Gefärhlich tiefe Sehnsucht (German Edition)
erneut zum Lachen. Er beugte sich vor, nahm ihr den Hut ab und warf ihn auf die gegenüberliegende Sitzbank. Ohne den schützenden Stetson kam Rosalyn sich plötzlich nackt vor. Sie faltete die Hände so fest im Schoß, dass die Knöchel weiß hervortraten. Der alte Hut sah in ihren Augen reichlich merkwürdig auf dem cremefarbenen Ledersitz aus.
„Tja, ich hätte nie gedacht, dass mein Stetson mal auf der Rückbank einer Limousine liegt. Passt nicht zusammen, hm?“
„Du wärst überrascht, wie leicht man sich daran gewöhnt, wenn man genug Zeit hat.“ Erwartungsvoll blickte er sie an. „Ich könnte dir das beweisen, aber das dürfte länger dauern als eine Nacht.“
Rosalyn verstand den Wink mit dem Zaunpfahl durchaus und erwiderte hastig: „Da muss ich passen.“
Zwanzig Minuten später erreichten sie einen Privatflughafen. Die Limousine wurde auf eine Rollbahn gelotst und hielt nicht weit entfernt von einem Firmenjet. In kürzester Zeit befanden sie sich an Bord des Flugzeuges, saßen in bequemen Sesseln und legten die Sicherheitsgurte an. Nervös sah Rosalyn zu Joc. Sie überlegte, was sie Harmloses sagen konnte, das nichts mit ihren Plänen für die nächsten vierundzwanzig Stunden zu tun hatte.
„Also, wo fliegen wir hin?“
Er blieb völlig gelassen. „Auf eine kleine Insel zwischen dem Golf von Mexiko und dem Karibischen Meer namens Isla de los Deseos.“
Ruckartig richtete sie sich in ihrem Sitz auf. „Mir war nicht klar, dass wir so weit reisen.“
Indem er die zwei Finger hochhielt, bat er die Flugbegleiterin um zwei Tassen Kaffee, die prompt serviert wurden. „Ich habe dir einen romantischen Abend versprochen, und daran halte ich mich. Dieser Jet erreicht hohe Geschwindigkeiten. Wir sind also in wenigen Stunden auf Deseos.
In der Zwischenzeit entspanne dich einfach. Es gibt eine Auswahl an Filmen, die du ansehen kannst, und an Bord befindet sich eine halbe Bibliothek mit Büchern und Zeitschriften. Wann hast du dir das letzte Mal einen Kurzurlaub gegönnt?“
Sprachlos musterte sie ihn.
„Du hältst wohl nicht viel von Urlaub, oder?“
„Ich besitze eine Ranch“, erwiderte sie, als würde dieser Satz alles erklären. Und vielleicht war das ja auch so.
„Du hast Angestellte. Oder gehört das Wort ‚delegieren‘ nicht zu deinem Wortschatz?“
„Doch, irgendwo ist es enthalten. Ich kann mir nur einfach nicht …“ Sie unterbrach sich und trank einen Schluck Kaffee.
Er wusste, was sie gerade hatte sagen wollen. Sie konnte es sich nicht leisten zu delegieren. Plötzlich spürte er den Drang, sie zu beschützen. Sie sollte nicht so hart arbeiten. Wenn er ihr die Ranch abkaufte, müsste sie das vielleicht nicht mehr. Bei diesem Gedanken umspielte ein ironisches Lächeln seinen Mund. Wie selbstlos von mir.
„Lehne dich einfach zurück. Ich muss noch ungefähr eine Stunde lang arbeiten, bevor wir landen.“
Zu seiner Überraschung ging sie auf seinen Vorschlag ein. Als er das nächste Mal zu ihr sah, war Rosalyn eingeschlafen. Ihr Haar fiel ihr wie ein glänzender roter Seidenvorhang über die Schulter und reichte ihr gerade bis zum Brustansatz. Ihr Gesicht war ihm zugewandt, und im Schlaf entspannten sich ihre Züge. In diesem Moment wirkte sie sehr jung und verletzlich. Die oberen Knöpfe ihrer Bluse standen offen, und Joc erhaschte einen Blick auf zarte Rundungen und den Saum eines weißen BHs.
Sofort zwang er sich, sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren und die letzten Details eines Vertrages zu prüfen, den er am nächsten Tag auflösen wollte. Dabei hätte Joc seiner reizvollen Begleiterin viel lieber einen Kuss gegeben und sie geweckt.
Er begehrte sie. Er begehrte sie mit einer Leidenschaft, die alle Versuche, sich zu beherrschen, zunichtemachte. Mit einem Feuer, das alles bedrohte, was er zu erreichen hoffte.
Kurz nachdem sie gelandet waren, wachte Rosalyn ruckartig auf. Wie gebannt beobachtete Joc, wie sie sich langsam orientierte.
„Wir sind gerade auf Isla de los Deseos gelandet“, erklärte er, als ihr Blick auf ihn fiel. „Wir sind mit einem Firmenjet geflogen. Es ist Donnerstag, ein Uhr mittags. Das ist die Zeit in Dallas, nicht die Ortszeit. Du warst einverstanden, mit mir die Nacht zu verbringen, obwohl ich glaube, du bereust es jetzt.“
Gähnend streckte sie sich auf ihrem Sitz. „Danke. Das füllt die Lücken sehr gut“, sagte sie. Ihre Stimme klang warm und noch ein wenig verschlafen.
„Du musst sehr müde gewesen sein.“ Er stand auf,
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