Gefaehrliche Schatten
Flossen im Flug benutzte, und konnte kaum glauben, dass er erst vor kurzem fliegen gelernt hatte. Der große, unbeholfene Pinguin hatte seit seinem ersten Flug mit Noah so viel gelernt. Damals waren die beiden nur knapp den Klauen der Yetis entkommen. Nun segelte er so leicht dahin, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan. Noah streckte den Arm aus und zeigte Podgy den erhobenen Daumen, und sogleich setzte sich eine Meise auf seine Fingerspitze, offenbar in dem Glauben, dass Noah ihr eine weitere Sitzmöglichkeit anbieten wollte.
Als sie sich dem orangefarbenen Vorhang eines Sektors näherten, verlangsamten die Meisen ihren Flug. Tiere öffneten auf dem Gehweg eine Schneise – sie krochen, hüpften und schlichen zur Seite. Die Meisen ließen die Scouts auf der Lichtung zu Boden und flogen dann in alle Richtungen davon.
Die Scouts lockerten ihre verspannten Arme und Beine, zupften ihre Hosen und Kopfbedeckungen zurecht und klopften sich winzige Federn von den Jacken. Der arme Richie war kalkweiß im Gesicht geworden. Seine große Brille saß ihm schief auf der Nase, und sein Hut war ihm beinahe abgefallen.
«Und so endet ein weiteres albtraumhaftes Abenteuer in der Geschichte von Richie und der geheime Zoo », murmelte Richie. Und damit zog er sich ein Knäuel nasser Meisenfedern aus dem Mund.
«Ach, komm, Richie!», meinte Megan. «Das war doch das Coolste überhaupt!»
«Manchmal …», sagte Richie und zog seine Hose gerade, «weiß ich wirklich nicht, was mit euch los ist.»
In diesem Moment traten Mr Darby, Tank und ihre Tierfreunde auf die Lichtung. Tank krümmte sich bei Richies Anblick vor Lachen, sodass seine breiten Schultern zuckten.
«Komm, Junge!», rief er. «Das sind doch bloß Meisen!»
Alle lachten – mit Ausnahme von Richie. Als sie sich wieder beruhigt hatten, erspähte Noah ein breites Banner, das vor einem großen Marmorgebäude zwischen zwei Säulen hing. Das Gebäude sah aus wie eine große Kathedrale. Auf dem Banner waren goldene Buchstaben angebracht, die lauteten: SEKTOR 109 .
«Sektor 109? Das muss unser Heimweg sein. Was liegt hinter dem Vorhang?»
Mr Darby legte die Hände auf Blizzard und Little Bighorn und sagte: «Warum beantwortet ihr diese Frage nicht unseren neuen Pendlern?»
Der Eisbär und das Nashorn ließen ihre schweren Körper auf den mit Blättern übersäten Fußweg sinken, sodass die Scouts auf ihre Rücken klettern konnten. Dann richteten sie sich wieder auf und trotteten in Richtung des Sektors, der die Scouts nach Hause bringen würde.
«Ich werde euch in der nächsten Woche Marlo vorbeischicken», sagte Mr Darby. «Falls sich nichts ändert, dann treffen wir uns am Dienstagnachmittag im Schmetterlingsnetz.»
Noah nickte.
Als Blizzard sich schon durch den Vorhang drängte, fiel Mr Darby noch etwas ein. «Oh, und, Scouts …»
«Ja?», fragte Noah.
«Bitte tut das, was jeder gute Scout tun würde.»
«Und was ist das?»
«Sich gut vorbereiten.»
«Auf was denn?», wollte Noah wissen.
«Auf alles, liebe Scouts», sagte Mr Darby. «Auf absolut alles.»
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13. Kapitel
Das Schmetterlingsnetz
S ind wir so weit?», fragte Megan.
Es war Dienstagnachmittag. Die Schule war gerade vorbei, und die Scouts standen vor dem «Schmetterlingsnetz», dem Schmetterlingsgehege des städtischen Zoos. Das Gebäude bestand ganz aus Glas und hatte die Form eines großen Zeltes mit einem gegabelten Dach.
Vor drei Tagen hatten die Scouts zum ersten Mal mit ihren Eltern über das «Praktikum» im Zoo gesprochen. Natürlich waren die Erwachsenen besorgt gewesen: Was würden die Kinder dort tun müssen? Zu welchen Tageszeiten sollte das stattfinden? Mit wem wären sie zusammen?
Die Scouts hatten gesagt, dass sie etwa drei oder vier Stunden pro Woche arbeiten wollten und immer zusammenbleiben würden. Auch den Hin- und Rückweg wollten sie immer gemeinsam machen. Auf alle Fragen ihrer Eltern hatten die Scouts eine beruhigende Antwort parat.
Wegen Megans kürzlichen Verschwindens machte sich Noahs Mutter die meisten Sorgen und wollte ihren Kindern ungern erlauben, im Zoo zu arbeiten. Noch vor weniger als einem Monat war Megans Rückkehr sogar eine Nachricht für die Tageszeitungen gewesen. Alle hatten die Geschichte geglaubt, die die Geheime Gesellschaft erfunden hatte, um Megans dreiwöchiges Verschwinden zu erklären. Der Einfall drehte sich um das Haus von Mr Jackson, das zu einem Museum umgewandelt worden war. Mr Jackson war
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