Gefaelschtes Gedaechtnis
Cop hörte auf zu tippen.
»Wie meinen Sie das?«, fragte Petrescu.
»Na ja, vielleicht bilde ich mir das bloß ein, aber ... der große Bursche kam mir ... irgendwie bekannt vor.«
»Wie das?«
»Ich weiß nicht. Als ob ich ihn schon mal irgendwo gesehen hätte. Ich glaube, ich hab ihn schon mal irgendwo gesehen.«
»Okay, das ist gut. Wo?«
»Weiß nicht«, erwiderte Duran. »Ich bin mir nicht sicher.«
»Okay«, antwortete Petrescu und begann wieder zu tippen. »Hat...Verdächtigen...möglicherweise...schon mal...irgendwo gesehen! Stimmt das so?«
Duran nickte.
»Sie werden Doc genannt?«, fragte der Detective.
»Manchmal«, sagte Duran.
»Dann sind Sie was? Psychiater?«
Duran schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin klinischer Psychologe.«
»Bloß, dass er das nicht ist«, sagte Adrienne mit Nachdruck, kreuzte die Beine und dann die Arme. »Er ist nicht eingetragen, er hat nirgendwo einen Abschluss gemacht —«
Duran gab einen entnervten Ton von sich, während Petrescu von einem Zeugen zum anderen blickte und dann seufzte. Das hatten sie nun schon zweimal durchgekaut.
»Fragen Sie mal, wie viele Klienten er hat.«
»Was spielt das für eine Rolle?«, wunderte sich der Detective. »Fragen Sie!«
Petrescu blickte Duran an und zuckte die Achseln. »Okay, wie viele Klienten haben Sie?«
»Zwei.«
Der Detective verarbeitete die Antwort, als wäre sie eine besondere Speise, die er unbedingt mögen wollte. Schließlich wandte er sich an Adrienne und sagte: »Schön, er hat also zwei. Bestimmt nicht leicht, über die Runden zu kommen, was, Doc?« Als Adrienne dem Polizisten einen erstaunten und vernichtenden Blick zuwarf, fuhr Petrescu sie an: »Ich weiß, was Sie denken, aber sehen Sie es doch
mal von meiner Warte: Uns liegt schon Ihre Anzeige gegen Dr. Duran vor —«
»Er ist nicht Doktor Duran.«
»— und deshalb verklagen Sie ihn ja auch! Das weiß ich. Aber jetzt geht es nicht um eine zivilrechtliche Klage. Sie sind hier, weil Sie gesehen haben, wie jemand ermordet wurde. Der Rest ist eine völlig andere Geschichte. Wenn wir jetzt also bitte wieder auf das eigentliche Thema zurückkommen könnten ... ?«
Adrienne blickte zähneknirschend gen Himmel. »Meinen Sie nicht, das eine könnte was mit dem anderen zu tun haben?«
Petrescu ignorierte ihre Frage. »Sie haben gesagt, der große Kerl hat seinen Partner erschossen —«
»Damit er an Mr. Bonilla rankam«, führte Duran den Satz zu Ende. »Sie meinen also, dass er daneben geschossen hat.«
»Nein, er hat nicht daneben geschossen —«, setzte Adrienne an.
»Mr. Bonilla hat den Kleineren von den beiden als Schutzschild benutzt«, erläuterte Duran. »Er wollte, dass der Große na ja, seine Waffe fallen lässt.«
»Und der Große hat den Kleinen erschossen?«
»Genau«, sagte Duran, »um an Mr. Bonilla ranzukommen.« »Stimmt das?«, fragte Petrescu.
»Ja«, erwiderte Adrienne. »Fahren Sie jetzt mit uns da hin oder was?«
Der Detective schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Die Mordkommission ist schon seit einer Stunde da. Wir warten besser hier, bis wir was von denen hören.«
Dann fragte er Duran: »Und der Große hat Ihnen eine Waffe an den Kopf gehalten?«
Duran nickte.
»Aber dann hat er es sich anders überlegt und Sie damit niedergeschlagen.«
»Richtig«, erwiderte Duran und deutete auf den Bluterguss an seiner Stirn.
»Also wollte er Sie nicht umbringen«, folgerte Petrescu. »Aber Sie —« Er blickte Adrienne an.
»Ja, mich wollte er umbringen«, sagte sie. »Und Eddie.«
»Das sagten Sie bereits, aber warum? Was steckt dahinter?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete sie.
»Er hat gar nichts gesagt?«
Adrienne schüttelte den Kopf, dann fiel ihr etwas ein. »Doch ...«
»Was?«, fragte der Cop.
»Er hat gesagt: >Es wird nicht wehtun.<«
»Es wird nicht wehtun«, wiederholte Petrescu und tippte gleichzeitig. »Was wird nicht wehtun?«
»Der Schuss in meinen Kopf!«, entgegnete Adrienne. »Ich glaube, er wollte mich beruhigen.«
Petrescu verzog das Gesicht. »Wahnsinn«, murmelte er und tippte weiter.
Ein dunkler Mann mit glänzend schwarzem Haar steckte den Kopf zur Tür herein. Mit einem Seitenblick auf Adrienne und Duran bat er Petrescu, einen Moment herauszukommen. »Gleich wissen wir mehr«, sagte Petrescu und stand auf. »Bin sofort wieder da.«
Adrienne und Duran saßen schweigend da. Sie wippte nervös mit dem rechten Fuß. Endlich kam Petrescu wieder herein und schloss bedächtig die Tür hinter
Weitere Kostenlose Bücher