Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
müssen wir nicht einmal wachen. Und morgen können wir dann in
aller Frische weiterklettern“, schlug er vor und versuchte dabei so wenig wie
möglich Alex anzublicken. Ihm war klar, dass dieser es nicht zulassen würde,
dass sie wegen seiner Rippen einen halben Tag verschwendeten. Doch ganz so dumm
war Alex schließlich auch nicht.
„Vergiss es!
Sobald ihr euch genug erholt habt klettern wir weiter!“ Svenja gab einen
enttäuschten Laut von sich und Alex konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Meinst du, du
schaffst das?“, fragte er unschuldig. Sie lachte kurz. Dann stand sie auf und ging
mit herausforderndem Blick an ihm vorbei, um weiter zu klettern.
Es war bereits dunkel geworden,
als sie endlich festen Boden erreichten. Und es war bitter kalt. Den ganzen Tag
über war es viel zu warm gewesen, doch nun merkte man, dass der Winter nahte.
„Ich sage es
ja wirklich nur ungern“, stöhnte Svenja, die als letztes den Boden erreichte.
Sie hatte das Gefühl, dass ihr gesamter Körper vor Anspannung bebte. „Aber ich
könnte jetzt definitiv eine längere Pause gebrauchen.“ Mit zitternden Händen
griff sie nach ihrem Gepäck, welches sie, kaum am Boden angekommen, achtlos
hatte fallen lassen. Nun zog sie ihren Umhang wieder hervor, legte ihn sich
über die Schultern und kuschelte sich darin ein. Danach griff sie nach ihrem
Wasserschlauch und trank mit gierigen Schlucken.
„Pass auf,
dass du nicht dein ganzes Wasser verbrauchst. Wer weiß wie lange wir noch durch
dieses Labyrinth irren müssen und auf unsere Vorräte angewiesen sind“, riet
James ihr, doch konnte er sie nur allzu gut verstehen. Sein Atem ging stoßweise
und er musste sich haltsuchend an den Felsen lehnen.
„Ich gehe
heute keinen Schritt mehr!“, murmelte Svenja verdrießlich. „Lasst uns ein Feuer
machen und den Morgen abwarten!“ Alex lachte bitter. Auch er wirkte erschöpft,
sein Gesicht zeigte, obwohl er den Rat befolgt und das Knarrkraut gegen das
Pochen in seinen Rippen genommen hatte, Spuren des Schmerzes. Als Svenja ihn
fragend ansah, sah er sich gezwungen sein Lachen zu erklären.
„Schau dich
doch einmal um! Ich mag nicht viel sehen in dieser gottverdammten Dunkelheit,
aber ich behaupte mich keineswegs zu irren, wenn ich sage, dass wir das Einzige
in einem weiten Umkreis sind, was Feuer fangen würde. Hier gibt es weit und
breit keinen Baum oder ähnliches und damit auch kein Feuerholz.“ Erschrocken
registrierte sie, dass er Recht hatte.
„Außerdem“,
fuhr er da aber auch schon fort, ohne auf ihren entsetzten, zähneklappernden
Gesichtsausdruck zu achten, „würden wir mit einem Feuer jeden hier unten auf
unsere Anwesenheit aufmerksam machen. Das sollten wir meiner Meinung nach vermeiden.“
„Wenn hier
jemand ist der uns beobachten sollte, hätte derjenige uns bereits
herunterklettern sehen und wird ganz genau wissen wo wir uns gerade aufhalten!“
„Nun, dann
sollten wir uns wenigstens einige Meter von hier entfernen und schauen ob wir
eine Felsspalte finden, wo wir uns verstecken können.“ Sie wurden sich einig,
dass dies tatsächlich die sinnvollste Idee war und so machten sie sich mit
schlürfenden Schritten wieder auf den Weg. Eine Hand immer tastend am Fels
schleppten sie sich vorwärts. Doch es dauerte nicht lange, bis sie die erste
Felsspalte entdeckten. Der Stein war hier unten am Boden erstaunlicherweise
stark zerklüftet und so hatten sie schon bald die Qual der Wahl zwischen
einzelnen kleineren und größeren Höhlen.
Müde und
vollkommen erschöpft entschieden sie sich schließlich für einen Hohlraum im Fels
der geradezu winzig war, nachdem sie festgestellt hatten, dass die größeren
Höhlen allesamt noch kälter waren als die eisige Nacht draußen. Als sie ihre
Decken ausgerollt hatten, schafften sie es gerade noch die Höhle nach
versteckten Eingängen abzusuchen, um sicher zu gehen, dass sie tatsächlich
allein waren. Dann sanken sie alle Drei nieder und schliefen auf der Stelle
ein.
Er fühlte sich zufrieden und
ungewohnt ausgeruht als er erwachte. Sicher, sein Rücken tat von der unbequemen,
zusammengekauerten Position in der er die Nacht auf dem harten Stein verbracht
hatte, weh. Aber ansonsten ging es ihm gut. Er hatte das Gefühl schon lange
nicht mehr so munter gewesen zu sein. Aber… irgendwas hatte ihn geweckt!
Suchend sah er sich um. Ein leicht rötlicher Lichtschimmer von draußen erhellte
das Höhleninnere und dann entdeckte er auch, was ihn geweckt hatte.
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