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Gebrauchsanweisung für Schwaben

Gebrauchsanweisung für Schwaben

Titel: Gebrauchsanweisung für Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Hunger
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der Zug in Württemberg zum bevorzugten Transportmittel für Waren und Personen wurde, wichen auch die einst weitverbreiteten Vorbehalte gegenüber den neuen technischen Entwicklungen. Im gleichen Maße, wie seine Angst vor den fauchenden, Feuer und Rauch spuckenden Lokomotiven verflog, entdeckte der Schwabe seine Affinität zur Wunderwelt der Maschinen. Das beflügelte.
Erst Benz, dann Daimler
    Ist es vielleicht ein Wunder, daß einer der jungen Technikbegeisterten, Carl Friedrich Benz nämlich – wenngleich kein Schwabe, sondern ein Badener – Sohn eines Lokomotivführers war? 1844 in Karlsruhe geboren, studierte er nach dem Besuch eines naturwissenschaftlich orientierten Lyzeums Maschinenbau und widmete sich bereits ab 1864 der Konstruktion von Fahrzeugen. Er träumte von einem Vehikel, das sich aus eigener Kraft bewegen konnte und dabei nicht auf Schienen angewiesen war – vom Automobil. Bis dahin war es aber noch ein langer Weg.
    Erst 1885 sollte es Benz gelingen, auf der Basis des von Nikolaus August Otto entwickelten Viertaktmotors ein leichtes und kompaktes Antriebsaggregat mit elektrischer Zündung und Wasserkühlung zu entwickeln, das er in einen neu konstruierten Stahlrohrwagen mit drei Rädern und Kurbellenkung einbaute. Der Ein-Zylinder-Motor leistete weniger als eine Pferdestärke, was allerdings ausreichte, um das 265 Kilogramm leichte Gefährt auf eine Geschwindigkeit von bis zu 16 Stundenkilometer zu bringen. Am29. Januar 1886 schrieb Benz Technikgeschichte, als er das erste Automobil der Welt zum Patent anmeldete. Fünf Monate später unternahm er mit seinem »Patentwagen« die erste öffentliche Ausfahrt auf der Mannheimer Ringstraße. Die örtliche Tageszeitung berichtete, daß sein Sohn Eugen mit einer Flasche Benzin neben dem Wagen hergelaufen sei, um nachschütten zu können, sobald der Kraftstoff zur Neige ging. Immerhin verbrauchte der Motor rund zehn Liter auf 100 Kilometer – der geringe Benzinvorrat im Vergaser reichte nicht lange.
    Die Öffentlichkeit zeigte sich gegenüber diesem »Wagen ohne Pferde« anfänglich genauso skeptisch wie gegenüber der Eisenbahn. Es fanden sich so gut wie keine Käufer, und auf den Straßen wurde Benz in seinem laut knatternden Automobil mitunter offen ausgelacht. Begeisterung entfachte Benz mit seiner Erfindung dagegen bei Fachleuten: Das Messekomitee der Münchner »Kraft- und Arbeitsmaschinenausstellung« prämierte seinen Patentwagen im Jahr 1888 mit einer Goldmedaille.
    Rund 140 Kilometer von Mannheim entfernt, wo das Unternehmen von Carl Benz seinen Sitz hatte, arbeiteten unterdessen auch zwei schwäbische Tüftler an der Weiterentwicklung des Otto-Motors. In einem Gartenhaus in Cannstatt bei Stuttgart bauten Gottlieb Daimler und sein Freund Wilhelm Maybach 1883 den ersten schnellaufenden Motor, bei dem Benzin als Brennstoff eingesetzt wurde.
    Daimler, Sohn eines Bäckermeisters aus Schorndorf, startete seine Karriere nach dem Besuch der Polytechnischen Schule in Stuttgart als Leiter einer Reutlinger Maschinenfabrik. Dort lernte er 1865 den 19jährigen Lehrling Wilhelm Maybach kennen und entdeckte dessen technisches Talent. Das war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft. Sieben Jahre später wurden die beiden Schwaben von Nikolaus August Otto nach Köln geholt. In der von Otto gegründeten Gasmotorenfabrik Deutz brachten sie den Viertaktmotor zur Serienreife. Nach Differenzen mit Otto verließen Daimler und Maybach 1882 Köln, um ihre eigenen Visionen Realität werden zu lassen. Von Otto mit einer finanziellen Abfindung ausgestattet, begannen sie in Cannstatt, einen völlig neuen Verbrennungsmotor zu konstruieren, mit dem ein Wagen angetrieben werden konnte.
    1885 war es dann endlich soweit: Der neuentwickelte Motor, der auf sagenhafte 900 Umdrehungen pro Minute kam, bestand auf den Straßen von Cannstatt seine erste Probefahrt. Wenn auch nicht in einem Automobil: Daimler und Maybach hatten das leichte, kompakte Aggregat zunächst in ein sogenanntes Reitrad aus Holz integriert – und damit den ersten Motorrad-Prototypen der Welt gebaut. Ein Jahr später folgte dann eine Motorkutsche. Aber auch die war nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum Ziel. Das erste echte Automobil aus der Ideenschmiede Daimler-Maybach – ein Stahlradwagen mit innovativem Vierganggetriebe – war erst 1889 fertig.
Die rasende Berta in ihrer Kiste
    Am Ende ist es dann aber eine Frau gewesen, die dem Automobil zum Durchbruch verhalf: Berta Benz, geborene Ringer, aus

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