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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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sich viele Ewige empört abgewandt. Lyannen dagegen war nur verblüfft. Er hätte niemals im Leben erwartet, dass ein Dämon, noch dazu ein so mächtiger Dämon, so freundlich und herzlich sein könnte. Vor allem verstand er nicht, warum Scrubb, nachdem er sie alle gerettet hatte, ausgerechnet mit ihm sprechen wollte. Auf jeden Fall zögerte er keinen Moment, die ihm dargebotene Hand so herzlich er konnte zu schütteln. Er war schließlich ein wenig in der Welt herumgekommen und hatte genügend gesehen, um problemlos akzeptieren zu können, dass nicht einmal ein Dämon zwangsläufig böse sein muss.
    »Lyannen«, stellte er sich vor und fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut, weil er sich gerade wieder daran erinnerte, dass er ekelhaft nach Schweiß roch und dass er ganz allgemein so aussah wie jemand, der seit einer Woche schlecht oder überhaupt nicht geschlafen hatte. »Du wolltest mich sprechen?«
    Scrubb nickte und wurde wieder ernst. »Irgendwo unter vier
Augen«, sagte er leise und warf einen Blick auf das ganze Lazarett, als ob er befürchte, jemand könnte ihn sehen oder belauschen.
    »Ich wollte gerade in die Gemeinschaftsbäder gehen«, erklärte Lyannen. »Da wird es jetzt wohl schon recht voll sein, aber unter all den Leuten wird keiner auf uns achten, wenn wir das nicht möchten.«
    Wieder nickte Scrubb nur schweigend. Seine gelbgrünen Augen waren starr auf Lyannen gerichtet und schienen ihn zu mustern, als ob er mehr über ihn in Erfahrung bringen wollte. Lyannen stellte geschmeichelt fest, dass auch ein Anflug von Wertschätzung in diesen Augen lag. Scrubb hatte ihm vom ersten Augenblick an gefallen, auch wenn er ein Dämon war. Lyannen hätte gern mehr über ihn erfahren. Er hatte jede Menge Fragen, die er ihm gern stellen wollte. »Was weißt du über mich?«, fragte er stattdessen.
    »Zu wenig.« Mit diesen Worten ließ sich Scrubb aufs zerwühlte Bett fallen, als hätte er es sich plötzlich anders überlegt und wolle nicht mehr ins Bad. Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und betrachtete Lyannen. Jetzt lag in seinen Augen der Ausdruck eines kleinen Kindes, das ein neues Spielzeug entdeckt hat. »Du interessierst mich wirklich sehr. Ich meine, du bist es. Also, du bist der Besagte. Ach verflucht, ich kann es immer noch nicht glauben. Da war wirklich sehr unvorsichtig von Gylion. Ich glaubte eigentlich, er hätte nur Spaß gemacht. Aber als ich dich gesehen habe, war ich mir ganz sicher. Du bist es, das steht fest.«
    Lyannen ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Ich verstehe nicht ganz«, sagte er leise. »Wer oder was soll ich denn sein?«
    Scrubbs Augen starrten wieder brennend in Lyannens. »Du bist der Einzige«, sagte er langsam und betont, »der die Finsternis besiegen kann. Also«, fuhr er fort und brachte damit Lyannen zum Schweigen, der gerade widersprechen wollte, »dich hat das Schicksal dazu ausersehen. Ich habe ihn vertrieben, ich habe sein halbes Heer vernichtet, aber ich habe ihn nicht getötet. Derjenige,
der ihn töten muss, bist du: Du bist der Einzige, der das vermag. Das hat irgendetwas mit spiritueller Kraft zu tun oder so, aber im Grunde ist das gar nicht wichtig. Ausgerechnet ein Halbsterblicher! Das wird eine schöne Ohrfeige für einige von diesen aufgeblasenen Elben. Und außerdem mag ich dich. Du kannst auf meine uneingeschränkte Hilfe zählen.«
    »Das verstehe ich nicht«, wiederholte Lyannen.Was immer der Dämon über ihn wusste, er brannte darauf, es zu erfahren. »Ich dachte, die Finsternis ist tot! Und ich soll sie töten? Ich habe das Gefühl, dass du dich irrst.«
    »Oh nein, Irrtum ausgeschlossen.« Scrubb schüttelte langsam seinen Kopf, er war wieder ernst, fast schon düster. »Ich verstehe ja, dass es schwer zu akzeptieren ist, aber ich versichere dir, ich hätte das nicht gesagt, wenn ich mir nicht hundertprozentig sicher wäre, dass du der Richtige bist. Ich lese es in deinen Augen.« Er wurde jetzt leiser, flüsterte fast nur noch, als ob er erneut befürchtete, dass sie belauscht würden. »Außerdem hat dein Vater doch schon einmal die Finsternis geschlagen, stimmt’s? Und hat das auch noch überlebt. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist es doch gar nicht so unwahrscheinlich, dass du das jetzt tun sollst. Ich habe übrigens in letzter Zeit viel nachgedacht, weißt du. Ich fragte mich, was ich unternehmen sollte. Gylion hat mir so oft gesagt, dass es bloß einen gibt, der ihn töten könnte, und nun, da ich verstanden habe, dass du das

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