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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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darauf?«
    Benicio sieht mir nicht in die Augen.
    »Wieso?«
    »Weil Ihr Mann es ihnen gesagt hat.«

9
    Schon monatelang hatte ich das Gefühl, auf etwas zu warten, was ich noch nicht benennen konnte. Etwas, wonach ich mich sehnte und was ich gleichzeitig fürchtete. Dieses Gefühl hatte nichts mit Vernunft zu tun. Wenn ich mal mit Jonathon darüber sprach, bekam ich immer die gleiche fürsorgliche Antwort.
Es scheint mir nichts Handfestes zu sein. Bitte sag mir genau, was es ist, dann kümmere ich mich darum.
Aber es gab keine wirklichen Fakten. Ich wusste lediglich, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich hatte nur so ein Gefühl, eine Intuition, einen nicht wirklich greifbaren Eindruck aus dem Meditationskurs.
    »Was noch?«, will ich von Benicio wissen.
    »Medikamente sind nicht ihr einziges ›Projekt‹, wie sie es nennen. Sie haben ihre Finger auch noch in anderen Dingen, von denen ich ebenfalls nichts wissen will. Geschäft ist Geschäft, besonders für die Leute, an die Leon berichtet. Es geht um eine Menge Geld und sie machen das eine genauso wie das andere. Selbst wenn es sich nur um verschreibungspflichtige Arzneimittel handeln würde, reden wir schon über Millionen von Dollar. Und Menschen, die früher absolut nichts gehabthaben und jetzt plötzlich Millionen besitzen, können ziemlich sauer werden, wenn man sie ihnen wieder wegnimmt.«
    »Jetzt warten Sie mal. Okay. Gehen wir mal davon aus, dass alles, was Sie mir erzählen, stimmt. Warum sollte Jonathon Oliver und mich mit hier runter nehmen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie lügen.«
    »Celia«, sagt er und mein Herz pocht.
    »Ich habe es einfach verdient, die Wahrheit zu erfahren«, sage ich.
    »Davon gehe ich aus.«
    »Dann raus mit der Sprache.«
    »Es ist nur eine Vermutung.«
    »Dann vermuten Sie!«
    »Okay.« Er holt einmal tief Luft. »Ich denke, das Geld ist schon eine ganze Weile verschwunden und inzwischen ist ein Punkt erreicht, an dem sie nicht länger glauben, dass Ihr Mann noch zahlen wird. Ich vermute, sie haben ihm gesagt, er soll Sie mitbringen, um zu beweisen, dass er es ernst damit meint, noch zahlen zu wollen, was er ihnen schuldet, und wehe nicht. Die nehmen das Geld, Sie genießen ihren Urlaub. Die bekommen das Geld nicht, also hat man Sie stattdessen mitgenommen.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Sie sind die Kreditsicherheit. Er will damit zeigen, dass er zu seinem Wort steht.«
    »Die Kreditsicherheit.«
    »Genau.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn. Wenn er denen das Geld doch mitgebracht hat, warum haben die mich dann noch entführt?«
    »Vielleicht hat er es nicht mitgebracht.«
    Meine Lippen zittern. Wie konnte Jonathon nur so ruhig bleiben, wenn er doch genau wusste, was passieren würde, als wir unser Haus verließen. Er war ungewöhnlich gelassen. Hatte er irgendetwas genommen? Irgendein Angst lösendes Mittel? Oder wollte er mich die ganze Zeit einfach nur loswerden?
    Ich beginne zu hyperventilieren. Wie kann auch nur ein Teil davon wahr sein? Wenn Jonathon wusste, dass er das Geld nicht hat, warum sollte er Oliver und mich dann mitbringen? Mich in Gefahr zu bringen, ist
eine
Sache. Aber Oliver? Seinen eigenen Sohn?
    Ich rüttle an den Gitterstäben vor dem Fenster. Ich knurre und schreie, selbst noch als Benicio versucht, mich zu beruhigen.
    »Ich könnte mich irren«, sagt er.
    »Gehen Sie weg! Fassen Sie mich nicht an! Ich will hier raus!«
    Die Tür fliegt auf und Isabel kommt herein. Sie schreit auf Spanisch und fuchtelt mit ihrer Pistole herum.
    Benicio hebt eine Hand, um sie daran zu hindern näherzukommen. Dann macht er mit der flachen Hand eine Bewegung Richtung Boden, als wolle er ihr bedeuten, sich zu beruhigen.
    »Por favor«, sagt er und irgendetwas in seinem verzerrten Gesicht überzeugt sie, sich zurückzuhalten.
    Aber sie schreit weiter auf Spanisch. Sie wiederholt sich mehr fach und deutet mit dem Kopf auf mich.
    »Isabel möchte, dass ich Ihnen sage, dass Sie sich die Situation, in der Sie sich befinden, selbst zuzuschreiben haben«, sagt Benicio schließlich, ohne seine Schwester aus denAugen zu lassen. »Sie können froh sein, dass sie Sie nicht auf der Stelle umbringt.«
    Isabel kommt näher. Ich wende mich ab und konzentriere mich auf die Palmen vor dem Fenster, doch ich spüre die Waffe hinter mir. Die Frau spuckt mir ins Haar.
    Nach einem Moment unerträglichen Schweigens geht sie hinaus und verschließt die Tür hinter sich.
    Mit einem Zipfel meines Shirts wische ich mir das Haar ab.

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