lucien stand dort, in einem eleganten grauen Frack.
Die ganze Zeremonie ging wie im Rausch vorüber. Mi- randas Herz raste, und ihre Hand zitterte wie verrückt, als Damien ihr den Ring anstecken wollte. Er musste mehrere Anläufe nehmen und ihr schließlich zuflüstern, doch still zu halten. Sie begann vor allen Leuten zu lachen, fing sich aber rasch wieder. Dann erklärte sie der Pfarrer zu, Mann und Frau, und sie wandte sich in einem solchen Über- schwang des Glücks an Damien, dass sie meinte, platzen zu müssen.
„Lady Winterley“, murmelte er, schaute ihr tief in die Augen und küsste sie.
Und so verließen sie als Ehepaar die Kirche. Draußen standen die Offiziere seines Regiments und bildeten mit ih- ren Degen ein Spalier. Damien und sie liefen hindurch, während die Kirchenglocken läuteten. Sie stiegen in die mit Blumengirlanden und Bändern geschmückte Kutsche, von vier Schimmeln mit nickenden Federbüschen gezogen, und lagen einander schon in den Armen, noch bevor der Schlag richtig geschlossen war.
Der Empfang in Knight House dauerte den ganzen Tag. Bel hatte zur Feier des Tages französische Köche engagiert,
und diese Künstler hatten eine riesige Hochzeitstorte kre- iert, damit all die Gratulanten, die bis fünf Uhr kamen und gingen, etwas abbekamen. Um sechs Uhr leerte sich das Haus allmählich, und dann war nur kurz Zeit, um sich um- zukleiden und kurz auszuruhen, ehe um sieben die elegan- te Dinnerparty anfing, die bis mitten in die Nacht dauerte. Damien und Miranda verbrachten die Hochzeitsnacht dann in einer luxuriösen Suite im Pulteney Hotel am Pic- cadilly, da ihr schickes Stadthaus in Mayfair zum Einzug noch nicht ganz bereit war.
Sie lagen sich gegenüber und sahen einander tief in die Augen. Miranda strich ihm sanft übers Haar, während Da- mien mit der Fingerspitze den Schönheitsfleck an ihrer linken Hüfte umkreiste.
„Lady Winterley“, flüsterte er mit leicht benommenem Lächeln.
„Ich liebe es, wenn du das sagst“, hauchte sie und schmiegte sich enger an ihn. „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch. Ich kann kaum glauben, dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen darf, meine märchenhafte, magische Miranda.“
„Dummer Damien“,
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