Gefaehrliche Tiefen
Unterbringung konnte sie in ihren Berichten ohnehin nicht erwähnen. Sie war sich nicht sicher, ob sie Tad Wyatt von ihrem geänderten Plan erzählen sollte. Key hatte der NPF ein groÃes Budget für sämtliche anfallenden Ausgaben zur Verfügung gestellt â vermutlich würden sie keine Fragen stellen.
Sie zog ihr Handy heraus und hörte den Anrufbeantworter ihres Telefons zu Hause ab. Lediglich eine Nachricht von Chase war darauf. »Wo steckst du,
querida?« Sie war zwei Tage weg und hatte nur eine Nachricht? Deprimierend.
Dan tauchte aus der Dunkelheit auf und warf einen begehrlichen Blick auf das Gerät in Sams Hand. »Ist das ein Satellitentelefon?«
»Ja. Das habe ich Keys Ausrüstungsabteilung zu verdanken.« Das Handy war ein bisschen gröÃer und schwerer als die üblichen Modelle, oben ragte eine kurze Antenne heraus. Sam hielt es ihm hin. »Du kannst es gern benutzen.«
Dan nahm es, wählte eine Nummer und murmelte dann: »Hallo, mein Liebling.« Er drehte Sam den Rücken zu und beugte sich über die Reling.
Würde eines Tages auch mit ihr ein Mann in solch einem vertrauten, warmen Ton sprechen? Sam starrte auf den dunklen Horizont und dachte an die letzten Stunden, die sie mit Chase verbracht hatte.
Sie hatten auf einer Klippe auf der kleinen, felsigen Halbinsel mit dem Namen Teddy Bear Cove gesessen und zugesehen, wie die Sonne im Westen hinter Lummi Island unterging. Das schwindende Licht hatte das Wasser der Chuckanut Bay mit breiten lila- und silberfarbenen Streifen überzogen. Der runde Kopf eines Seehunds pflügte in der Nähe von Dot Island ein V ins Wasser und verschwand dann unterhalb der samtigen Wasseroberfläche der Bucht.
Es war Heiligabend. Dick eingehüllt in Schaffell und Goretex hatten sie sich auf dem Felsen gemütlich aneinander gekuschelt. Sam saà zwischen Chaseâ ausgestreckten Beinen, er hatte die Arme um sie geschlungen. Sie fühlte sich reich beschenkt von der Schönheit des Ortes, den sie zu ihrer Heimat gemacht hatte, von dem milden Wetter der Küstenregion und der Nähe des Mannes, den sie immer mehr ins Herz schloss. Es war einer jener seltenen, perfekten Momente.
Und dann hatte Chase sich vorgebeugt und ihr ins Ohr geflüstert: »Zieh zu mir.«
Ihr Gehirn hatte »Wie bitte?!« geschrien, aber sie hatte es geschafft, die Worte nicht über ihre Lippen kommen zu lassen. Tausend Gedanken waren ihr durch den Kopf geschossen. Erwartete er, dass sie ihre Hütte im Wald aufgab und in seine Wohnung im Herzen Salt Lake Citys zog? Sollte sie den Wald vor der Haustür mit all seinen Helmspechten, den groÃen Ohreulen und den Pfaden aufgeben, die durch die Chuckanut Mountains führten? Die Salzwasserbuchten, die bewaldeten Inseln und die Tümmler, die Quallen, die Eisvögel? In der Nähe von Salt Lake City gab es Berge und Wälder, aber mit Sicherheit keine Seehunde. Und wo sollte sie Kajak fahren?
Andererseits sehnte sie sich danach, mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Die Leute glaubten meist, sie hätte sich ihr Einsiedlerleben selbst ausgesucht, dabei hatte sie sich immer nach einem Partner gesehnt. Dummerweise wollten die Männer letztlich jedoch stets, dass sie eine andere wurde. Auch wenn Adam Steele und sie nach ihrem gemeinsamen Ausflug ins Rampenlicht Freunde geblieben waren â sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie einmal einem Mann wichtiger sein würde als er sich selbst.
Aber waren Chaseâ Worte nicht der Beweis dafür, dass er sie liebte und mit ihr zusammenbleiben wollte? Er bat sie, sein Zuhause mit ihm zu teilen. Allerdings war Chase selten zu Hause, zumindest soweit sie wusste. In Bellingham lebten viele Collegestudenten, alte Hippies und Leute, die sich dem Umweltschutz verschrieben hatten â dort hatte sie endlich einen Ort gefunden, an dem sie sich dazugehörig fühlte. Salt Lake City stand für Religion und konservative Politik. AuÃerdem wohnte Chase im zweiten Stock. Was sollte aus ihrer Hütte, ihrer Katze und aus Blake werden?
Chase seufzte so tief, dass sie spürte, wie sich seine Brust gegen ihren Rücken drückte. Sein Atem strich warm über ihren Nacken und ihre Wange.
Oje, sie hatte zu lange mit der Antwort gezögert. »Chase, ich â¦Â«
»Schon gut.« Er schlang die Arme noch fester um sie. »Ich hätte es besser wissen sollen.«
»Chase, es ist nur â¦Â«
»Schon
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