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Gebrauchsanweisung fuer Oesterreich

Gebrauchsanweisung fuer Oesterreich

Titel: Gebrauchsanweisung fuer Oesterreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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nicht belegen, möchte es aber dennoch erwähnt haben.
    Wenn Sie nun sagen, das klingt alles sehr übertrieben, muß ich Ihnen antworten, daß nichts so sehr zu einer Mannerschnitte paßt wie eine Übertreibung. Mit »normalen« Gefühlen ist solchen Ikonen klassenloser Zuckerbäckerei nicht beizukommen.
    Und gerade darum fügt sich der Auftritt der Mannerschnitte in Terminator 3 so gut ins Schema. Als der von Arnold Schwarzenegger (auch so ein Geschenk Österreichs an die Welt) gespielte T-101-Roboter zusammen mit seinen beiden Schutzbefohlenen sich auf dem Weg an einen sicheren Ort befindet, stoppen sie bei einer kleiner Tankstelle in der amerikanischen Einöde und decken sich mit Lebensmitteln ein. Schwarzeneggers Terminator, der sich kokett als »veraltete Entwicklung« bezeichnet, räumt recht wahllos die Regale ab, die üblichen Chips und Schokoriegel. Und inmitten dieser so bunten wie belanglosen amerikanischen Warenwelt — deren Ende ja soeben bevorsteht — leuchtet deutlich sichtbar das Rosa eines Kartons mit Mannerschnitten hervor, aus welchem der philanthropische Terminator vier Packungen der austriakischen Süßware herauszieht. Geradeso, als sei die Mannerschnitte gleich den Maschinenmenschen durch die Zeit gereist, aber eben nicht aus einer schlechteren Zukunft kommend, sondern einer besseren Vergangenheit.
    Die Betonung der Vergangenheit ist natürlich ein wichtiges Element des Österreichischen. Gar nicht so sehr seine Idealisierung. Kaum jemand sehnt sich ernsthaft zurück in die Kaiserzeit. Die Monarchie ist lange abgehakt. Und weder wünschen sich die Tiroler einen Südtiroler Appendix, noch wünschen sich die Südtiroler, ein solcher zu sein. Um die Ungarn in Wien zu haben, braucht man nicht das ganze Ungarn inklusive seiner ganzen Sorgen. Und daß die Vorarlberger lieber bei der Schweiz wären, ist bloß eine Koketterie von Leuten, die über ein Essen schimpfen, das sie gerade mit Genuß verputzt haben. Am ehesten traut man den Kärntnern zu, sich »irgendwie« abzuspalten. Aber abspalten wohin? Darum war es auch sofort als ein Aprilscherz zu erkennen gewesen, als einmal im Stil einer realen Radionachricht davon berichtet wurde, Kärnten hätte sich für unabhängig erklärt und seine Grenzen dichtgemacht. Das wurde sehr viel weniger ernstgenommen als etwa die in einem Kottan-Film erfolgte Einblendung, bei Duisburg seien Ufos gelandet.
    Kann man sich vorstellen, daß Außerirdische in Kärnten landen? Und wie würden die Kärntner reagieren, die sich so viel auf ihre Wehrhaftigkeit einbilden? Das hängt sicher davon ab, wie man sich wiederum diese Außerirdischen vorzustellen hat. Auch zweiköpfige, giftgrüne Schleimmonster können gute Touristen sein. Touristen, die am Problem zweisprachiger Ortstafeln desinteressiert sind, die Inschriften über den heroischen Abwehrkampf kommentarlos zur Kenntnis nehmen (wie man das Färben und Verstecken von Eiern zur Kenntnis nimmt oder das massive Dekorieren ganzer Nadelbäume), dafür aber sich für das Schifahren begeistern, für die Seenlandschaft, für das Bergsteigen. Und vielleicht für die Kärntner Nudeln, was sicher der beste Grund wäre, nach einer langen Reise durch das Universum ausgerechnet in Kärnten zu landen.
    Bei dieser Spezialität handelt es sich um eine Variante der überall in der Welt virulenten Teigtasche. Es scheint den zivilisierten Menschen zutiefst anzusprechen, etwas auf seinen Teller zu bekommen, was sich verborgen hält. Eine Füllung, die in einem versperrten Raum einsitzt. Und es somit ein gewisses Vertrauen voraussetzt, sich eine solche »gespensterartige« Speise einzuverleiben. — Das mag Ihnen, lieber Leser, liebe Leserin, selbstverständlich erscheinen, dieses Vertrauen. Das ist es aber nicht. Speisen sind seit jeher ein fester und wesentlicher Bestandteil der Magie. Selbst das Essen noch, welches aus der Tiefkühltruhe stammt, wobei selbiges wohl eher der Schwarzen Magie zugerechnet werden muß. Zumindest einer Grauen. Die Intentionen der Ernährungsindustrie sind dabei so hinterhältig wie banal, es geht simplerweise ums Geld, weniger um die Seelen der Esser. Auf diese Seelen kann die Industrie verzichten. Anders sieht das dort aus, wo noch selbst gekocht wird. Ob für die Familie oder für Gäste. Das Essen soll etwas bewirken. Es soll auf die Psychen wirken. Es soll bessere oder schlechtere Menschen aus uns machen. Und darum — aus keinem anderen Grund — hat sich die Kochkunst mit all ihrer Raffinesse, ihrer

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