Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
erhielten und Fred nutzte die Gunst der Stille, um seine Geschichte
weiter zu erzählen.
„Man sagt,
dass die Königin besessen von Jugend und Schönheit war und mit Zaubersprüchen
herumexperimentiert hat. Immer auf der Suche selbst im hohen Alter jung bleiben
zu können. Doch statt sich selbst zu verjüngen, sprach sie einen Fluch aus, der
ihr ganzes Reich erfasste. Dem Alterungsprozess wurde Einhalt geboten. Doch
nicht nur bei ihr. Die ganze Stadt hörte von einem Tag zum anderen auf zu
altern. Seit Jahrzehnten und Jahrhunderten kennen sich die Menschen hier.“
„Das ist
unmöglich!“
„Ja, aber auch
unmögliches kann Realität sein. Doch mit der Zeit entdeckte die Königin, dass
es furchtbar langweilig war zu leben – ewig zu leben, jeden Tag das gleiche zu
erleben.“ Er winkte ab, als er merkte, dass seine Zuhörer ihn schon wieder
unterbrechen wollten. „So lasst mich erst reden. Hinterher könnt ihr fragen.
„Es ereignete sich also, dass die Königin anfing sich zu langweilen. Ihr müsst
wissen, für die Menschen hier gibt es keine Außenwelt, sie wissen, dass sie
existiert, aber sie können oder wollen dort nicht hin. Sie leben in einer
Glaskugel. Irgendwann entdeckte oder erschuf – ich weiß es nicht – die Königin den
Seelenvorhang. Fragt mich nicht, jedenfalls muss es ein wunderprächtiges Spektakel
sein, das sich ereignet, wenn eine Seele dem Vorhang hinzugefügt wird. Man
munkelt, dass sie jedes Mal wenn eine Seele dem Vorhang beitritt ein Stück der
Abenteuer außerhalb des Landes sehen kann. Der Vorhang, das ist die Bestrafung
in Königin Saphiras Reich. Wer gegen das Gesetz verstößt wird dem Vorhang
ausgeliefert und selbst ein Teil davon.“
„Das erklärt
warum der Mann im Wirtshaus meinte, gute Leute leben gut!“ Der Mann nickte.
„Sie haben
euch fortgeschickt, nicht wahr? Ihr dürft nicht herumlaufen, denn die Königin
hat Angst, dass ihr etwas erfahrt, was ihr nicht wissen sollt. Und die Städter
haben Angst, dass sie aufgrund eines Gespräches mit euch verurteilt werden.“
„Was ist mit
euch? Ihr redet mit uns und habt keine Angst?“
„Nein, ich bin
ein Reisender aus einer fernen Stadt. Ich habe der Königin Abwechslung durch
meine Anwesenheit und meine Gespräche gebracht. Habe ihr Neues in Form eines
Geschenks überreicht und ihr für einen gewissen Zeitraum Zerstreuung
verschafft. Ich bin damit ein Freund und habe das Recht erworben auf ewig nach
meinen Regeln in ihrem Königreich zu wohnen.“
„Gibt es noch
mehr von ihnen hier? Also Abenteurer?“
„Oh, die gab
es, aber die meisten haben es irgendwann nicht mehr ertragen. Es ist zu
erdrückend so zu leben.“
„Ihr könntet
also sterben, wenn ihr wolltet?“
„Sicher. Ich
wurde ja nicht mit dem Fluch belegt, ich bin nur dem Zauber unterworfen, der
mich nicht altern lässt, solange ich dieses Reich nicht verlasse.“
„Warum seid
ihr nie nach Hause zurückgekehrt?“ Er sah sie lange an, Rauchkringel stiegen
aus seiner Pfeife auf, bevor er schlicht und einfach meinte: „Es gibt keinen
Rückweg.“
„Das kann
nicht sein!“
„Doch! Ich bin
ein Gefangener der Königin, ihr kleines Abenteuer, Unterhaltungsprogramm für
den Abend, genauso wie ihr!“
„Aber, das
kann sie doch nicht machen!“, rief Svenja entsetzt und Fred begann wieder
bellend zu lachen.
„Sie tut es
aber.“
„Der Händler
im Quarzmeer hat uns erzählt, dass es einen Weg gibt und…“
„Händler? Es
gibt keine Händler mehr ins Außerhalb. Im Quarzmeer? Wisst ihr was das war? Ich
werde es euch sagen. Die Königin verlangt nach Abwechslung, doch will sie nicht
jedem den Eintritt gewähren. Das wäre zu simpel und als Königin muss ihr
sagenumwobenes Reich natürlich umkämpft werden. Also stellt sie Aufgaben. Aber
es gibt Hilfestellungen. Leute die plötzlich aus dem Nichts auftauchen und
Hilfe verlangen. Im Gegenzug weisen sie den Weg. Es sind Seelen aus dem Seelenvorhang.
Menschen die nach Erlösung suchen. Je nach Schwere ihres Verbrechens das sie
begangen haben um dort zu landen, bekommen sie die Möglichkeit es wieder gut zu
machen oder nicht. Die Menschen die ihr gesehen habt, waren Seelen, die kaum
eines Verbrechens schuldig befunden wurden. Sobald das erste Tor aufleuchtet
und die Königin weiß, dass jemand ihr Reich betreten hat, schickt sie eine
Seele los. Wenn diese ihre Aufgabe erfüllt hat, wird sie reich belohnt in dem
sie gehen darf, sich auflöst. Egal wie, die Königin wird unterhalten, ob der
Abenteurer nun
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