Gaunts Geister - Band 1-3
Kommandostrukrur der Vervunwehr selbst auszusetzen.«
Kowle blieb abrupt stehen.
»Derartige Kritik müsste ich eigentlich auch persönlich nehmen. Schließlich bin
ich der höchste disziplinarische Offizier in dieser Makropole.«
Gaunt blieb ebenfalls stehen
und wandte sich Kowle zu. Das Gesicht des Mannes hatte etwas unmäßig Finsteres
an sich. »Sie scheinen sich in Ihren Pflichten sehr hervorzutun, Kommissar
Kowle. Sie verstehen besser als alle, die ich bisher kennengelernt habe, den
Nutzen der Propaganda und der Überzeugung. Aber ich frage mich, ob Sie die
Offiziere hier nicht mehr durch Willenskraft und Furcht bei der Stange halten
als durch schlüssige taktische Anweisungen. Die Befehlshaber der Vervunwehr
haben keine Erfahrung mit Krieg dieser Größenordnung. Ihr Wissen stammt aus
Texten und Traktaten. Sie müssen dazu angehalten werden, die Erfahrung aktiver
Feldoffiziere anzuerkennen.«
»Aktiver Feldoffiziere wie Sie
und andere Armee-Kommandanten wie General Grizmund?«
»Genau. Ich gehe davon aus,
dass ich mich in dieser Beziehung auf Ihre Unterstützung verlassen kann, wenn wir
mit dem Oberkommando zusammentreffen. Ich will Sie auf meiner Seite haben,
Kowle. Wir müssen an einem Strang ziehen.«
»Natürlich. Ich bin in dieser
Sache ganz Ihrer Meinung, Kommissar-Oberst.«
Sie gingen weiter. Gaunt hörte
Kowles beschwichtigenden Tonfall ganz deutlich heraus — und er gefiel ihm
nicht.
Er war sich sehr wohl der zwei
Dutzend Versetzungsanträge zurück zur aktiven Armee bewusst, die Kowle in den
letzten drei Jahren gestellt hatte. Kowle war ein meisterhafter Politiker und
warb als solcher ganz eindeutig um Gaunts Gunst in der Annahme, Gaunt werde ihn
in seinen Berichten lobend erwähnen und ihm diese Versetzung ermöglichen.
»Mir ist zu Ohren gekommen,
dass Sie Modile exekutiert haben«, sagte Kowle sehr nüchtern.
»Eine notwendige Maßnahme.
Seine Fahrlässigkeit war kriminell.«
»Sein Problem war, wie Sie
beschrieben haben, seine Unerfahrenheit. War eine standrechtliche Exekution
nicht eventuell eine zu harte Strafe für einen Mann, der noch hätte lernen
können?«
»Ich hoffe, Sie hätten dasselbe
getan, Kowle. Modile hat durch seine Tatenlosigkeit und Furcht viele Todesfälle
verschuldet. Das ist unentschuldbar. Er hat sowohl alle im Vorfeld erteilten Befehle
als auch direkte Befehle von oben missachtet.«
Kowle nickte. »Wo ein
erfahrener Armee-Kommandeur an der Befehlskette festgehalten hätte.«
»Genau.« Kowle lächelte.
Auf einem derart grausamen
Gesicht war das eine alarmierende Miene. »Tatsächlich kann ich Ihre
Entscheidung nur begrüßen. Entschlossen, energisch und im Geiste des
Kommissariats. Viele hatten schon befürchtet, der große Gaunt sei weich
geworden, jetzt, da er selbst ein Kommando hat, und sein kommissarischer
Instinkt könne verwässert worden sein. Aber diese Zweifler haben Sie heute mit
Modile eines Besseren belehrt.«
»Das freut mich zu hören.«
Sie waren mittlerweile vor zwei
großen Türen eingetroffen, die mit goldenen Flachreliefs verziert waren.
Elitetruppen der Vervunwehr in Paradeuniform, die mit Brokat abgesetzt und
deren Pickelhauben mit Helmbüschen geschmückt waren, öffneten ihnen die Türen,
um sie einzulassen.
Hinter den Türen des
Auditoriums des Oberkommandos erwartete sie ein tumultartiges Tohuwabohu.
General Nash stand am Rednerpult
und versuchte sich verständlich zu machen, aber die Adelshäuser brüllten ihn
nieder.
Unteroffiziere der Vervunwehr
stampften auf ihren Rängen mit den Füßen und johlten, und Adjutanten der Roaner
brüllten sie an und wurden dabei von Offizieren des KolNord, der Narmenier und
der Volponer unterstützt.
Vizemarschall Anko erhob sich
und ließ seine weiß behandschuhte Hand auf die Banklehne krachen, um Ruhe anzuordnen.
»Ich begrüße zwar die Hilfe, die uns unsere Fremdwelt-Brüder angedeihen lassen,
aber ich betrachte das hier als einen Affront. General Nash verurteilt unsere
militärischen Organisationen und sagt, wir wären zu schlecht ausgerüstet, um
diesen Krieg vernünftig führen zu können. Eine Beleidigung, nicht mehr und
nicht weniger! Teilt Seine Hoheit General Sturm diese Ansicht?«
Sturm erhob sich. »Krieg, meine
sehr verehrten Herren«, begann er beschwichtigend, »ist gleichbedeutend mit Verwirrung.
Die emotionalen Wellen schlagen sehr hoch. Es ist schwer zu sagen, ob ein
System richtig oder falsch ist, bis es sich im Feuer einer Schlacht als
mangelhaft erweist. Die
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